Kallstadt. Nun also doch. In seiner zweiten Amtszeit könnte US-Präsident Donald Trump in der Heimat seines Großvaters Friedrich Trump vorbeischauen. Zumindest hat ihn der neue Bundeskanzler Friedrich Merz eingeladen, die Heimat seiner Vorfahren zu besuchen. Beim Wirtschaftstag der CDU in Berlin kündigte Merz jedenfalls am Dienstagabend an: „Ich habe ihn eingeladen, nach Deutschland zu kommen, uns zu besuchen in seiner Heimatstadt Bad Dürkheim. Und ich werde mit ihm zusammen da hinfahren.“
Kommt Trump in die Pfalz? Stirnrunzeln nach Ankündigung
In der Pfalz löst eine solche Ankündigung freilich in mehrfacher Hinsicht Stirnrunzeln aus. Donald Trumps Heimatstadt ist definitiv nicht Bad Dürkheim, sonst hätte er ja gar nicht zum Präsidenten gewählt werden können. Trump ist in New York City geboren. Aber selbst Trumps Großvater stammt nicht aus Bad Dürkheim. Wie fast jeder Pfälzer weiß, steht das einstige Geburtshaus von Friedrich Trump in der kleinen Weinbaugemeinde Kallstadt in der Verbandsgemeinde Freinsheim. Deren Bürgermeister Thomas Jaworek (CDU) war denn am Mittwoch ein entsprechend gefragter Mann. „Wir wehren uns ganz entschieden gegen eine Eingemeindung von Bad Dürkheim“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Wenn, dann gehören wir zur Verbandsgemeinde Freinsheim“.
Nein, einen Termin gebe es noch nicht. Er sei ja noch nicht einmal offiziell als Bürgermeister angefragt worden. Und ganz nebenbei: Die Häuser von Opa Trump und dessen Frau gehörten Privatpersonen. Auch mit denen müsste man dann auch mal sprechen, falls man da hin will.
Staatsbesuch benötigt ein dreiviertel Jahr Vorlauf
In seiner ersten Amtszeit hatte es schon einmal lockere Anfragen gegeben, als Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Präsidenten eine Karte der Pfalz überreicht hatte. Da habe es aus dem Bundeskanzleramt geheißen, dass ein Staatsbesuch einer Vorlaufzeit von mindestens einem dreiviertel Jahr bedürfe. Allerdings ist Trump möglicherweise schon in dieser Woche in der Pfalz, und zwar in Ramstein auf der Durchreise vom Nahen Osten nach Washington. Die kurze Stippvisite wäre zwar extrem unwahrscheinlich, aber Donald Trump ist bekannt dafür, dass er sich nicht zwangsläufig an Regeln hält. „Wenn er plötzlich vorbeikommt, wär's dann aber auch schnell vorbei“, hofft Jaworek. „Ich habe auf jeden Fall ein frisches Hemd im Schrank.“
Die Bürgerinnen und Bürger des idyllischen Weindorfs waren schon während der ersten Amtszeit Trumps hochgradig genervt durch den Überfall von Medienvertretern aus aller Welt. Diese hatten schon morgens um 6 Uhr in der ortsansässigen Bäckerei gestanden und völlig verdutzten Mitarbeiterinnen die Mikrofone unter die Nase gehalten und gefragt, was sie von Donald Trump halten.
Das Hambacher Schloss als Wiege der Demokratie zeigen
Hans-Ulrich Ihlenfeld, Landrat des Kreises Bad Dürkheim, hält die Einladung des Präsidenten erst einmal für ein mediales Thema. Offizielle Anfragen von übergeordneten Behörden gebe es nicht. Aber die kämen gewiss, wenn es denn soweit ist. „Für uns drängt es sich erst einmal nicht auf, ihn einzuladen. Aber wir werden ihn als freundliche Gastgeber herzlich empfangen“, sagt Ihlenfeld. Man werde die Gelegenheit nutzen, ihm die Region zu zeigen, die Landschaft, den Wein und die jahrtausendealte Geschichte und Kultur. „Wir werden ihm deutlich machen, dass hier auch die Wiege der Demokratie steht, nämlich das Hambacher Schloss, und welch große Rolle die kommunale Selbstverwaltung spielt“, so Ihlenfeld.
