Ludwigshafen/Rhein-Neckar. Brände, Auseinandersetzungen, Unfälle mit Pyrotechnik: In der gesamten Region waren die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr zum Jahreswechsel bei zahlreichen Vorfällen gefordert. Größere Feuer mussten im pfälzischen Birkenheide und in Hemsbach im Rhein-Neckar-Kreis gelöscht werden. In Heidelberg sperrten die Beamten vor Mitternacht den Bereich rund um die Alte Brücke ab, weil der Andrang von Menschen so groß war. Und auch in den Kliniken gab es in der Silvesternacht viele zum Teil schwer verletzte Personen zu behandeln.
Erste Patienten kommen schon weit vor 0 Uhr in die BG Unfallklinik in Ludwigshafen
„Es wurde die gesamte Nacht durchoperiert“, berichtet Andreas Gather, Chefarzt der Klinik für interdisziplinäre Rettungs- und Notfallmedizin an der BG Unfallklinik in Oggersheim am Neujahrstag von arbeitsreichen Stunden für sein Team. Schon weit vor 0 Uhr seien die ersten Patienten eingeliefert worden. „Auffällig ist in diesem Jahr gewesen, dass viele sehr junge Menschen betroffen waren“, sagt Gather.
In der BG Unfallklinik in Ludwigshafen-Oggersheim wurden in der Silvesternacht viele teils schwer verletzte Patienten behandelt.
So musste etwa ein zehn Jahre alter Junge operiert werden, dem ein Böller in der Hand explodierte. Teile seiner Finger konnten die Ärzte nicht erhalten und mussten daher abgenommen werden. „Es wird wohl noch eine zweite Operation erforderlich sein“, kündigt der Mediziner an. Auch weitere jugendliche Patienten im Alter von 14 oder 19 Jahren wurden durch Silvesterfeuerwerk verletzt.
Verbrennungen erlitt eine Frau, in deren Balkon eine Rakete einschlug. Sie versuchte nach Angaben des Chefarztes selbst, das dadurch verursachte Feuer zu löschen. Insgesamt wurden in der Silvesternacht ungefähr 25 Patienten in die BG Klinik eingeliefert, so Gather. Damit bewege man sich auf dem Niveau des Vorjahres.
Auch am Morgen war die Notaufnahme der BG Klinik voll: "Viele kommen, wenn sie den Rausch ausgeschlafen haben"
Vier Handchirurgen, vier Unfallchirurgen und zahlreiche Pflegekräfte seien in der Nacht im Einsatz gewesen - und sind es auch am Neujahrstag noch. „Viele Patienten kommen auch erst am Morgen, wenn sie ihren Rausch ausgeschlafen haben. Das sind dann die mit den leichteren Verletzungen. Die Notaufnahme war voll“, berichtet Gather. Auch ein oder zwei größere Operationen seien am Neujahrstag noch erforderlich gewesen.
Polizei zieht für die Vorder- und Südpfalz eine positive Bilanz
Die BG Unfallklinik im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim ist spezialisiert auf Rettungs- und Notfallmedizin. Die Handchirurgie des Krankenhauses ist vom Dachverband der handchirurgischen Fachgesellschaften in Europa als Trauma- und Replantationszentrum zertifiziert. Die Patienten in der Silvesternacht kamen laut Gather nicht nur aus dem direkten Umfeld, sondern beispielsweise auch aus dem badischen Bruchsal.
Trotz solch schwerwiegender Fälle zog zumindest die Polizei für ihren Aufgabenbereich in der Vorder- und Südpfalz eine positive Bilanz. Es sei zu keinen besonderen Vorkomnissen gekommen, teilt das Präsidium Rheinpfalz mit Sitz in Ludwigshafen am Neujahrstag mit. „Der Großteil der Bürgerinnen und Bürger feierte friedlich den Jahreswechsel.“ Ausnahmen gab es aber freilich. Insgesamt nahmen die Beamten 67 Straftaten und Ordnungswidrigkeiten auf, die im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum Jahreswechsel standen.
In Viernheim werfen Jugendliche Böller auf Rettungskräfte
So wurden 15 Anzeigen wegen Körperverletzungen, 13 wegen Sachbeschädigung und vier wegen Beleidigung aufgenommen. Daneben ahndete die Polizei acht Alkohol- und fünf Drogenverstöße bei Autofahrern. Einzelne Personen widersetzten sich laut Mitteilung auch den polizeilichen Maßnahmen, Beamte seien dabei jedoch nicht verletzt worden.
Gleiches gilt für Rettungskräfte im südhessischen Viernheim, die bei einem Einsatz auf dem Apostelplatz von einer großen Gruppe Jugendlicher angegangen und mit Feuerwerkskörpern beworfen wurden. Beim Eintreffen der Polizei flüchteten die Täter.
Silvester in Heidelberg: Bereich um Alte Brücke wegen großen Andrangs vorübergehend gesperrt
Alle Hände voll zu tun hatten auch die Polizistinnen und Polizisten des Präsidiums Mannheim, das auch für die Stadt Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis zuständig ist. Während in letzterem „vergleichsweise wenige Einsätze“ zu bewältigen gewesen seien, mussten sie rund um die Party-Hochburg in Heidelberg eingreifen. Dort kamen im Bereich der Alten Brücke und der Theodor-Heuss-Brücke bis zu 4000 Menschen zusammen, um den Jahreswechsel zu begehen. „Da sich allerdings kurz vor Mitternacht zu viele Personen im Bereich der beiden Brücken aufhielten, mussten diese kurzzeitig um 23.35 Uhr gesperrt werden“, berichten die Beamten am Neujahrstag. Um 0.40 Uhr sei die Sperrung wieder aufgehoben worden, nachdem viele der Feiernden in die Heidelberger Altstadt weitergezogen waren.
Starke Rauchbildung bei Brand auf Hemsbacher Industriegelände
Wo Pyrotechnik, da Feuer: Viele kleinere und einige größere Brände beschäftigten die Feuerwehren in der Region. In Birkenheide brannten zwei Häuser und vier Autos, es entstand ein Sachschaden von mehreren Hunderttausend Euro. Die genaue Brandursache ist hier laut Polizei noch nicht geklärt. In Neustadt wurden mehrere Balkone und Autos bei Bränden beschädigt, hier gehen die Beamten von Vorsatz aus.
In Speyer brannte in den frühen Morgenstunden eine Doppelhaushälfte, die Bewohner konnten sich aber in Sicherheit bringen. Auch in Hemsbach hatten die Einsatzkräfte einen größeren Einsatz zu bewältigen. Auf einem Industriegelände brach ein Feuer aus, das auch für eine starke Rauchentwicklung sorgte.
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