Plankstadt. Musik verbindet: Diese zwei Worte stehen auf einem Banner, der im Weldegarten in Plankstadt aufgehängt ist. Am Samstag waren diese beiden Worte das gelebte Gebot beim Electric-Horizon-Festival. Die Wunderwaffe Musik – und ganz besonders die Elektronische – besitzt eine Magie, die weit über Generationen hinausreicht. Sie ist ein Puls, ein kollektiver Herzschlag aus Bass und Licht, der Menschen aller Altersgruppen zusammenführt. In einem Moment, in dem Herkunft, Alter, Sprache und Lebensgeschichte in den Hintergrund treten, weil eine Sprache aus Frequenzen, Bässen und Rhythmen jeder versteht - roh, direkt, gefühlsecht. Elektronische Musik trifft erst den Körper und geht dann direkt hinein in die Seele.
Diese besondere Magie war auf dem Electric-Horizon-Festival in Plankstadt den ganzen Tag bis hinein in die Nacht spürbar. Mit der zweiten Auflage des Festivals hat Veranstalter Marcel Kästel mit seinem Team wieder einen Raum jenseits des Alltags geschaffen. Ein temporärer Ort, an dem Fremde sich tanzend den Beats hingebend und zu Verbündeten wurden. Zu einer Musik, die nicht fragt, wer du bist, nur, ob du fühlst. Diesem Vibe konnte sich von jung bis alt niemand entziehen. Egal ob bunte Vögel in neopinkem Flamingo-Dress, normalem Alltags-Outfit, Körperkult-Liebhaber, die ihre gestählten nackten Oberkörper im Takt bewegten oder die weiblichen Pendants im schwarzen Hauch von Nichts.
Rund 2100 Gäste kommen zum Electric-Horizon-Festival nach Plankstadt
Eva und Rita, angereist aus dem Main-Kinzig-Kreis, waren absolut begeistert: „Dieses bunte Potpourri an unterschiedlichsten Menschen, die zusammen tanzen! Wir haben vor 30 Jahren schon zusammen mit Talla 2XLC gefeiert und jetzt, Generationen später, ist es noch genauso wie früher, das ist so schön. Die vielen jungen Leute, die sich nun dazu mischen und Spaß haben, es ist einfach nur toll.“ Die beiden Frauen kennen einige namhafte Clubs auch außerhalb Deutschlands und finden klare Worte zum Festival: „Wir sind total geflasht, es ist mega hier, wir lieben es.“
Auch das Security-Personal, das permanent auf dem gesamten Areal und den drei Floors mit sympathisch-gelassener Autorität Präsenz zeigte, war mehr als zufrieden: „Es gibt so gut wie keine Vorkommnisse, die Leute sind total friedlich. Aber bei Elektro-Festivals sind die Leute meist sehr entspannt.“ Ob das eventuell auch am Einfluss chemischer Substanzen lag, deren THC-Duftnote sich überall im Weldegarten unausweichlich zwischen atmosphärisch-euphorische Beats mischte?
Auf alle Fälle wurde an alles gedacht: Merchandising und Tätowierer aus Mannheim, Foodtrucks sorgten mit Burgern, Wraps, Bratwurst, Waffeln und weiteren Snacks für das leibliche Wohl. Getränkestände boten von Slush-Cocktails über Gin bis zu Bier und alkoholfreien Getränken eine große Auswahl. Unter Sonnenmarkise und Sprühnebelanlage wurde ab 11 Uhr gefeiert und so füllte sich nach und nach das Gelände, das die erwarteten rund 2100 Gäste optimal aufnahm und sich an drei Schauplätzen verteilen ließ.
Headliner heizen im Weldegarten in Plankstadt ein
Nicht wenige waren bereits im vergangenen Jahr zur ersten Electric-Horizon am Start: „Wir sind zum zweiten Mal hier, weil es einfach so gut war. Die ganze Stimmung ist locker und entspannt. Für uns ist es ein Heimspiel und die Uhrzeit ist auch perfekt. Wir finden es richtig genial, ich fühle mich sofort jünger hier, außerdem ist DJ Fritz Andermann einfach nur geil,“ schmunzelte Nelly während Patrick ergänzte: „Man hört die Musik und es ist wie früher, es hat sich scheinbar nichts geändert. Vor allem finde ich es super, dass ein halber Liter Wasser nur 2,50 Euro kostet.“
Ein wesentlicher Aspekt an diesem Sommertag, der auch durch Wolken und etwas Wind die Temperaturen gnädiger gestaltete. Nicht nur gastronomisch, selbstverständlich auch akustisch wurde jede Elektro-Vorliebe bedient: Im Timelab ging es bei 90er-Techno und Trance Classics nostalgisch zu, was auch den Großteil dieser Generation anzog und in alten Zeiten schwelgen oder eher raven ließ.
Der Godfather of Techno, Talla 2XLC ließ – gleichermaßen cool und mit unübersehbarer Begeisterung - im einzigen Indoor-Bereich zur Hymne „Insomnia“ binnen Sekunden die Hütte toben. Unterdessen ging es auf Floor 2, der sogenannten Fabric bei Hardtechno und Trance massiver und kompromissloser zu. Besonders Headliner Rikhter schmetterte am Abend harte Beats in alle Organe und jedes Molekül der wild tanzenden Crowd. Auf Floor 1, im Garden, kamen nicht nur Sonnenanbeter auf ihre Kosten. Hier machten am Mittag in urlaubslauniger Atmosphäre melodische Techno-Beats von Schwetzinger Urgestein Fritz Andermann glücklich. Den Abend übernahm Headliner Bart Skils und auch hier zeigten sich die Techno-Fans weiter konditionsstark, tanzbegeistert, was Stunden später bei Felix Kröcher nicht nachließ.
Electric-Horizon-Festival wird es auch 2026 wieder geben
Gekrönt wurde die gesamte Show am Ende von einem Feuerwerk, die das Partyvolk im Weldegarten verabschiedete bevor diejenigen, die noch immer nicht genug hatten, mit Shuttlebussen zur Afterhour in den Basement Club nach Schwetzingen pilgerten. Veranstalter Marcel Kästel zog erledigt, aber hochzufrieden Bilanz: „Es war nervenaufreibend, aber mit genauso viel Spaß verbunden. Wir haben die Veranstaltung ein Jahr lang geplant und sind in diesem Jahr mit DJ’s auch internationaler geworden. Der nächste Termin steht bereits fest.“ Am 15. August 2026 geht das Electric Horizon in die dritte Runde, der Kartenvorverkauf hat bereits gestartet.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es Wirbel um die Kooperation mit einem Tattoo-Studio aus Ketsch gegeben. Aufgrund von Nazi-Vorwürfen der Antifa Heidelberg, die sich gegen den Inhaber des Tattoo-Studios „PikAss“ aus Ketsch richten, beendete der Festivalbetreiber die Kooperation mit dem Studio. Auf Tattoos mussten die Gäste jedoch nicht verzichten. „Wir haben mit Tätowiererinnen aus Mannheim zusammengearbeitet“, sagte Marcel Kästel.
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