Katastrophenschutz (mit Fotostrecke) - Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste üben in Frankenthal den Ernstfall / 16 Fahrzeuge und 40 Verletzte

Schwerer Unfall auf dem Nordring - Helfer üben in Frankenthal den Katastrophenfall

Von 
Dirk Timmermann
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Großes Chaos auf dem Frankenthaler Nordring – bei einer Großschadensübung wurde ein Unfall mit vielen beteiligten Fahrzeugen simuliert. © Berno Nix

Frankenthal. „So war das nicht geplant“, sagte Gisela Böhmer mit Blick auf den Schnee, der die Vorderpfalz über Nacht in eine Winterlandschaft verwandelt hatte. „Realitätsgetreu“ sei dies allemal, bemerkte die Hauptbrandmeisterin kurz vor Beginn der gemeinsamen Großschadensübung von Feuerwehr und Polizeiinspektion Frankenthal unter Beteiligung sämtlicher Katastrophenschutzeinheiten und weiterer Einsatzkräfte aus der Region.

Dass es auch witterungsbedingt „wie bei einer Echtlage“ zugeht, kam Polizeihauptkommissar Thomas Bader durchaus gelegen. Möglichst realistisch sollten die Bedingungen sein, wenn es darum geht, im Ernstfall Hilfe zu leisten. Überraschungen gehörten regelmäßig dazu, weiß der Leiter der Planungsgruppe für die Großübung und Dienstgruppenleiter bei der Frankenthaler PI.

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Großschadensübung in Frankenthal

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Was die 250 Übenden diesmal erwarten würde, war ihnen bis zuletzt nicht verraten worden. Unter der Hand hatte man bereits über einen Flugzeugabsturz oder ein Erdbeben-Szenario spekuliert. Als die ersten Funksprüche gegen 11 Uhr schließlich eingingen, hatten sich 40 Statisten - allesamt Schüler und Studenten der Hochschule und Höheren Berufsfachschule der Polizei - längst ins Geschehen gestürzt. Mit nach Schweregrad gestaffelten, aufgemalten Verletzungen waren sie in insgesamt 15 Autos geklettert, die teils umgekippt auf dem Nordring lagen. Auch in einem verunglückten Gelenkbus fanden die Darsteller Platz.

Schadensausmaß mit Drohnen dokumentiert

Lokale Abschlepp- und Bergungsunternehmen hatten die Fahrzeuge am Vortag herangeschafft. „Eine Übung mit einer solch großen Anzahl an Übenden wie auch an Verletzten hat es in den letzten Jahren nicht gegeben“, ordnete Bader die Dimensionen ein. Die Bewältigung einer derartigen Massenkarambolage könne jedoch, auch aufgrund der verkehrstechnischen Anbindung der Stadt an B 9, A 61 und A 6, jederzeit relevant werden. Dann sei ein reibungsloses Zusammenspiel aller Einsatzkräfte unverzichtbar.

Rettungskräfte kümmern sich um eine der „Verletzten“. © Berno Nix

Alarmierungs- und Meldewege zu überprüfen und die jeweiligen Aufgaben praktisch umzusetzen, galten daher als Hauptziele der Übung. Zur Dokumentation des Schadensausmaßes fand moderne Drohnentechnologie Verwendung. Mit eingebunden in das „Live-Ereignis“ war auch Michael Kuhn, Oberarzt am Krankenhaus Bad Dürkheim und Mitglied des Planungsteams. Als Leitendem Notarzt oblag ihm die Aufgabe, die Versorgung der Verunglückten sicherzustellen.

„Bei einem Massenanfall von Verletzten kehrt sich das Verhältnis von Rettungskräften und Patienten um“, erklärte der Mediziner. Um eine zeitgerechte Versorgung zu gewährleisten, müssten die Ressourcen am Einsatzort optimal genutzt werden. Dies fange beim ersteintreffenden Retter an und erfordere einen genauen Überblick über Art und Schwere aller Verletzungen. Die „Unfallopfer“ wurden während der Übung in die Stadtklinik eingeliefert, wodurch interne Notfallpläne auf den Prüfstand kamen. „Zu Ende ist die Übung erst dann, wenn der letzte Verunfallte abtransportiert und versorgt wurde“, betonte Polizeirat und Leiter der PI Marcel Wirdemann.

Auch Rettungshund im Einsatz

Ebenfalls vor Ort war Julia Bauer, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Frankenthal. Im Rettungshundefahrzeug hatte sie ihren Jack-Russell-Mischling untergebracht, der sich in der Ausbildung für Trümmer-, Flächen- und Wassersuche befindet. „Das Tier wird heute auf Lärm trainiert“, erklärte die Feuerwehrfrau. Schließlich darf sich der Rettungshund vor Lärm, Qualm und anderen Einflüssen nicht fürchten, wenn im Ernstfall etwa verschüttete Personen zu lokalisieren sind.

Mit dem Verlauf der Großschadensübung zeigten sich die Verantwortlichen in einem ersten Zwischenfazit sehr zufrieden. Trotz unübersichtlicher Lage hätten sich die Rettungsteams gut und schnell organisiert, sagte Einsatzleiter Andreas Kölsch. Erstmals nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sei das „HIK-Konzept 3.0“ der Hilfsorganisationen im Katastrophenschutz in großem Umfang zur Anwendung gekommen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen im Nachgang ausgewertet werden. Innerhalb jeder Organisation sind Nachbesprechungen geplant. Ziel ist eine stete Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes.

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