Technik Museum

Sinsheimer U-Boot öffnet die Luken: Warum der Besuch ein Erlebnis ist

Gut zwei Jahre ist es her, da begann der Transport von Kiel nach Speyer. Ab Samstag ist U17 im Technik Museum Sinsheim zugänglich. Wir waren schon drin.

Von 
Stephan Alfter
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Drangvolle Enge herrscht im U-Boot, hier im Motorraum. © Michael Ruffler

Sinsheim.

Was ist seit der Ankunft am 28. Juli 2024 in Sinsheim passiert?

In den vergangenen Monaten wurde das 48 Meter lange und 350 Tonnen schwere Unterseeboot nach Angaben des Museums aufwendig für die Eröffnung vorbereitet. Verantwortlich dafür war zuvorderst Matthias Krieg. Er hat mit seinen Leuten versucht, ein möglichst realitätsnahes Erleben zu kreieren. Das neun Meter hohe U-Boot steht jetzt auf dem Parkplatz vor einer der Hallen des Museums. Von der Halle reicht eine 20 Meter lange „Gangway“ zum U-Boot. Der Einstieg in U17 erfolgt über eine Luke und eine steile Leiter in den Torpedoraum, der Ausstieg über den Motorraum.

Was gibt es in dem U-Boot überhaupt zu sehen?

Im Torpedoraum werden die acht 15 Meter langen Torpedo-Rohre gezeigt, in denen sich früher die Waffen des U-Bootes befanden. Durch eines der Rohre können Besucher nach draußen schauen. Es gibt die weniger als einen Quadratmeter kleine Toilette mit Dusche zu besichtigen, die Betten der 23 Mann starken Besatzung, die Kombüse mit Kühlschrank, Tische und Bänke, Computerbildschirme und Tastaturen, die Operationszentrale mit Periskop. Durch das Periskop können Besucher nach draußen schauen und das russische Flugzeug Tupolev sehen – ein Ausstellungsstück auf dem Dach der Halle nebenan.

Warum ist der Innenraum ein Erlebnis?

Innen gibt es Geräusche, wie sie laut Museum früher in U17 zu hören waren: das Drehen der Schiffsschraube, singende Wale, blubberndes Wasser, das Piepen des Sonars. 18 Lautsprecherboxen sorgen für eine authentische Klangkulisse. Dazu vibriert das U-Boot dank Rüttelplatten leicht. Es gibt einen Ausschnitt aus dem Film „Das Boot“ inklusive Alarm zu hören. Währenddessen wird das U-Boot in rotes Licht getaucht. Einige Schalter dürfen auch die Besucher umlegen – und damit etwa Ventile öffnen und schließen.

Was hat das alles gekostet?

Der Transport alleine war mit zwei Millionen Euro veranschlagt. Das hat laut Museums-Geschäftsleiter Michael Einkörn auch ganz gut hingehauen. Hinzu gekommen sind in den vergangenen vier Monaten 500.000 Euro an Kosten für die Arbeiten an der Innenausstattung und an der Präsentationsfläche.

In der Toilette des U-Boots ist nicht gerade viel Platz. © Michael Ruffler

Was ist zur Eröffnung besonderes geboten?

Nichts. Ursprünglich hatte es geheißen, ehemalige U-Boot-Kameraden würden zur Eröffnung durch das U-Boot führen. Dies ist aber nicht der Fall. Das Museum rechnet mit einer hohen Zahl an Besuchern am Samstag. „Jetzt das Ganze auszubremsen und Personen langsamer durch das U-Boot zu führen, würde auf Frustration stoßen“, sagte Museumsleiter Andreas Hemmer. Maximal 30 Personen dürfen sich zeitgleich in dem U-Boot aufhalten. Der Besuch des U-Bootes ist zeitlich nicht begrenzt. Ein Drehkreuz regelt die Anzahl an Menschen in dem Unterwasserboot.

In welcher Liga spielt das U-Boot als Ausstellungsobjekt?

U17 ist nach Angaben des Verbandes Deutscher U-Bootfahrer das modernste Museums-U-Boot in Deutschland und das einzige seiner Klasse. „Die U-Boot-Klasse 206A war bis 2008 das wesentliche Rückgrat der U-Bootwaffe der Bundesrepublik“, sagt Präsident Michael Setzer. Die anderen sechs Museums-U-Boote bundesweit sind demnach alle älter, so etwa das U-Boot U9 im Technik Museum Speyer. U17 stehe zudem für die Digitalisierung seiner Ortungs- und Waffensysteme, sagte Setzer. Es sei mit acht Torpedos ausgestattet gewesen, die auf Ziele in mehr als 30 Kilometern Entfernung abgefeuert werden konnten.

Der Stahlkoloss von 350 Tonnen ist endlich an Ort und Stelle und kann ab Samstag auch innen besichtigt werden. © Michael Ruffler

Wie lange war das U-Boot im Einsatz?

U17 war von 1973 bis 2010 im Einsatz. Nach der Ausmusterung folgte nach Gesprächen mit dem Bundesverteidigungsministerium und der Bundeswehr ein Leihvertrag durch die Technik Museen Sinsheim Speyer.

Ab welchem Alter können Kinder U17 besichtigen?

Es gibt generell keine Altersbeschränkung. Allerdings müssen alle Besucher, die U17 von innen sehen wollen, über eine steile Leiter mit schmalen Stufen einsteigen. Etwa ab vier Jahren könnte damit ein Besuch des U-Bootes sinnvoll sein, sagte ein Sprecher des Museums.

Was kostet ein Besuch im Technik Museum Sinsheim?

Ein Tageseintritt für das Museum kostet 23 Euro für Erwachsene und 18 Euro für Kinder von 5 bis 14 Jahren. Kinder bis 4 Jahre zahlen keinen Eintritt. Teurer sind Tickets, die einen Besuch des IMAX 3D Kinos auf dem Museumsgelände beinhalten oder für zwei Tage gelten. Der Besuch von U17 ist in dem Museumseintritt enthalten.

Ist es auch wert, für U17 Hunderte Kilometer zu fahren?

Je nachdem, wie groß das Technikinteresse ist, ja. Wer möchte, kann auch den Zwei-Tages-Museums-Pass kaufen und das Schwestermuseum im rund 45 Kilometer entfernten Speyer besuchen. In Sinsheim selbst gibt es noch die Thermen & Badewelt Sinsheim, das Fördertechnik-Museum zur Geschichte der Fördertechnik mit Indoor-Spielhalle sowie die Klima Arena, ein interaktives Museum zu Klimawandel und Nachhaltigkeit.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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