Heidelberg. Lange Schlangen vor den Praxen und Hausärzte, die dem Andrang kaum nachkommen können: Die Nachfrage nach Corona-Impfungen ist groß. Der Rhein-Neckar-Kreis und die Stadt Heidelberg reagieren darauf und bauen weitere Impfzentren aus. In Weinheim, Hockenheim, Sinsheim, Schwetzingen und Eberbach soll es ab 7. Dezember in Stufen losgehen. In Heidelberg werden – neben den Arztpraxen und mobilen Impfteams des Kreises – gleich zwei neue Impfstützpunkte entstehen: im ehemaligen Supermarkt in Patrick-Henry-Village und in der Stadtbücherei (Poststraße 15).
Neben denjenigen, die sich bereits zum dritten Mal impfen lassen, weil die Immunisierungswirkung nach vier bis sechs Monaten nachlässt, warten genauso Impf-Neulinge auf einen Termin.
Helle Messewände, Absperrbänder, markierte Laufrichtungen: Wo sonst Lesungen oder kleinere Konzerte stattfinden, werden gerade zwei Impfkabinen im Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei aufgebaut. Davor, im Flur, stehen Stühle für die nötige Ruhezeit nach der Immunisierung. In der Heidelberger Stadtbücherei sollen ab Donnerstag, 2. Dezember, an fünf Wochentagen bis zu 200 Impfungen pro Tag verabreicht werden. In zwei Schichten werden hier jeweils fünf Personen einen möglichst reibungslosen Impf-Einsatz leisten: Ärzte, Apothekerinnen und Helfer sind im Einsatz, um die Vakzine abzugeben und den Impfnachweis zu dokumentieren.
Nur mit Termin
Oberbürgermeister Eckart Würzner und der Heidelberger Arzt und Leiter des Impfstützpunkts, Albertus Arends, haben das neue Angebot am Montagmittag in der Bücherei vorgestellt. Ähnliche Impfstützpunkte sollen in den nächsten Wochen in anderen Stadtteilen öffnen – ebenfalls von niedergelassenen Ärzten betrieben und von der Kommune mit Infrastruktur und Räumen versorgt. Arends freut sich über die große Bereitschaft der Ärzte – auch pensionierter Kollegen – mit zu impfen.
„Impfen ist der einzige Weg aus der Pandemie“, begründet Würzner die Investition. Auch wenn die Impfquote in der Stadt selbst glücklicherweise sehr hoch sei – in den Pflegeeinrichtungen seien Mitarbeiter und Senioren beispielsweise zu 90 Prozent bereits „geboostert“ – spitze sich die Situation auf den Intensivstationen dennoch zu. 7606 Menschen aus dem Stadtgebiet haben sich seit Beginn der Pandemie infiziert, 67 starben in der Folge.
Aktuell liege die Sieben-Tage-Inzidenz mit 236,9 nur fast bei der Hälfte des Bundeswerts, bedankte sich Würzner bei den Bürgern auch für „enorm hohe Impfraten“. Von den 35 Personen, die aktuell wegen einer Covid-19-Erkrankung in Heidelberger Krankenhäusern behandelt werden, stammten lediglich 14 aus Heidelberg selbst. Nur Einzelne befänden sich auf Intensivstationen – für Würzner eindeutig ein positiver Effekt der hohen Impfrate.
Stadtchef fordert Impfpflicht
„Wir müssen die Impfpflicht endlich wieder ernsthaft diskutieren“, fordert Würzner auch in seiner Funktion als stellvertretender Präsident des Städtetags. Die Impfungen vor allem der Älteren und Kranken hätten „eindeutig Menschenleben gerettet“: Einige wenige Fälle von Infektionen in Senioreneinrichtungen seien allesamt mild und nicht schwer verlaufen. „Das ist genau das, was wir erreichen wollten“, fasst Würzner zusammen.
Dass nach wie vor größere Menschengruppen – etwa auf dem Weihnachtsmarkt – zusammenkommen, relativiert Würzner: Für ihn geht eine größere Infektionsgefahr von Veranstaltungen in Räumen aus. Dringend müsse es eine bundesweit einheitliche Regelung geben, kritisiert er, wie unterschiedlich einzelne Länder mit 2G, 3G und 2Gplus umgehen – und teilweise noch auf eine Maskenpflicht verzichten.
