Großveranstaltung

Warum der Dürkheimer Wurstmarkt nur ohne 3G-Auflagen stattfinden soll

Von 
Stephan Alfter
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Dicht an dicht im Schubkarchstand: ein Bild aus dem Jahr 2018. © Bernhard Zinke

Bad Dürkheim. Die Kurstadt rüstet sich für einen Wurstmarkt im Herbst, wie er vor der Corona-Pandemie normal war – kein Zaun, keine Impfnachweis-Kontrollen, keine Abstandsregelungen und keine Maskenpflicht. Christoph Glogger, Bürgermeister der rund 18 000 Einwohner zählenden Stadt, hat nach einer Festausschuss-Sitzung am Montagabend gegenüber dieser Redaktion bestätigt, dass das größte Weinfest der Welt an den ersten beiden Septemberwochenenden nur stattfinden wird, wenn es keine 3G-Einschränkungen gibt. Alles andere sei organisatorisch bei üblicherweise Zehntausenden Besuchern in den Stoßzeiten nicht machbar. Mehr als 600 000 Menschen kamen insgesamt in der Vergangenheit an den Festtagen auf die Brühlwiesen, wie sie in Dürkheim auch genannt werden. Rund um das Riesenrad, direkt neben dem Gradierbau, sind es vor allem die sogenannten Schubkarchstände, die eine riesige Anziehungskraft auf Menschen aus der gesamten Metropolregion ausüben.

Keine Hotspot-Regelung

Im Jahr 2016 feierte man den Wurstmarkt zum 600. Mal. Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) schiebt während des Festes Sonderschichten, um den Pendlern zwischen Rhein und Haardt gute An- und Abreisen zu ermöglichen.

Spielverderber für die Pläne in Bad Dürkheim hätte bisher noch die Landesregierung sein können. Aber: Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium hat am Dienstag in Mainz mitgeteilt, dass es im Bundesland vorerst keine Hotspot-Regelung geben wird. Um die Corona-Beschränkungen wie bisher weiter aufrechtzuerhalten, müsse laut der ab kommenden Sonntag, 2. April, geltenden Gesetzgebung eine konkrete Gefahr durch Überlastung des Gesundheitssystems drohen. „Das ist im Hinblick auf die Krankheitslast bei uns bisher nicht der Fall“, sagt Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD). Er hatte den Satz kaum fertig ausgesprochen, da kritisierte Hoch diese Regelung höchstelbst. Die Lage in den rheinland-pfälzischen Krankenhäusern sei hinsichtlich des aktuellen Krankenstandes „ernster, als sie jemals war.“ Das Bundesgesetz nehme den Ländern jede Möglichkeit flexibler Schutzmaßnahmen, monierte er.

Weindorf bekommt mehr Raum

Nicht mehr hundertprozentig zufrieden war man in Bad Dürkheim in den vergangenen Jahren mit den knappen Flächen, die für das immer beliebtere Weindorf inmitten des Platzes zur Verfügung stehen. Den Weggang eines Bierzelt-Betreibers nutzt man nun für eine Ausweitung. „Das Weindorf auf dem Wurstmarkt ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Glogger. Die elf Winzer- und vier Gastronomiebetriebe müssten sich nun nicht mehr so eng aufeinanderdrängen. Insgesamt entstehe mehr Raum, so Glogger am Dienstag.

Wie sich das vermeintliche Ende der Pandemie auf das Publikumsverhalten im September auswirken wird, vermag der Bürgermeister, der sich Mitte 2023 wieder zur Wahl stellen möchte, nach eigenen Worten nur schwer einzuschätzen. „Es kann in beide Richtungen gehen“, sagt er auf die Frage, ob er nach zwei Jahren ohne Wurstmarkt mit neuen Rekorden bei den Besucherzahlen rechne. Vielleicht seien auch viele noch vorsichtig, was solche großen Feste anbelangt, so Glogger. Einiges hänge bestimmt auch davon ab, wie der Sommer verlaufe.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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