Der dramatische Unfall einer Siebenjährigen am Sonntagnachmittag im Weinheimer Freizeitbad Miramar ist für das Mädchen, das mit seinen Eltern und einem dreijährigen Bruder in Worms zu Hause ist, noch nicht überstanden. Wie ihr Onkel auf Nachfrage am Mittwochmittag sagte, habe man seine Nichte in ein künstliches Koma versetzt, um sie zu schonen. Die Kleine befinde sich in der Kinderabteilung des Mannheimer Universitätsklinikums. Ihre Lage sei stabil und die Familie einigermaßen optimistisch, dass die Sache ein gutes Ende nehme.
Für Journalisten war es bisher schwer, an fundierte Informationen zu kommen. Auf fünf Detailfragen dieser Redaktion konnten die Ermittlungsbehörden bisher noch nicht antworten. Sie seien zum Teil mit der Staatsanwaltschaft zu klären, erbat sich Michael Klumpp, Sprecher am Polizeipräsidium Mannheim, weitere Zeit zur Klärung. Mit einer Antwort ist wohl erst am Donnerstag zu rechnen.
Kein Lebenszeichen gab es bis Mittwochmittag von Seiten der Betriebsleitung des Miramar in Weinheim. Eine Mail dieser Redaktion vom Dienstag an Geschäftsführer Marcus Steinhart blieb gänzlich unbeantwortet. Auch bei den Eltern des Mädchens hatte sich das Miramar nach Darstellung des Onkels bis Mittwochmittag nicht gemeldet – etwa um sich nach dem Zustand zu erkundigen. Er selbst sei mit vor Ort gewesen, als das Mädchen in Lebensgefahr geriet – allerdings nicht im Wellenbad, sondern vor einer der Rutschen anstehend. Bei ihm gewesen sei sein Bruder, der Vater des Kindes, und weitere Bekannte. Alle seien davon ausgegangen, das Mädchen sei bei der Mutter geblieben. War sie aber nicht. Umgekehrt sei seine Schwägerin davon ausgegangen, das Mädchen sei mit Papa und den anderen zu Rutsche gegangen.
Tochter in guten Händen gewähnt
So glaubten beide Elternteile die Tochter in guten Händen, als es im Bad plötzlich hektischer wurde. Die Mutter des Mädchens hielt sich zu diesem Zeitpunkt im Bereich des Kinderbeckens auf, wo der dreijährige Bruder planschte. Weil sie zudem hochschwanger sei, sei sie nicht so mobil, schildert der Onkel des Mädchens. Mit dem Vater des Kindes, seinem Bruder, stand er nach eigener Darstellung an einer der Rutschen an, als die Nichte im Wellenbad die Kontrolle verlor. Ihm sei es ein Rätsel, wie sie dort hineingeraten ist. Sie könne noch nicht allzugut ohne Schlauch oder andere Hilfsmittel schwimmen und habe auch Angst davor. Er könne es sich nur so erklären, dass sie im flachen Eingangsbereich des Beckens gewesen sei und die Wellen in diesem Moment starteten.
Mehr Aufschluss über die Situation erhofft sich der Onkel von der Befragung des Mannes, der das Kind leblos im Wasser treibend gefunden hatte. Ob Kameras im Schwimmbad den Vorfall aufgezeichnet haben, ist unklar. Um den Retter ausfindig zu machen, habe er mehrmals beim Miramar angerufen, letztlich aber nur den Bademeister erreicht. Dieser habe sich nach dem Befinden des Mädchens erkundigt. Dass es mindestens 20 Minuten gedauert hat, bis die Eltern des Kindes an der Unfallstelle war, räumt der Onkel der Kleinen ein. Papa und Mama hätten das Kind – wie beschrieben – in der gegenseitigen Obhut gewähnt. Die Mutter sei stutzig geworden und habe sich durch die um den Unfallort herumstehende Menge drängen wollen. Als ihr das nicht gelungen sei, habe sie sich eine erhöhte Position gesucht und auf diese Weise Haare und Badeanzug des Mädchens identifizieren können. Schockiert habe sie zu ihrem Kind gewollt, aber niemand habe sie verstanden. Die Schwägerin aus Kroatien spreche nicht sehr gut deutsch und in der Aufregung habe sie gar nicht mehr artikulieren können, dass sie die Mutter des Kindes sei, das da liege. Die Wiederbelebung durch eine Notärztin war erfolgreich. Er und der Vater des Kindes seien erst eingetroffen, als das Mädchen bereits abtransportiert wurde und die Polizei bereits vor Ort gewesen sei, so der Onkel.
Sprechanlage gut verstehbar?
Diesen Umstand erklärt er mit dem vermeintlich schlechten Zustand der Sprechanlage im Miramar. Das, was da gesprochen und ausgerufen worden sei, habe man schlecht bis gar nicht verstehen können. Das Miramar hatte in einer eigenen Mitteilung am Montag erklärt, die Eltern seien über Lautsprecher ausgerufen worden. Die Mutter sei etwa 20 Minuten später eingetroffen, der Vater des Mädchens eine halbe Stunde später. „Das Kind war also ohne Aufsicht im Wasser und kann mutmaßlich nicht schwimmen“, hieß es in der Erklärung. Das Miramar kommt im Vergleich zu anderen Bädern vergleichsweise oft vor, wenn es um Unfälle geht. Im Juli 2021 war es ebenfalls im Wellenbad zu einem Zwischenfall gekommen. Auch damals trieb ein 7-jähriges Kind leblos im Wasser und konnte reanimiert werden. Zuletzt sorgte das Miramar im November mit einem Unfall in der Rutsche für Gesprächsstoff.
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