Verkehrschaos

Frust bei Springsteen-Fans: Gestrandet auf Zufahrtsstraßen zum Hockenheimring

Stau statt Konzerteuphorie: Frust und Verzweiflung herrscht bei vielen Hundert Besuchern, die zum Konzert von Bruce Springsteen auf den Hockenheimring wollen. Auch nach dem Konzert dauert es teils ewig

Von 
Matthias Mühleisen
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Stoßstange an Stoßstange stehen die Autos in der Hockenheimer Talhausstraße. © Matthias Mühleisen

Hockenheim. Konzerte von Bruce Springsteen sind hoch emotionale Momente. In die Euphorie und Begeisterung von fast 80.000 Fans über den Auftritt des „Boss“ am Hockenheimring mischten sich am Freitagabend für viele Hundert Konzertbesucher Frustration und Verzweiflung, weil sie einen Teil der grandiosen Show verpassten – gestrandet auf den überlasteten Zufahrtsstraßen zu den Parkplätzen rund ums Motodrom an einem durch Ferienbeginn und Baustellenballung ohnehin für Mobilität neuralgischen Datum.

Viele Fans haben sich für die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln entschieden. Am Hockenheimer Bahnhof beginnt für die Konzertbesucher nun der Marsch in Richtung Motodrom. © Schwetzinger Zeitung

Appell an Kartenkäufer, frühzeitig zum Springsteen-Konzert anzureisen

In Kenntnis dieser Voraussetzungen hatten Veranstalter Live Nation sowie die Polizei an die Kartenkäufer appelliert, frühzeitig anzureisen. 90 Minuten vor Konzertbeginn hatten nach Polizeiangaben aber erst rund 15.000 Besucher ihre Plätze auf den Tribünen und im Infield eingenommen. Auf der A 5 ab Weinheim, auf der A 6 ab Rauenberg und auf der A 61 ab der Rheinbrücke bei Speyer geriet der Anreiseverkehr laut Polizei ins Stocken.

Wer Hockenheim bis zum frühen Nachmittag erreicht hatte, kam auf den Ring-nahen Parkplätzen P 1 und P 2 unter. Später eintreffende, von ihren Navigationsgeräten in die unmittelbare Nähe der Rennstrecke geleitete Autofahrer – die nicht nur aus der ganzen Bundesrepublik, sondern auch aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Tschechien und Ungarn stammten – hatten ein doppeltes Handicap.

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Weit entfernte Parkplätze und kein Buseinsatz vor Ort

Sie quälten sich erst über die überlasteten Zufahrtsstraßen Richtung Ring, um dort vom Securitydienst auf die entfernter gelegenen (aber gleich teuren) Parkplätze an der Peripherie verwiesen zu werden und zwischen 45 und 60 Minuten Fußweg anzutreten. Shuttlebusse hatte der Veranstalter nicht eingesetzt, das örtliche Busunternehmen vor der nicht zu bewältigenden Masse der Fahrgäste kapituliert und den Dienst eingestellt. Taxiunternehmen aus der Umgebung hatten ihre Flotten nach Hockenheim verlagert.

Auch nach dem Konzert dauert es lange

Geduld mussten nach Konzertende gegen 22.15 Uhr auch jene Springsteen-Anhänger mitbringen, die dem Rat gefolgt waren, mit der Bahn zu kommen, bis sie Hockenheim verlassen konnten. Wie Oberbürgermeister Marcus Zeitler berichtete, haben Sonderzüge der Deutschen Bahn bis 2.21 Uhr die letzten 4000 Besucher abgeholt. Sie mussten dicht gedrängt vorm Bahnhof ausharren, dabei sollen mehrere Menschen kollabiert sein.

Abreise am Bahnhof in Hockenheim

Unser ehemaliger Kollege Thomas Schrott war selbst auf dem Konzert am Hockenheimring. Bei seiner Abreise hat er die Situation am Bahnhof Hockenheim wie folgt erlebt: 

Die Probleme mit der Bahn nach dem Springsteen-Konzert in Hockenheim waren sehr gravierend. Stundenlang warteten Tausende von Konzertbesuchern auf Züge in beide Richtungen Mannheim und Karlsruhe. Der Andrang wurde gegen Mitternacht immer stärker. Es waren zwar etliche Polizisten am Bahnhofsvorplatz, sie konnten aber keine Auskunft für die Fahrgäste geben und verwiesen auf die Bahn. Auf den Zugängen zu den Bahnsteigen gab es ein dichtes, von vielen als beängstigend empfundenes Gedränge. Viele Besucher nahmen an, dass bald Züge fahren würden - was sich als Irrtum herausstellte.

Viele ratlose und verzweifelte Besucher versuchten, ein Taxi auch aus den umliegenden Städten zu organisieren, was sehr häufig erfolglos blieb.

In Sozialen Netzwerken meldeten Autofahrer, sie hätten über zwei Stunden in ihren Fahrzeugen gewartet, bis sie die Parkplätze verlassen konnten – Tausende mussten über einspurige Straßen in Richtung Autobahnen abfahren.

Und dennoch: Polizei spricht von einem nahezu störungsfreien Verlauf

Trotz dieser Umstände spricht die Polizei von einem nahezu störungsfreien Verlauf. Die eingesetzten Kräfte hätten neben der Verkehrsregelung lediglich mit einer Streitigkeit um einen Parkplatz, einem Fall innerfamiliärer Streitigkeiten sowie der Zuordnung weniger Fundsachen beschäftigt gewesen. Eine Person sei aufgrund starker Alkoholisierung in Gewahrsam genommen worden.

Für OB Zeitler, der sich über den Eintrag der US-Rockikone ins Goldene Buch der Stadt freut, ist das Konzept von Stadt und Polizei, das die Überflutung der Wohnquartiere durch Parkplatzsuchende verhindern sollte, aufgegangen. Über Verbesserungen bei der ÖPNV-Versorgung will er mit dem VRN sprechen.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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