Geschichte - Generalkonsul kann sich einen Besuch des US-Präsidenten Donald Trump im pfälzischen Kallstadt gut vorstellen

Saumagen und Cowboyhut

Von 
Simone Jakob
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Neue Freunde: US-Generalkonsul James W. Herman (l.) und der Kallstadter Ortsbürgermeister Thomas Jaworek verstehen sich bestens. © Venus

Kallstadt. „Ich kann mir keinen besseren Ort für einen Besuch unseres Präsidenten Donald Trump vorstellen“, sagt der amerikanische Generalkonsul James W. Herman, lässt sein herzlich-lautes Lachen erschallen und drückt dem Kallstadter Ortsbürgermeister Thomas Jaworek freundschaftlich die Hand. Ob der Diplomat aus Frankfurt bei seiner Stippvisite in der 1240-Einwohner-Gemeinde an der Weinstraße – aus der Trumps Großeltern väterlicherseits stammen – tatsächlich die Möglichkeiten für einen offiziellen Besuch des mächtigsten Mannes der Welt ausloten will, lässt er aber offen. „Wir werden es ihm auf jeden Fall vorschlagen. Aber zu entscheiden hat das natürlich das Weiße Haus“, betont der Mann mit Cowboyhut.

Rundgang durch Weinstraßenort

„Kennen Sie alle Saumagen?“, fragt Herman, als er nach einem Mittagessen mit Pfälzer Spezialitäten mit seiner Delegation die Winzerstube Weick verlässt. „Ich kann Ihnen nur sagen, er schmeckt einfach wundervoll“, ruft er gestikulierend in die vielen Kameras. Viel privater war es zuvor zugegangen: „Unser Bürgermeister hat ganz normal einen Tisch für zehn bis 15 Personen reserviert und plötzlich saß diese hochrangige Delegation in unserer Stube. Aber wir sind berühmte Gäste ja gewohnt“, plaudert Thomas Weick, als die Gruppe neben der Saumagen-Sandsteinplastik vor der Weinstube posiert. Dann lädt Jaworek seinen amerikanischen Gast zu einem Rundgang durch Kallstadt ein. Im Schlepptau einen riesigen Tross aus Kamerateams, Fotografen und Reportern, der bisweilen die nicht gesperrte Weinstraße blockiert und schon einen Vorgeschmack auf einen Präsidentenbesuch gibt.

Mit einem großen, gusseisernen Schlüssel darf der US-Gast die schmucke Tür der St. Salvatorkirche aufschließen. „Sie ist 1575 gebaut worden und hier ist noch fast alles original“, sagt der protestantische Pfarrer Oliver Herzog und führt Herman zum Altar, wo er ihm einen Kelch zeigt. „Aus dem haben Trumps Großeltern bei ihrer Konfirmation getrunken“, erklärt Herzog. Im Jahr 2001 habe die „Trump-Organisation“ – das Unternehmen des Präsidenten – 5000 Dollar für die Sanierung der Kirchenfassade gespendet. „Auf dem Scheck ist sogar seine Unterschrift drauf.“ Auch die zweite berühmte Auswandererfamilie aus Kallstadt – die Ketchup-Könige Henry und John Heinz – hätten die Kirche schon mit einer Spende bedacht. „Sie haben 50 000 Euro für die neue Orgel zur Verfügung gestellt“, verrät der Pfarrer.

„Es ist ein kleines Haus mit einem Gemüsegarten“, berichtet Jaworek und bremst den Tross in gebührendem Abstand zum Geburtshaus von Donald Trumps Großvater. Den Wunsch, ein Foto mit dem Generalkonsul vor dem weißen Häuschen mit dem hellblauen Hoftor zu machen, lehnen Herman und der Ortsbürgermeister aus Rücksicht auf die neuen Bewohner ab. „Das Foto können Sie machen, wenn der Präsident kommt“, scherzt Herman und tippt sich an den braunen Cowboyhut. Im Haus der Heinz-Vorfahren drücken sich zwei kleine Mädchen ob des Medieninteresses die Nasen an der Fensterscheibe platt. Auch hier gibt es kein offizielles Foto. „Ich würde es selbst nicht schön finden, wenn ständig jemand von meinem Anwesen Bilder macht“, sagt Jaworek.

Anwohner sind Rummel gewohnt

„Es ist wichtig, sich an seine Wurzeln zu erinnern. Meine Mutter stammt aus Baden-Württemberg, mein Vater ist bayrischer Herkunft“, blickt Herman auf seine Familie. Er selbst sei in Texas geboren und in Hawaii aufgewachsen. „Die hier stammt von meinem Vater“, sagt der 57-Jährige und deutet auf seine lila Krawatte mit dem Blumenmuster.

Der Kallstadter Michael Bügler hat die Delegation „einfach aus Interesse“ mit seiner Hündin Laika begleitet. „Bislang haben noch alle US-Präsidenten Ramstein besucht. Das ist nicht weit, deshalb glaube ich, dass Trump kommt.“ Für die Anwohner sei ein wenig Rummel wegen der berühmten Auswanderer zu verkraften: „Die Welt zu Gast bei uns, das ist hier immer Gesprächsthema“, sagt er. Ob ein offizieller Staatsbesuch mit zugeschweißten Gullydeckeln aber jedem gefallen würde, sei schwer zu sagen. „Doch wenn Donald Trump tatsächlich anreist, heißen wir ihn willkommen.“

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US-Generalkonsul zu Gast in Kallstadt

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  • Über einen Besuch des US-Präsidenten in Kallstadt entscheidet nach Angaben des Generalkonsuls natürlich nur Donald Trump selbst. Allerdings könne das Konsulat Empfehlungen aussprechen, was man auch tun wolle.
  • Der nächste Schritt ist nun ein Besuch des neuen US-Botschafters in Deutschland, Richard Grenell. Er sei zwar schon von Trump nominiert, müsse aber noch vom Senat bestätigt werden. Er könnte bereits im Frühjahr nach Kallstadt reisen und so den Weg für einen Trump-Besuch ebnen.

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