Nach Tod eines 13-Jährigen

Sinsheim: Fassungslose Mitbürger stellen Fragen und spekulieren

Von 
Stephan Alfter
Lesedauer: 
Ortschild nahe des Tatorts in Eschelbach. © Stephan Alfter

Sinheim.. Zwischen heftigem Rätselraten und stoischer Fassungslosigkeit bewegt sich die Stimmung am Donnerstagvormittag in Sinsheim-Eschelbach. Einen Tag nach dem gewaltsamen Tod eines 13-Jährigen, mutmaßlich durch die Tat eines 14-jährigen Bekannten, weiß niemand genau, was zu dem Drama geführt hat, das sich am Mittwochnachmittag wenige Hundert Meter vom Ortsausgang in Richtung Hoffenheim entfernt auf einem Feld unter einigen Bäumen abgespielt hat. Etwas mehr als 2000 Einwohner zählt der Ort, in dem eigentlich fast Jeder Jeden kennt, wie ein Mann ausdrückt, der gegen 12.30 Uhr neben der örtlichen Tankstelle am Grillimbiss steht, wo sich am Mittag einige Handwerker zu Currywurst und Cola versammeln.

Ein Einheimischer, der in der Tankstelle Zigaretten kauft, stellt die Frage, die sich einige stellen: Wie kann es passieren, dass der 14-Jährige, der im November an der Thomas-Morus-Realschule in Östringen einen Mitschüler mit mehreren Messerstichen in den Oberkörper lebensgefährlich verletzt hat, nun schon wieder in Erscheinung treten kann. „Ein Versagen der Justiz“, äußert er. Seine Tochter sei in die Parallelklasse des mutmaßlichen Täters gegangen. Bei dem Konflikt zwischen dem 14-Jährigen und dem Opfer sei es wohl auch um ein Mädchen gegangen, spekuliert er. Was hier alle wissen: die beiden Beteiligten sollen türkisch-stämmig sein. Der mutmaßliche Täter sei in Eschelbach zu Hause.

Am Tatort, etwa 1,5 Kilometer entfernt, kommen zu diesem Zeitpunkt einige Angehörige des Opfers zusammen. Sie laufen zu dem Platz, wo sich die Tat ereignete. Auf dem feuchten Boden sind noch zwei weiße Kreidelinien, die wohl Spurensicherung am Vorabend hinterlassen hat. Verschiedene Journalisten und Kamerateams, die auch Drohnen einsetzen, halten auf die Szene drauf. Auf dem Boden liegt noch ein blauer Gummihandschuh, den wohl Ermittler liegengelassen haben. Im Ort ist die Polizei heute präsenter als sonst. Zwei Beamte stehen auf einem Platz mitten in Eschelbach. Zum Tathergang könnten sie nichts sagen, teilen sie auf Anfrage mit. Sie verweisen auf eine Pressekonferenz, die eilig für 15.30 Uhr anberaumt worden ist. Im Ort will man so lange nicht warten und teilweise widersprechen sich die Darstellungen, die während der Mittagspause am Grillimbiss entworfen werden. Ein junger Mann, der mit seinem Kumpel einen Bürger abholt, behauptet, dass der Ursprung des Konflikts der beiden Streithähne lediglich gewesen sein soll, dass das Opfer die Mutter des Älteren mit einem einschlägigen Schimpfwort beleidigt haben soll. Darüber sei der Konflikt eskaliert. Also doch kein Mädchen im Spiel?

Objektive Wahrheiten gibt es an diesem Vormittag nur wenige. Selbst den Ort, der als Tatort gilt, ziehen einige inzwischen in Zweifel. Bilder in verschiedenen Medien hätten einen anderen Platz abgebildet. Außerdem gebe es keine Blumen und Kerzen, äußern sie mit Blick auf den blauen Handschuh. Erst als nochmal vier Kriminaltechniker mit einer Drohne anrücken, um Überblicksaufnahmen zu machen, legen sich die Zweifel. Also doch hier. Was soll man noch glauben? Jeder erzählt was anderes, sagt eine Frau. Nicht mal Ortsbürgermeister Wolfgang Maier ist für die Medien vor der Pressekonferenz zu sprechen. Um 15.30 Uhr soll dann ein klareres Bild entstehen, wie das Drama entstehen konnte, auf das am Donnerstag die ganze Metropolregion fassungslos blickt.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen