Landau/Neustadt. Landau/Neustadt. „Wir brauchen die nicht mehr.“ Mit diesem Satz sorgte der heutige CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz im Januar 2020 deutschlandweit für Entrüstung. Besonders groß war die Empörung in der Medienlandschaft - war doch genau diese mit dem Ausspruch des Politikers gemeint. „Wir brauchen die nicht mehr. Und das ist das Schöne“, sagte er mit Blick auf die öffentlich-rechtlichen und privaten Radio- und Fernsehanstalten sowie auf die konventionellen Medien generell. Heute könne jeder über die eigenen Social-Media-Kanäle ein Publikum erreichen. Den Medienanstalten gelinge das nicht mehr in vollem Umfang, meinte Merz damals. Genau dieses Thema behandeln nun die Südwestdeutschen Medientage 2022, die am 29. und 30. Juni auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt und in Landau stattfinden. Federführend bei der Organisation ist die Evangelische Akademie der Pfalz - unter anderem in Kooperation mit dem „Mannheimer Morgen“.
Saskia Esken zu Gast
Hatte Friedrich Merz recht mit seiner Aussage? Tatsächlich nutzen immer weniger Menschen das Angebot in Zeitung, Radio oder Fernsehen, in klassischen Formaten und zu festgelegten Zeiten. Auch Redaktionen mit Fachleuten, die Fakten recherchieren und sachlich darstellen, scheinen immer weniger gefragt. Politik wird in Sekunden über Twitter gemacht, Meinung in wenigen Minuten auf Youtube. Direkte Kommunikation löst die durch Medien vermittelte ab. Was bedeutet das für Politik, Gesellschaft, Kirchen und nicht zuletzt den Journalismus?
Die Veranstaltung
- Die Südwestdeutschen Medientage finden am 29. und 30. Juni im Butenschoen-Haus in Landau und auf dem Hambacher Schloss statt.
- Sie werden ausgerichtet von der Evangelischen Akademie der Pfalz, dem Medienreferat der Protestantischen Landeskirche, der Landeszentrale für politische Bildung RLP, dem Frank-Loeb-Institut an der Uni Koblenz-Landau, der „Rheinpfalz, dem „Mannheimer Morgen“, dem Deutschen Journalistenverband RLP und dem Verein Medienebene.
- Info und Anmeldung unter www.eapfalz.de/veranstaltung/medientage-2022/
Mit dieser Frage setzen sich die Südwestdeutschen Medientage kritisch auseinander. Wenn wir „die“ nicht mehr brauchen - wen brauchen wir dann? Was ist „gut“ an den neuen Entwicklungen und was „schlecht“? Wie wirkt sich direkte Kommunikation auf öffentliche Akteure aus, wenn sie sich nicht mehr dem professionellen Journalismus stellen müssen?
Diskutiert werden diese Themen unter anderem mit der SPD-Bundesvorsitzenden Saskia Esken. Sie ist am Mittwochabend ab 19.15 Uhr bei der öffentlichen Abendveranstaltung auf dem Hambacher Schloss unter dem Motto „Twitter statt Tagesschau?“ auf dem Podium und stellt sich rund eine Stunde und 15 Minuten den Fragen der Moderatoren.
Shuttle zum Hambacher Schloss
Los geht die Veranstaltung bereits um 13.30 Uhr im Butenschoen-Haus in Landau, wo Christoph Picker, Direktor der Evangelischen Akademie der Pfalz, die Gäste begrüßt. Ab 13.45 Uhr spricht dann Christoph Neuberger, Direktor des Weizenbaum-Instituts der Freien Universität Berlin, zum Thema „Mehr Partizipation - bessere Demokratie? Eine Zwischenbilanz der digitalen Öffentlichkeitsarbeit“.
Ab 15 Uhr gibt es mehrere Impulsvorträge, unter anderem von „MM“-Chefredakteur Karsten Kammholz, der die Frage stellt: „Wie gehen wir miteinander um?“ Weitere Referenten und Diskussionsteilnehmer sind Andrea Römmele von der Hertie School Berlin, Holger Martens, Geschäftsführer der Tageszeitung „Rheinpfalz“ und Amelie Marie Weber, Head of Social Media bei der Funke Mediengruppe.
Ein Shuttle bringt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die Gäste am frühen Abend von Landau zum Hambacher Schloss und am späten Abend wieder zurück. Tag zwei der Tagung beginnt mit einer Andacht und setzt sich mit einem 90-minütigen Block fort, in dem es etwa um die Vermittlung von Kommunal- und Landespolitik sowie um die Pressearbeit in der Kirche geht. Gesprächspartner dabei sind der Oberbürgermeister der Stadt Landau, Thomas Hirsch, der Pressesprecher der Evangelischen Landeskirche in Baden, Daniel Meier, und der Regierungssprecher des Saarlands, Julian Lange.
Nach einem weiteren Beitrag von Andrea Grahl und Katharina Heitmann-Werner vom Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Infomrationsforschung der Uni Bremen endet die Tagung mit einer Abschlussdiskussion.
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