Die Stadt stellt Räume und Ausrüstung bereit, die Ärzte organisieren die Impfungen und rechnen das über die Kassenärztliche Vereinigung ab: Im Hilde-Domin-Saal werden montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr Termine angeboten. Die Termine werden über eine städtische Internetseite vergeben, die bereits auf Impfaktionen aufmerksam macht. Ohne eine Reservierung bekommt man keine Impfung.
Dauerhafte Impfaktionen
Dauerhafte Impfaktionen in:
- Bammental, Vertusplatz 1: Mo, Mi, Fr
- Eberbach, Güterbahnhofstraße 15: Di, Do, Fr
- Heddesheim, An der Fohlenweide: Mo, Mi, So
- Heidelberg, Poststraße 15 (geöffnet ab 2.12, Mo- Fr von 8-18 Uhr, Anmeldung unter www.heidelberg.de/impfen), Im Neuenheimer Feld 110 (Mo, Mi, So)
- Hockenheim, Rathausstraße 3: Mo, Mi, So
- Leimen, Theodor-Heuß-Str. 41: Di, Do, So
- Schwetzingen, Mannheimer Str. 35: Di, Do, Sa
- Sinsheim, Breite Straße 3: Di, Fr, Sa
- Weinheim, Bergstraße 49: Do, Sa, So
- Wiesloch, Parkstraße 5: Mo, Do, Fr
Anmeldung unter Tel.: 06221/522-1881 (Mo-Fr 7:30-16 Uhr, Sa 10-14 Uhr) oder per Internet unter https://c19.rhein-neckar-kreis/impftermin geöffnet, jeweils von 8:30-18 Uhr.
Am Montagvormittag hatte das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises bekanntgegeben, dass sechs weitere Impfzentren eröffnet werden. In den neuen Impfstützpunkten können dann pro Öffnungstag bis zu 300 (Eberbach und Schwetzingen), 500 (Sinsheim) und 600 (Hockenheim und Weinheim) Impfungen stattfinden. Im ehemaligen Supermarkt in Patrick-Henry, wo das Land bis zum Sommer ein Zentrales Impfzentrum unterhielt, sollen ebenfalls noch vor Weihnachten an sieben Tagen in der Woche bis zu 800 Impfungen pro Tag möglich sein.
Da das ehemalige Impfzentrum komplett leergeräumt wurde und erst wieder ertüchtigt werden muss, kann das genaue Startdatum noch nicht vorhergesagt werden, erklärt die Gesundheitsdezernentin des Rhein-Neckar-Kreises, Doreen Kuss.
„Wir wissen natürlich um den großen Andrang auf die Impfungen – speziell, was das Boostern betrifft. Aber ich bitte um Verständnis, dass diese enorme Aufstockung der Impfkapazitäten innerhalb weniger Wochen eben einige Tage in Anspruch nimmt. Alle Beteiligten tun derzeit das Menschenmögliche, um in ganz kurzer Zeit viele Impfangebote an verschiedenen Standorten in unserem Zuständigkeitsbereich aus dem Boden zu stampfen – das ist eine logistische Herausforderung“, betont Landrat Stefan Dallinger.
15 000 Dosen bis Weihnachten
Mindestens 15 000 Impfungen will der Kreis alleine über die buchbaren Termine der Dauerhaften Impfangebote (DIA) sowie über die Impfstützpunkte anbieten. „Wir sind guter Dinge, dass das auch klappt – allerdings brauchen wir hierfür nicht nur das Personal, sondern auch den entsprechenden Impfstoff“, erklärt der ärztliche Leiter Christoph Schulze. Nicht eingerechnet seien bei dieser Zahl die Mobilen Impfaktionen.
Die nötigen Formulare wie den Aufklärungsbogen, dieman am besten vor dem Impftermin herunterladen und ausgefüllt mitbringen sollte zum Impftermin, stehen auf der Internetseite des Robert Koch-Instituts (rki). Weiter in Betrieb bleibt indes das Test-Center des Rhein-Neckar-Kreises in Reilingen, in dem Personen mit Covid-19-Symptomen nach vorheriger Buchung einen PCR-Test machen können (Telefon 06221/5 22 18 81, montags bis freitags von 7.30 bis 16 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr).
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