Landwirtschaft - Kein regionaler Freilandspargel an Ostern / Liebhaber zahlen für das Kilo aus "geschütztem Anbau" bis 20 Euro

Spargelköpfe verstecken sich vor der Kälte

Von 
Michaela Roßner
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Auch unter schützender Folie und in Folientunneln wächst der Spargel derzeit kaum - weil die Sonne fehlt.

© Venus

Rhein-Neckar. Die königlichen weißen Stangen mit den zarten Köpfchen sind die Stars jeder festlichen Tafel. Aber in diesem Jahr werden sie beim Osterfest wohl eher fehlen - oder müssen teuer bezahlt werden: Das frühe Fest und die lange Kälte sorgen gemeinsam dafür, dass die Spargelsaison noch etwas auf sich warten lässt. Erst in anderthalb bis zwei Wochen soll die Freilandware in die Körbe wandern.

Heimischen Spargel gibt es indes - neben ausländischer Ware - auch jetzt schon: zum Beispiel auf dem Mannheimer Wochenmarkt. Doch der ist mit einem Kilopreis bis 19,50 Euro nicht nur teuer, sondern auch "dünn gesät": 320 Kilo hatte Obst- und Gemüsehändler Ralf Frey gestern auf dem Mannheimer Großmarkt im Angebot. Die Kisten wurden ihm trotz des extrem hohen Preises quasi aus der Hand gerissen.

Preise fallen nach Ostern

Woher diese frühe Ware stammt, mag Frey nicht verraten: "Die Landwirte haben alle Hände voll zu tun und brauchen jetzt keinen Trubel", erzählt der Geschäftsführer des Familienbetriebs. Außerdem möchte er auch nicht gerade die Konkurrenz auf diesen Produzenten stoßen.

Das Geschäft mit frühem Spargel ist lukrativ: Ist die Spargelsaison erst einmal richtig in Gang, purzeln die Preise verbraucherfreundlich rasch auf etwa die Hälfte des derzeit zu erzielenden Kilopreises: Die schönsten Stangen der Klasse I sind dann schon für sieben bis neun Euro zu haben. Die mindere Qualität, den "Suppenspargel", geben die Händler im Direktverkauf und auf den Märkten später für fünf Euro her, im Moment kostet das Kilo zehn Euro. In Erde aufgewachsen sind auch diese "Frühlinge" - Wärme bringen Folientunnel und zum Teil Wasserheizungen in die Dämme.

"Es gibt viel zu wenig für Ostern", weiß auch Spargelexperte Armin Rohr. Die Spargelpflanze ist sensibel und braucht warme "Füße". Bei den derzeit frostigen Temperaturen zieht Spargel schlicht die Köpfchen ein. "Er ist aber in den Startlöchern", ist Rohr zuversichtlich. "Wir brauchen eine Woche Wärme und Sonne, da werden Sie sehen, wie er wächst."

Vor allem Sonne wünscht sich auch Spargelbauer Andreas List aus Bürstadt am dringendsten. Er hat schon am 16. März zur Spargelsaison geblasen. Die kostbaren Pflanzen wachsen bei ihm im "geschützten Anbau": Die ersten beiden Märzwochen gediehen die Spargelstecklinge in einem Glashaus, nun stecken sie in der Erde unter einem Folientunnel. Die warme Temperatur ist hier nicht das Problem: "Aber die Sonne fehlt", schickt List ein Stoßgebet in den meist noch bedeckten Himmel. 40 Hektar bewirtschaftet der Bürstadter.

In Lampertheim ist der Termin für den offiziellen Spargelanstich gesetzt: Am 4. April soll es soweit sein. Doch Spargelkönigin Sabrina I. muss wohl noch bibbern, ob zu diesem Termin schon genügend Freilandware zu haben sein wird.

Acker im Winterschlaf

Wann der erste "richtige" Freilandspargel gestochen wird? "Fragen Sie mich mal etwas Besseres", entgegnet Theo Beck vom "Martinshof" in Dudenhofen humorvoll. Der erfahrene Landwirt geht davon aus, dass nicht vor dem 10. April mit Spargelmesser und Kelle die Ernte eingeholt wird. Die schützenden Folien, die sich wie ein wärmender Mantel um die Erdwälle legen, hat er "schon längst" ausgerollt. "Die Felder in den rheinland-pfälzischen Anbaugebieten liegen derzeit noch im Winterschlaf", bestätigt auch Frieder Zimmermann von der Landwirtschaftskammer. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Vegetation heuer drei Wochen zurück.

Wie die Saison verlaufen wird, wenn sie denn einmal begonnen hat, vermag im Moment noch kein Experte zu sagen: "Lassen Sie nächste Woche mal durchgehend Temperaturen im zweistelligen Bereich herrschen, dazu keine Nachtfröste mehr und Sonne satt wie vor zwei Wochen - dann kann das eine richtig gute Saison werden", hofft Frey.

Wieder einmal kommt es also auf das Aprilwetter an. 15 Grad warm, dazu hin und wieder Regen - das mögen die Nachtschattengewächse. Und wer auf der Ostertafel nun diesmal keinen Spargel vorfindet, der sei getröstet: Der 1. Mai, Muttertag (12. Mai), der Weiße Sonntag und Pfingsten bieten ebenfalls tolle Gelegenheiten zum Festmahl. Eines jedenfalls ist sicher: Am 24. Juni, dem Johannistag, ist traditionell Schluss mit der Spargelsaison.

Spargelanbau

In Rheinland-Pfalz sind insgesamt 1100 Hektar Ackerland mit Spargel bepflanzt. 940 Hektar liefern Ertrag.

Im vergangenen Jahr wurden hier rund 6000 Tonnen des königlichen Gemüses geerntet.

In Baden wurde 2012 deutlich weniger als im Vorjahr geerntet: 2011 war ein Rekordjahr und brachte 8784 Tonnen.

In Hessen wird auf 1850 Hektar Spargel angebaut - etwa 11 000 Tonnen Spargel werden geerntet. Die südhessischen Felder machen einen Großteil der Anbaufläche aus.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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