Ausstellung - Historisches Museum der Pfalz in Speyer präsentiert Vorraum der Domschatz-Ausstellung im Erweiterungsbau neu

"Schraudolph-Lücken" gefüllt

Von 
Michaela Roßner
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Ein Dom zum Zusammenpuzzeln: Damit Kinder die Architektur "be-greifen" können, gibt es das Holzmodell, das Museumsmitarbeiterin Vivien Lipp hier ordnet.

© Venus

Speyer. Fichtenhölzer, nur mit Hanfseilen zusammengebunden, bilden das meterhohe Gerüst. In Weidenkörben wird das Baumaterial nach oben gezogen. Und jeder Sandsteinquader muss von Hand behauen werden: So sah es auf der Riesenbaustelle des Speyerer Doms im Mittelalter aus. Anschaulich wird das im neu gestalteten Domschatz-Vorraum des Historischen Museums der Pfalz in Speyer. Hier wurden bisher die berühmten Schraudolph-Fresken gezeigt. Die Umgestaltung finanzierte das Bistum mit einem "niedrig sechsstelligen Betrag", hieß es bei der Präsentation.

"Ich habe mich gefreut, dass die Fresken nun wieder im Dom - genauer im Kaisersaal - zu sehen sind", sagt Museumsdirektor Dr. Eckart Köhne. Etwas mehr Wehmut als beim noch "frischen" Leiter der Einrichtung klingt bei seiner Mitarbeiterin Sabine Kaufmann durch: "Die Abnahme der Fresken erschien uns zunächst als Verlust", bekennt sie. Schließlich war der Erweiterungsbau einst eigens auf die jeweils sechs mal sechs Meter großen Gemälde zugeschnitten gewesen. "Je länger wir aber darüber nachdachten, desto größer erschien uns die Chance, die damit verbunden war", fügt die Projektleiterin für die Umgestaltung hinzu.

"Kinder interessieren für Dombau"

Vor allem wollte man die Gelegenheit nutzen, noch mehr Kinder und Jugendliche für die Geschichte des Dombaus zu gewinnen. Zwar können Hammer und Meißel, die auf einem Holzblock bereit zu liegen scheinen, nicht in die Hand genommen werden. "Sie sind aus Sicherheitsgründen festgemacht", erklärt Kaufmann. Wenn allerdings Schulklassen den neuen Ausstellungsteil besichtigen, hält die Museumsführerin einen Korb bereit, aus dem die Kinder dem Mittelalter nachempfundene Werkzeuge herausnehmen können, macht Almut Neef, zuständig fürs "Junge Museum", deutlich.

"Be-greifbar" wird die Domarchitektur zudem dank eines knapp 1,50 Meter breiten und 64 Zentimeter hohen Holzmodells: Spielerisch lernen die Kinder so die Bauteile des 1061 eingeweihten Doms kennen - und dass das Mittelschiff aus sechs Joch und das Seitenschiff aus zwölf Joch bestehen. "Das Holzmodell war eigentlich ein Abfallprodukt der 3-D-Rekonstruktion der Dombaustelle zur Salier-Ausstellung 2011", erklärt Kaufmann. Nachdem alle Daten in den Computer eingegeben waren, konnte daraus unkompliziert der Bauplan für die Miniatur abgeleitet werden. Der virtuelle Dom hat ebenfalls einen neuen Platz gefunden: Auf drei Großbildschirmen, die am "Baugerüst" hängen, läuft in Endlosschleife die spannende Dokumentation.

Im Jahr 1050, als der Sakralbau sich Stück für Stück seiner Vollendung näherte, "war Speyer kaum größer als heute Hanhofen", zieht Kaufmann den Vergleich. Um die entstehende Großkirche herum lebten etwa 1000 bis 2000 Einwohner - meist in Häusern aus Holz mit Ställen. So imposant, wie der Dom heutigen Besuchern erscheint - wie bombastisch muss er auf Menschen damals gewirkt haben?

Und dann erst der Domschatz selbst, der unverändert im roten Ausstellungsbereich hinter der mittelalterlichen "Baustelle" glitzert! Da ist zum Beispiel der berühmte Lehrbach-Kelch aus purem Gold, mit Diamanten, Smaragden und Rubinen besetzt. Oder ein Reliquienschrein, gefertigt 1230 in Limoges.

Neupräsentation des Domschatzes

  • Ab 1. Dezember wird die Sammlung Domschatz im Historischen Museum der Pfalz neu präsentiert.
  • Neben der Baugeschichte des Doms wird ein Schwerpunkt auf das Thema "mittelalterliches Bauen" gelegt.
  • Die Besucher tauchen ein in die Zeit um 1040 und erleben eine mittelalterliche Baustelle.
  • Die vorher in diesem Raum gezeigten Schraudolph-Fresken hängen nun im Kaisersaal des Doms.
  • Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr.
  • Infos: www.museum.speyer.de

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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