Hockenheim. Zwischen „Mega-Konzert“ und „Nie wieder Hockenheimring“ sind es nur wenige Zeilen in den Einträgen der Besucher auf der Facebook-Seite der Hockenheim-Ring GmbH. Über 500 haben sich bis Montagmittag angesammelt, ihr Tenor ähnelt sich. Scharf kritisiert werden das Verkehrskonzept und die fehlenden Kapazitäten im ÖPNV, insbesondere die Sonderzüge der Bahn, deren Kapazitäten für das Besucheraufkommen nicht ausreichten. Wir haben bei Veranstalter Live Nation, der Hockenheim-Ring GmbH und der Deutschen Bahn um Stellungnahmen nachgefragt.
Bruce Springsteen in Hockenheim: Veranstalter nennt Bahnkapazitäten ausreichend
„Am Hockenheimring bestehen keine Möglichkeiten, die Anreise zu entzerren, außer wie geschehen an die Besucher zu appellieren, früher anzukommen. Die Parkplätze waren seit 10 Uhr besetzt, wurden aber bis in den Nachmittag kaum genutzt“, teilt eine Sprecherin von Live Nation auf Anfrage mit. Bei Konzertende sei der Ausschank von Getränken 45 Minuten aufrechterhalten worden, bis tatsächlich die Nachfrage vorbei gewesen sei.
Daran erkenne man, dass die Besucher auf dem Veranstaltungsgelände nicht länger verweilen, sondern die Heimreise antreten möchten.
Die Bahnkapazität nennt Live Nation ausreichend, um die auf der Schiene angereisten 11 500 Besucher auch wieder abreisen lassen zu können. Diese Zahl habe der Veranstalter durch Zählungen zwischen 12 Uhr und 19 Uhr am Bahnhof ermittelt, um nicht auf die Schätzung der Bahn angewiesen zu sein.
Springsteen-Konzert: Abfahrt weit nach Konzertschluss
Bei planmäßigem Konzertende 22.30 Uhr sei mit einem erhöhten Fahrgastaufkommen am Bahnhof gegen 23.30 Uhr zu rechnen gewesen, was auch eingetreten sei. Bis Mitternacht decke der Regelbetrieb der Bahn die Nachfrage ab. Ab 0 Uhr verkehrten in Richtung Mannheim und in Richtung Karlsruhe je drei Züge laut Regelfahrplan. Diese je drei Züge seien jeweils verlängert sowie um weitere drei Sonderzüge in Richtung Mannheim und zwei Sonderzüge in Richtung Karlsruhe ergänzt worden.
Diese Fahrzeiten seien vorher bekannt gewesen und allen Ticketinhabern über Eventim und Ticketmaster rechtzeitig per E-Mail übermittelt worden. „Dass nicht alle über den Tag verteilt mit der Bahn angereisten Besucher gleichzeitig mit der Bahn abreisen können, ist selbstverständlich und liegt in der eingeschränkten Leistungsfähigkeit des Schienennetzes und der Verfügbarkeit von Zügen begründet“. Im Bahnverkehr müsse darüber hinaus immer mit betriebsbedingten Wartezeiten sowie mit Verspätungen und Zugausfällen gerechnet werden.
Eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte, der Veranstalter habe erst am Tag vorm Konzert mitgeteilt, dass dieses so früh beendet sein würde, daher sei der erste Sonderzug erst um 0.16 Uhr geplant gewesen. Aufgrund der Schilderungen der Zugführer vom Andrang auf dem Bahnsteig seien über die beiden geplanten weiteren Sonderzüge um 1.28 und 2.21 Uhr zwei weitere Entlastungszüge um 1.49 Uhr und 3.13 Uhr in Richtung Mannheim eingesetzt worden. Außerdem seien die regulär verkehrenden S-Bahnen verlängert worden. So habe die Kapazität der S-Bahnen jeweils 800 Fahrgäste betragen, die der Sonderzüge jeweils 1200.
Ungünstige Bezeichnung
Unglücklich gelaufen ist die Bezeichnung der Parkscheine, die die Besucher im Voraus erwerben sollten. Deren Abkürzungen „P1“ für Preiskategorie 1, also das Parken an der Rennstrecke für 50 Euro, und „P2“ für allgemeine Parkbereiche, sind identisch mit den Bezeichnungen für die zwei dem Ring am nächsten gelegenen Parkplätze am Reiterplatz und bei der DJK. Daher steuerten viele Besucher fälschlicherweise diese beiden Plätze an – auch dann, als sie längst voll belegt waren.
Live Nation weist aber darauf hin, dass die Tickets sehr groß den Aufdruck „Alle Parkflächen außer Rennstrecke“ oder „Parken Rennstrecke“ enthielten. Niemandem sei ein konkreter Parkbereich platzgenau verkauft worden, sondern im Gegenteil unter Beifügung einer Übersichtskarte die Lage alle Parkflächen dargestellt worden.
Wir haben spät davon erfahren und bedauern, dass es hier möglicherweise zu Verwechslungen gekommen ist.
„Wir haben spät davon erfahren und bedauern, dass es hier möglicherweise zu Verwechslungen gekommen ist“, teilt die Hockenheim-Ring GmbH zu der irreführenden Bezeichnung der Parkplätze mit.
Auf die Frage, ob es für künftige große Konzerte nicht doch denkbar wäre, einen Shuttleservice mit eigenen Fahrtroute einzurichten, nachdem die Sperrung bestimmter Abschnitte des innerstädtischen Verkehrs offensichtlich erfolgreich funktionierte, lautet die Antwort der Ring GmbH: „Wir werden alle aufgekommenen Themen aufnehmen und im Nachgang mit den Partnern, den Behörden und den Ordnungsdiensten kritisch bewerten und prüfen – dazu gehört sicherlich auch der Einsatz eines Shuttleservices.“
Nicht mit Love Parade vergleichbar
Ein Vergleich der Situation an der Unterführung unter der Autobahn 6 in Richtung Parkplatz P2 mit der fatalen Love Parade 2010 in Duisburg verbiete sich mit Blick auf die Opfer, sagt die Ring GmbH und weist auf wichtige Unterschiede zwischen den Sicherheitseinrichtungen in Duisburg und am Ring hin.
Mit baulichen und organisatorischen Maßnahmen werde der Durchgang so gestaltet, dass in den Tunnel zu keiner Zeit mehr Menschen einlaufen können als an dieser Stelle hindurchpassen. Der Tunnel sei beidseitig mit Absperranlagen versehen mit je Seite zwei mal drei Meter Durchgangsbreite.
Bereits im Zulauf auf diese Sperrpositionen werde der Zulaufweg auf diesen Querschnitt reduziert. Ordner und Polizei überwachten den Personenfluss auf diesen Wegen permanent. Der Sanitätsdienst habe von einem sehr ruhigen Einsatzverlauf berichtet. Dies schließe nicht aus, dass sich Einzelne in großen Menschenmengen persönlich unwohl fühlen.
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