Protestaktion - „Es geht um unsere Existenz“

Über 100 Traktoren zeigen Verlauf möglicher Bahntrasse bei Eppelheim

Von 
Catharina Zelt
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Landwirte stellen mit Traktoren auf zehn Kilometer Länge den geplanten Verlauf einer geplanten Gütertrasse zwischen Mannheim und Karlsruhe dar und protestieren so gegen Landverbrauch. © Bernhard Zinke

Plankstadt/Eppelheim. Es ist ein eindrucksvolles Bild, das die über 100 Traktoren zwischen Plankstadt und Eppelheim abgeben. Alle 100 Meter haben Landwirte aus der Region eines der Fahrzeuge geparkt – und zwar genau dort, wo die geplante Güterbahntrasse zwischen Mannheim und Karlsruhe entlangführen könnte. Zehn Kilometer lang ist der Streckenabschnitt, der quer über Felder und Wege führt und von Heidelberg-Grenzhof vorbei an Plankstadt und Eppelheim bis zum Patrick-Henry-Village reicht.

Die Landwirte stehen bereit - sie protestieren gegen die Bahntrasse. © Lenhardt Norbert

Seit zwei Monaten formiert sich in den betroffenen Kommunen der Widerstand. Die Nachricht der Bürgerinitiative „Keine Bahntrasse“, vieler Politiker und der Landwirte ist dabei klar: Hier sollen die Schienen auf keinen Fall entlang laufen. Zu schwerwiegend wären Folgen für Mensch und Natur. Bei einem Pressetermin am Donnerstagnachmittag zeigt sich eine Masse an Menschen, die bereit ist, sich den Plänen der Bahn in den Weg zu stellen. Beachtlich ist die Zahl der anwesenden Landwirte, die mit ihren Traktoren den möglichen Streckenverlauf sichtbar machen.

"Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden"

Jörg Rauch, Alexandra Ulrich, Caren Thönnessen-Knoglinger und Dr. Erich Zahn von der Bürgerinitiative skizzieren die Folgen der Trasse für die Region und vor allem für Plankstadt, Eppelheim, Oftersheim und Heidelberg-Grenzhof. Sie sprechen vom Flächenbrauch, Lärmbelästigung und der Zerstörung von wichtigem Lebensraum. Plankstadt und Eppelheim würden durch die Schienen voneinander abgekapselt werden und Schulwege zerschnitten. „Uns ist bewusst, dass es eine Trasse geben muss, aber es muss die Lösung her, die für Mensch und Umwelt am verträglichsten ist. Es gibt Bündelungsgebote, an die sich hier nicht gehalten wird. Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden“, betont Ulrich. Wenn die Bahn nicht von dieser Trassenvariante abweichen wolle, sei ein Tunnelbau das Mindeste.
Protest der Landwirte. © bjz

Horst Fieser tritt für die betroffenen Landwirte ans Mikrofon. „Wir kämpfen um nicht weniger als unsere Existenz“, unterstreicht er die Tragweite des Bahnprojektes. Mitten durch die Feldflur solle die Trasse führen – das sei eine Katastrophe für die Landwirtschaft. Gerade wenn man die weltpolitischen Geschehnisse betrachte, sei es sinnvoll, die Produktion von regionalen Lebensmitteln zu fördern, statt den Landwirten ihre Flächen zu nehmen.

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Wolfgang Guckert, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Rhein-Neckar, berichtet von einem ähnlichen Fall vor einiger Zeit in Mannheim. Dieser habe ihm gezeigt, was Zusammenhalt ausmache. „Wir müssen zusammen kämpfen, nur so können wir etwas erreichen“, ist er sich sicher. Ziel sei es, wenigstens eine Tunnellösung zu erreichen. „Wir stehen für eine Mobilitätswende und Gütertransport, aber die Trasse muss so geplant werden, dass sie auch machbar ist“, pflichtet SPD-Landtagsabgeordneter Daniel Born ihm bei. Auch er plädiert – wenn an diesem Ort – für eine Tunnelvariante. Der Grünen-Abgeordnete Dr. Andre Baumann, der selbst verhindert ist, schreibt im Vorfeld: „Wir brauchen dringend einen Ausbau der Güterstrecke zwischen Mannheim und Karlsruhe, aber diese neuen Gleise sind mit bestehenden Verkehrsinfrastrukturen wie der ICE-Schnellbahntrasse oder der bestehenden Güterstrecke zu bündeln.“

"Wehret den Anfängen"

Die Stadt sei bereits von Bundesinfrastruktur umgeben, erklärt Bürgermeisterin Patricia Rebmann aus Eppelheim. Die von der Bahn in die engere Auswahl genommene Fläche sei das letzte freie Gebiet. „Es ist nicht richtig, eine Kommune so einzusperren“, bekräftigt sie. Darüber hinaus handele es sich hierbei um wertvolle Biotope. Plankstadts Bürgermeister-Stellvertreter Gerhard Waldecker kann da nur zustimmen. „Wehret den Anfängen“, fügt er hinzu. Der Mensch müsse oberste Priorität haben. „Ich bin beeindruckt, man kann die Traktorenkette nicht übersehen“, lobt der Oftersheimer Bürgermeister Jens Geiß die Aktion. Er betont, dass man der Bahn auch Lösungen anbieten müsse – und die gebe es hier in der Region durchaus.

Stadträtin Larissa Winter-Horn sagt als Vertreterin der Stadt Heidelberg ebenfalls ihre Unterstützung zu – bereits im vergangenen Jahr habe sich der Gemeinderat geschlossen gegen die Bahntrassenvariante ausgesprochen. „Wir sind nicht leise – die Bahn wäre es auch nicht“, ergreift Alexandra Ulrich das Schlusswort. Die Traktoren, die sich nun entlang der Trassenführung positionieren, sind nicht zu übersehen. Mit Plakaten protestieren die Landwirte gegen das Bahnprojekt – „no famers, no food, no future“ (keine Landwirte, kein Essen, keine Zukunft) steht auf ihren gelben Warnwesten.

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