Bobenheim-Roxheim/Lindenfels

Todesursache deutet auf Unglück hin

Nach dem rätselhaften Tod von Robin Schmitt (19) vor einer Woche veröffentlichen die Behörden das Obduktionsergebnis

Von 
Julian Eistetter
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Blumen, Kerzen und Bilder erinnern am Fundort in Bobenheim-Roxheim an Robin. Auch ein Fußball liegt dort. © Bernhard Zinke

Wird sich das Rätsel um Robins Tod in Bobenheim-Roxheim vollständig aufklären lassen? Am Freitag gab es zumindest eine Antwort in dem Fall, der so viele Fragen aufwirft und seit einer Woche Menschen in der gesamten Region beschäftigt. Polizei und Staatsanwaltschaft veröffentlichten die Erkenntnisse aus der Obduktion des Leichnams, der am frühen Samstagmorgen zwischen dem Bahnhof und dem Industriegebiet im Gleisbereich gefunden worden war. Das Ergebnis der Untersuchung im Institut für Rechtsmedizin der Universität Mainz am Donnerstag: Der 19-jährige Robin Schmitt starb durch ein sogenanntes Polytrauma. Das bedeutet, dass mehrere lebensbedrohliche Verletzungen zusammenkamen. „Es konnten keine Verletzungen gefunden werden, die typischerweise durch eine körperliche Auseinandersetzung entstehen“, heißt es in einer Mitteilung.

Lokführer soll ermittelt werden

Für die Ermittlungsbehörden verdichten sich also die Hinweise darauf, dass der Tod des jungen Mannes auf einen „tragischen Unglücksfall“ zurückzuführen ist. Die Annahme: Robin wurde von einem Zug erfasst und getötet. Obwohl es bislang keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gebe, werden die Ermittlungen weiter fortgesetzt.

So ist etwa die Auswertung von Videomaterial aus der Todesnacht noch nicht abgeschlossen. „Wir haben Material von verschiedenen Institutionen sichern lassen. Natürlich von der Deutschen Bahn, aber auch von Firmen vor Ort“, sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankenthal auf Nachfrage dieser Redaktion. Die Auswertung werde noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.

Das gilt auch für das toxikologische Gutachten, mit dem ermittelt werden soll, ob und wie viel Alkohol Robin zum Zeitpunkt seines Todes im Blut hatte. Auch das dauere immer etwas länger als eine einfache Obduktion, so die Sprecherin.

Doch wie konnte Robin Schmitt von einem Zug erfasst werden, ohne dass es auffällt? Weder blieb der betreffende Zug in der Nacht zum Samstag stehen noch meldete sich im Nachgang ein Lokführer bei den Behörden. Die Ermittler versuchen deshalb herauszufinden, um welchen Zug es sich gehandelt haben könnte. Dass der Lokführer des infrage kommenden Zuges dann als wichtiger Zeuge vernommen werde, sei selbstverständlich, so die Sprecherin. „Noch wissen wir dazu aber nichts.“

So war der Abend verlaufen

Was war geschehen? Bekannt ist, dass Robin am Freitag mit Freunden aus seiner Fußballmannschaft, der Spielgemeinschaft Lindenfels/Winterkasten, in Bensheim gefeiert hat. Am späten Abend machte er sich auf den Weg nach Worms zu seiner Freundin. Er stieg in die S6, die über Mannheim und Ludwigshafen in Richtung der Nibelungstadt fährt. Um 0.45 Uhr kam der Zug in Worms an, wo seine Freundin auf ihn wartete – vergeblich. Denn in Worms stieg Robin nicht aus. Der Live-Standort, den er seiner Freundin geschickt hatte, verharrte in Bobenheim-Roxheim, das einige Kilometer südlich liegt. Auf seinem Handy war Robin nicht mehr zu erreichen. Am frühen Samstagmorgen wurde er tot im Gleisbereich etwa 200 Meter südlich des Bahnhofs gefunden.

Wegen der Auffindesituation gingen die Behörden schnell von einem Unglücksfall aus. Für die Eltern von Robin stellten sich aber noch viele Fragen. „Die Situation ist für uns unbegreiflich“, hatte Vater Matthias Schmitt im Gespräch mit dieser Redaktion gesagt. Die Ungewissheit, was genau mit ihrem Sohn passiert ist, quält ihn und die getrennt lebende Mutter. Robin sei Herr seiner Sinne gewesen, als er Richtung Worms aufbrach, berichteten die Freunde. An einen Unfall im betrunkenen Zustand glauben die Eltern deshalb nicht. Eher daran, dass ihr Sohn zum Aussteigen an der zu frühen Haltestelle gezwungen und möglicherweise Opfer einer Gewalttat wurde.

Große Anteilnahme

Um herauszufinden, was in der Nacht von Freitag auf Samstag in der pfälzischen Gemeinde geschehen ist, warum ihr Sohn sterben musste, starteten sie einen Aufruf bei Facebook. Dieser wurde seitdem tausendfach geteilt und weiterverbreitet. Die Anteilnahme ist riesengroß. Auch in der südhessischen Fußballlandschaft, von der Robin Schmitt ein Teil gewesen ist. Bei Instagram und Facebook haben viele Vereine ihre Anteilnahme ausgedrückt, es gab Schweigeminuten auf den Plätzen. Die Spiele der SG Lindenfels/Winterkasten für dieses Wochenende sind abgesagt worden.

Die neuen Ermittlungsergebnisse sprechen nun eher für ein Unglück. Anhaltspunkte für suizidale Gedanken habe es laut Behörden nämlich nicht gegeben. Auch die Eltern bestätigten das. Für sie wird der Tod ihres Sohnes weiterhin ein Rätsel bleiben. So lange, bis es auch auf die verbliebenen Fragen Antworten gibt.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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