Neustadt. Als neue Deutsche Weinkönigin wartet ein ereignisreiches Jahr auf die Gönnheimerin Charlotte Weihl. Wie sie ihre Krönung gefeiert hat, welche Rolle Wein in ihrem Leben spielt und was sie sich vorgenommen hat.
Charlotte, hinter Dir liegen anstrengende Tage mit vielen Emotionen. Wie hast Du gefeiert?
Charlotte Weihl: Wirklich zum Feiern bin ich bisher gar nicht gekommen, weil die letzten Tage voller Termine waren. Aber schön war, dass es direkt am Freitagabend in meiner Heimatgemeinde einen Empfang für mich gab – eine Überraschungsfeier mit 200 bis 250 Leuten. Die Kirchenglocken haben geläutet, Freunde und Familie standen mit Fackeln am Hof Spalier. Das war höchst emotional. Ich habe dann mit einem Glas Spätburgunder angestoßen. Spätburgunder ist neben Riesling eine meiner Lieblingsrebsorten.
Weitere Informationen zu Charlotte Weihl
- Alter: 24
- Heimatort: Gönnheim
- Studium: Internationale Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim
- Arbeitsplatz: Weingut Knipser in Laumersheim
- Interessen: Wandern, Joggen, Fußball, Kochen
- Bevor die Pfälzerin zur 76. Deutschen Weinkönigin gewählt wurde, repräsentierte sie ein Jahr das Anbaugebiet Pfalz als Pfälzische Weinkönigin
Was bedeutet es für Dich, Deutsche Weinkönigin zu sein?
Weihl: Es ist für mich eine unglaublich große Ehre, noch ein Jahr im Auftrag des Weines unterwegs zu sein. Ich blicke auf eine ganz tolle Zeit als Pfälzische Weinkönigin zurück und freue mich auf das nächste Jahr als Deutsche Weinhoheit. Da hat man noch mal eine ganz andere Reichweite. Das Besondere an dem Amt ist ja, dass man alle 13 Weinanbaugebiete vertritt. Deshalb ist man viel in ganz Deutschland und auch im Ausland unterwegs. Ich freue mich sehr darauf, noch mal ganz neue Regionen kennenzulernen, dort mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und sie für unsere Produkte zu begeistern.
Mit der Wahl hast Du Dich sozusagen für ein Jahr von Deinem Privatleben verabschiedet. Hast Du da Tipps bekommen von der Vorgängerin?
Weihl: Ja, natürlich. Ich war auch schon mit dem Vorgänger-Trio im engen Austausch. Sie haben immer betont, wie zeitintensiv alles ist. Ich hatte schon als Pfälzische Weinkönigin sehr viel zu tun und ich glaube, das wird gerade so weitergehen. Ich bin noch im Studium und im Weingut Knipser in Laumersheim tätig. Wenn es klappt, möchte ich während der Amtszeit meinen Bachelor beenden.
Welche Rolle spielt denn Wein generell in Deinem Leben?
Weihl: Der Wein spielt schon mein ganzes Leben eine ganz große Rolle. Meine Uroma hatte ein Weingut, deshalb gibt es auch bei uns in der Familie fünf Hektar eigene Rebflächen. Das Weingut wird nicht weitergeführt, aber der Weinbau ist trotzdem erhalten geblieben. Meine Eltern sind beide in der Weinbranche tätig. Als ich noch ein kleines Kind war, hat mein Vater ein paar unserer Wingert selbst bewirtschaftet. 2022 haben mein Vater und ich wieder zusammen Wein ausgebaut. Es gehört auch einfach zur Kultur dazu, wenn man in einem Weinbaugebiet groß wird. Wein ist für mich nicht nur Hobby und Leidenschaft, sondern auch eine Berufung.
Gibt es bestimmte Themen, die Dir als Weinkönigin besonders am Herzen liegen?
Weihl: Die beiden Deutschen Weinprinzessinen und ich wollen gerade außerhalb der Weinanbaugebiete auf deutschen Wein aufmerksam machen. Wir wollen bewirken, dass die Deutschen auch häufiger mal zu deutschem Wein greifen. Wir möchten bewusst machen, was wir für ein schönes Kulturgut hier im Land haben. Denn wir haben das Gefühl, dass das Thema außerhalb der Weinbauregionen nicht sehr präsent ist. In Deutschland wird doch sehr häufig zu Wein von unseren ausländischen Nachbarn gegriffen. Wir wollen die Menschen ermutigen, auch mal tiefer in die Tasche zu greifen. Es sind im Vergleich nur 75 Cent im Durchschnitt, die eine Flasche Wein aus Deutschland mehr kostet. Mit diesen 75 Cent kann man viel erreichen für Deutschland, die Regionen und die Branche. Außerdem möchten wir im Ausland zeigen, was für tolle Weine wir hier produzieren.
Du hast ja gerade gesagt, dass die Deutschen häufig zu ausländischen Weinen greifen. Welche weiteren Herausforderungen siehst Du für die Weinbranche?
Weihl: Ich glaube, dass wir den Endverbrauchern erklären müssen, welche Kosten bei der Produktion entstehen, wie die Preispolitik in der Weinbranche funktioniert, zum Beispiel auch durch den Mindestlohn. Natürlich merken wir auch, dass die WHO kommuniziert, dass jeder Tropfen Alkohol schädlich sein soll, sodass der Weinkonsum gesunken ist. Wein ist ein Genussmittel, das man moderat genießen sollte.
Wie wichtig ist Dir Nachhaltigkeit in der Weinproduktion?
Weihl: Nachhaltigkeit spielt eine sehr große Rolle. Die Böden sind unsere Ressource. Diese müssen wir schonen und schützen. Wir haben auch das Ziel, zukunftsorientiert zu arbeiten für eine soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit. Wir sollten unsere Ressourcen schonen, um wirtschaftlich zu arbeiten und dadurch stark in die Zukunft zu blicken.
Klimaexperten sagen voraus, dass es wegen des Klimawandels hier in der Region schwierig werden könnte mit dem Anbau von Riesling. Wird das problematisch?
Weihl: Den Klimawandel kann man im Weinbau von zwei Seiten betrachten. Wir haben zum einen jetzt auch die Chance, internationale Rebsorten zu pflanzen wie Cabernet Sauvignon oder Syrah. Aber wir haben auch die Möglichkeiten, mit den steigenden Temperaturen oder den veränderten Witterungsbedingungen umzugehen. Deutschland wird trotzdem noch eines der kühleren Weinbauländer sein. Wenn es darum geht, jetzt neue Weinberge anzulegen, ist sehr wichtig, auf die Bedingungen im Weinberg zu schauen. Wenn man darauf achtet, können wir auch in Zukunft noch wunderschöne Rieslinge produzieren.
Was macht denn für Dich einen guten Wein aus?
Weihl: Guter Wein soll schmecken und die Qualität muss einfach stimmen. Das heißt, es muss nicht immer unbedingt der teure Wein sein. Wir haben hier in Deutschland den Vorteil, dass wir ein unglaublich gutes Preis-Leistungsverhältnis haben. Ein Wein soll Spaß machen, er soll sich nicht aufdrängen, sondern einen begleiten.
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