Weinwettbewerb

So war die Krönung der Pfälzischen Weinkönigin in Neustadt

Denise Stripf aus Bad Dürkheim ist die neue Pfälzische Weinkönigin. Zum ersten Mal nahm ein Mann an der Wahl teil und auch eine geplante Namensänderung sorgte im Vorfeld für viel Aufsehen

Von 
Susanne Merz
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Denise Stripf (M), neu gewählte Pfälzische Weinkönigin, sowie ihre Stellvertreter, Manuel Reuther (r) und Lara Karr, stehen im Saalbau nach der Wahl und Krönung der "Pfälzischen Weinhoheiten" auf der Bühne. Hinter ihnen stehen die bisherigen Amtsträgerinnen, Weinprinzessin Hanna Spies (l-r), Weinkönigin Charlotte Weihl und Weinprinzessin Laura Götze. © Uwe Anspach/dpa

Neustadt. Die Spannung steigt, noch schnell eine kurze Pause. Dann ist es endlich soweit. Charlotte Weihl hält einen Umschlag in der Hand. Sie selbst wurde erst vor einer Woche zur neuen Deutschen Weinkönigin gewählt, davor war sie ein Jahr lang Pfälzische Weinkönigin. Nach dem Wettbewerb übergibt sie ihr voriges Amt im Saalbau in Neustadt an ihre Nachfolgerin. Weihl öffnet den Umschlag und verkündet freudestrahlend: „Gewonnen hat Denise Stripf aus Bad Dürkheim.“

Die 26-Jährige Stripf schreit auf, schlägt ihre Hände vorm Gesicht zusammen und geht in die Knie. Sie kann ihr Glück kaum fassen, wird überwältigt von ihren Emotionen. Nach den obligatorischen Umarmungen der Konkurrenz, die jetzt zum Hofstab der neuen Pfälzer Hauptmonarchin gehören, geleiten sie die Siegerin nach vorne zur Bühne. Sie stützen Stripf rechts und links, diese weint vor Glück, hält sich immer wieder die Hand vor den Mund, als könnte sie es noch nicht glauben. Weihl übergibt die Krone, setzt sie Stripf auf den Kopf. Die 86. Pfälzische Weinkönigin ist gekrönt.

Mit Tradition gebrochen - Mann nimmt an der Wahl teil

Auch wenn Weihl noch kurz vor der Bekanntgabe betonte, „dass alle schon Gewinner sind, weil sie danach als Weinhoheiten-Trio den Pfälzer Wein repräsentieren“, zeigt Stripfs Reaktion, dass der Sieg doch noch einen anderen Stellenwert hat. In der Vorrunde haben sich jedoch alle drei Kandidaten schon gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Lara Karr (23) aus Weisenheim am Berg und Manuel Reuther (28) aus Forst sind die neuen Weinhoheiten an der Seite von Stripf. Beide werden im nächsten Jahr gemeinsam mit ihr repräsentative Aufgaben rund um den edlen Rebensaft wahrnehmen und das Anbaugebiet Pfalz vertreten. Karr bekam auch ein Krönchen und Reuther eine Anstecknadel.

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Auch wenn sich Reuter nicht den Sieg holen konnte, stieß seine Teilnahme auf überregionales Interesse. Denn es war das erste Mal, dass in der Pfalz ein Mann zur Wahl stand. Auch Moderatorin Janina Huber betonte, dass „das Amt sich in ganz großen Schritten weiterentwickelt hat und in diesem Jahr noch mal einen ganz großen Sprung macht“. Denn Männer waren erstmalig zur Teilnahme zugelassen.

Nächstes Jahr erstmals Mann bei Wahl zur Deutschen Weinhoheit

Auf die Frage, warum er sich beworben habe, erklärte Reuther: „Ich habe mich mit dem Vorgänger-Trio unterhalten und festgestellt, dass es ganz cool ist, was die da machen.“ Vor Kurzem war in Rheinhessen erstmalig ein Mann in einem der 13 Weinanbaugebiete zum Rebenmonarchen gekrönt worden. Somit ändert sich auch das Bild bei der Wahl zur Deutschen Weinhoheit nächstes Jahr, denn dort wird dann auch erstmalig ein Mann um den Titel kämpfen.

© Uwe Anspach

Aber nicht nur das hat im Vorfeld der Wahl für Aufsehen gesorgt. Die Wahl wurde begleitet von Diskussionen über die Zukunft des Amts. Ursprünglich wollte die Pfalzwein-Werbung den Titel in „Pfalzweinbotschafter“ umbenennen und die Krone durch Anstecknadeln ersetzen - auch, um das Amt geschlechtsneutral zu gestalten. Nach viel Kritik und heftigen Debatten blieben der alte Name und die Krone zunächst erhalten. Im Oktober wird eine Interessengemeinschaft aus verschiedenen Verbänden und Institutionen zusammentreten. Diese wird über die Zukunft des Amtes beraten und dann eine Entscheidung treffen. Jedoch spielte das Thema am Wahlabend keine Rolle.

Pfälzische Weinhoheiten

  • In diesem Jahr fand die 86. Wahl zur Pfälzischen Weinhoheit statt
  • Sie wird vom Verein Pfalzweinwerbung organisiert
  • Die gewählten Pfälzer Weinhoheiten unterstützen die Förderung des Weins aus der Region und repräsentieren sie für ein Jahr im In- und Ausland
  • Die Wahl hat sich seit Beginn sehr verändert und modernisiert
  • Zum ersten Mal nahm in diesem Jahr ein Mann teil, vorher waren Männer nicht zugelassen

Im Mittelpunkt des Geschehens standen die drei Kandidaten. Der Wettbewerb begann gleich mit der Fachbefragung. Souverän meisterten sie die Fragen. Begleitet wurden ihre Auftritte vom lauten Jubeln ihrer Fanclubs auf der Empore. Die angehenden Weinhoheiten hatten jeweils nur 45 Sekunden, um auf komplexe Fragen eine Antwort zu geben. Denn im Weinwettberwerb „geht es nicht nur um Platitüden, sondern viel Weinwissen und Expertise sind gefragt“, wie Dominik Durner sagte. Er ist der Studiengangleiter des Oenologie Campus in Neustadt und gehörte zu den Fragestellern. Um sicherzugehen, dass die Weinhoheiten auch bei Terminen im Ausland bestehen, musste auch eine Frage auf Englisch beantwortet werden.

Publikum darf bei Blindverkostung mitraten

Bei der Blindverkostung stand den angehenden Weinmonarchen Christian Wolf, der Verkostungsleiter vom Meininger Verlag, zur Seite. Ungewöhnlich in diesem Jahr - es wurde Rotwein verkostet. Ist die Pfalz doch hauptsächlich für ihren Weißwein bekannt. Trotzdem stellten die Kandidaten erneut ihr Können unter Beweis. Stripf und Reuther erkannten sogar die Rebsorte. Auch das Publikum durfte den Wein verkosten und seine Expertise testen.

Schließlich musste das Trio noch fehlerhafte Aussagen in Videos rund um den Wein erkennen und eine freie Rede zum Thema Künstliche Intelligenz im Weinbau halten. Alle drei Kandidaten meisterten die Aufgaben kompetent und selbstsicher. Doch am Ende überzeugte Stripf die 70-köpfige Jury mit einer Mischung aus Ausstrahlung, Fachwissen und Schlagfertigkeit. Überwältigt von „einem unbeschreiblichen Gefühl“ feierte Stripf ihren Sieg auf der nachfolgenden Party im Saalbau.

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