Friedrich Trump
Donald Trumps Großvater Friedrich Trump wird am 14. März 1869 in Kallstadt geboren, das damals zum Königreich Bayern gehört.
Nach einer Lehre als Friseur wandert er 1885 - als 16-Jähriger – in die USA aus .
1892 wird er US-Bürger und macht sein Vermögen unter anderem mit – zum Teil zwielichtigen – Restaurants im Nordwesten der USA und im kanadischen Yukon-Territorium während des Goldrauschs am Klondyke.
Als reicher Mann kehrt Trump , er sich mittlerweile Frederick nennt, 1901 zurück , heiratet 1902 in Ludwigshafen die elf Jahre jüngere Elisabeth Christ aus Kallstadt, fährt mit ihr wieder in die USA und kommt 1904 wegen des Heimwehs seiner Frau erneut zurück in die Pfalz.
Der Staat Bayern versagt ihm jedoch die erneute bayerische Staatsbürgerschaft, obwohl der Gemeinderat Kallstadt seine Wiedereinbürgerung begrüßt – auch wegen seines Vermögens von 80.000 Mark. Die Innenbehörde in Speyer vermutet, dass er sich vor dem Wehrdienst gedrückt hat, und erklärt ihn später sogar zur unerwünschten Person .
Diese Entscheidung verletzt Frederick Trump zutiefst und nährt seinen Hass auf die alte Heimat.
1905 wird Trump endgültig aus Deutschland ausgewiesen . Er stirbt am 30. Mai 1918 - als frühes Opfer der Spanischen Grippe . Sein Nachlass beträgt 31.359 Dollar. Sein Sohn Fred macht daraus die Hunderte Millionen Dollar schwere Trump Organization. bjz
Ob er denn tatsächlich diesmal mit einem Besuch von Trump rechnet? „Wenn es eine persönliche Verbindung zwischen Merz und Trump gibt, dann könnte ich mir vorstellen, dass er diesmal wirklich kommt.“ Und eine persönliche Beziehung der Staatsmänner findet Ihlenfeld gar nicht so verkehrt. Das knüpfe an die Tradition von Helmut Kohl an, der die Pfalz ebenfalls zur Weltbühne machte und vielen Staatsoberhäuptern seine Heimat zeigte. Politik und Diplomatie auf eine persönliche Ebene zu heben, habe große Wirkung gezeigt. „Wer weiß, ob die deutsche Wiedervereinigung sonst gelungen wäre“, philosophiert der Landrat.
Generalkonsul schon 2018 zu Gast in der Pfalz
Auch für Verbandsbürgermeister Jürgen Oberholz ist es überhaupt keine Frage, dass man Donald Trump als Staatsgast freundlich empfange: „Wir sind in der Pfalz, wir haben eine Willkommenskultur“, betont er. Allerdings glaubt er nicht, dass er die Gelegenheit haben wird, mit dem hohen Gast persönlich zu sprechen. Das habe ja schon 2018 nicht geklappt, als der Generalkonsul der USA in Deutschland, James W. Herman, sich während der ersten Amtszeit Trumps potenzielle Orte in Kallstadt anschaute, um einen möglichen Besuch vorzubereiten.
Der Sauerländer Friedrich Merz kennt die Pfalz übrigens auch aus eigener Anschauung: Er leistete seinen Grundwehrdienst von Juli 1975 bis September 1976 bei der Artillerietruppe der Bundeswehr unter anderem in Kusel ab. Dort absolvierte er den Lehrgang zum Fahnenjunker. Und beim Wehrdienst würde sich ein Kreis schließen. Schließlich wurde Trumps Opa Frederick der Weg in die Pfälzer Heimat verwehrt, weil er sich dem Militärdienst entzogen habe.
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