Klimawandel

Pilotprojekt in Wilhelmsfeld und Sandhausen zur Früherkennung von Waldbränden

Waldbrände entdecken, bevor sie sich ausbreiten: Dafür testet der Rhein-Neckar-Kreis die Technologie LoRaWAN in Wilhelmsfeld und Sandhausen. Wie das System funktioniert und welche weiteren Schritte geplant sind

Von 
Jessica Scholich
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Philipp Hupach (l.) und Rudolf Fickinger präsentieren den Gateway des Frühwarnsystems (weiße Box) an der Spitze des Teltschikturms. © Jessica Scholich

Wilhelmsfeld/Sandhausen. Der Klimawandel und die damit verbundenen heißen und trockenen Sommer haben in den vergangenen Jahren vermehrt zu Waldbränden geführt. Um diese Brände frühzeitig erkennen und bekämpfen zu können, testet der Rhein-Neckar-Kreis aktuell an zwei Standorten die Technologie LoRaWAN (Long Range Wide Area Network). Sowohl im Wald um den Teltschikturm bei Wilhelmsfeld als auch im Sandhausener Wald nahe der A 5 läuft aktuell ein Pilotprojekt des Frühwarnsystems.

Bürgermeister Tobias Dangel (v.l.), Rudolf Fickinger, Dietmar Hellmann und Philipp Hupach vor dem Teltschikturm in Wilhelmsfeld. © Jessica Scholich

Anlass für das Projekt gab Philipp Hupach, Sachbearbeiter in der Geschäftsstelle Digitalisierung des Eigenbetriebs Bau, Vermögen und Informationstechnik (EBVIT) des Rhein-Neckar Kreises. Im vergangenen Jahr beschäftigte er sich in seiner Bachelorarbeit zum Abschluss des dualen Studiums beim Landratsamt mit dem Einsatz von LoRaWAN für die Waldbrand-Früherkennung. Im vergangenen Herbst startete der Kreis dann die Anwendung des Systems im Wilhelmsfelder Wald unter der Leitung von Hupach und Rudolf Fickinger, Betriebsleiter des Geschäftsbereichs IT von EBVIT.

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Nach Angaben der beiden Projektleiter funktioniert das System wie folgt: Im Umkreis des Teltschikturms sind mehrere Sensoren in unterschiedlicher Entfernung angebracht, die beispielsweise Luftfeuchtigkeit, Temperatur, CO2-Gehalt oder Luftdruck messen. Diese senden die Daten alle 15 Minuten an einen Empfänger, der so genannte Gateway, der sich an der Spitze des Turms befindet. „Das Gateway wiederum übermittelt die Daten dann an eine Online-Plattform, auf der wir die Ergebnisse sehen und auswerten können“, erklärt Hupach.

Ein Sensor des Waldbrand-Frühwarnsystems ist an einem Wegweiser im Wilhelmsfelder Wald befestigt. © Jessica Scholich

Zusätzlich können auf der Plattform auch Grenzwerte angegeben werden. Überschreitet die Messung eines Sensors diesen Wert, sendet die Plattform einen Alarm aus. „So können wir zum Beispiel eine Grenze für den CO2-Gehalt in der Luft festlegen - wenn diese überschritten wird, deutet das auf einen möglichen Waldbrand hin“, so Hupach. Auch die Möglichkeit, sich vorwarnen zu lassen, bietet das System: „Sind die Temperaturen im Wald zu hoch und die Luftfeuchtigkeit zu gering, besteht erhöhte Waldbrandgefahr. Darauf kann das System rechtzeitig hinweisen.“

Projekt soll auf mehr Kommunen ausgeweitet werden

Getestet wird diese Alarmierungs-funktion allerdings noch nicht. „Zurzeit prüfen wir noch die Reichweiten der Sensoren und die Qualität der Datenübertragung bei unterschiedlichen Bedingungen“, sagt der Projektleiter. So ergab der Test in Wilhelmsfeld, dass die gewünschte Reichweite nicht realisierbar war: Nur bei einer Entfernung von höchstens zwei Kilometern zwischen Sensoren und Empfänger gelang die Übertragung.

Im Januar starteten wir das zweite Pilotprojekt in Sandhausen.
Rudolf Fickinger Rudolf Fickinger, Betriebsleiter des Geschäftsbereichs IT von EBVIT

Das führen die Verantwortlichen auf den dicht bewachsenen Wald und die hügelige Landschaft zurück. „Im Januar starteten wir das zweite Pilotprojekt in Sandhausen. Dort ist der Wald lichter und die Fläche eben, was uns eine Reichweite von bis zu drei Kilometern ermöglicht“, erklärt Fickinger. Bringt das Pilotprojekt den gewünschten Erfolg, soll LoRaWAN an mehreren Stellen des Rhein-Neckar-Kreises installiert werden. „Wir wollen zeitnah Gespräche mit weiteren Kommunen führen, wie sie das System bestmöglich einsetzen können.“

Finanziert wird das Projekt derzeit durch den EBVIT. Die Kosten für einen Sensor belaufen sich auf rund 280 Euro, ein Gateway kostet zirka 1000 Euro. Dieser kann jedoch Daten von bis zu 2000 Sensoren in seinem Umkreis empfangen - und somit auch für andere Anwendungsbereiche als die Früherkennung von Waldbränden eingesetzt werden.

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„Es gibt auch Sensoren, die Müll- oder Glascontainer überwachen und Daten zu deren Füllhöhe übermitteln können. Damit können wir sicherstellen, dass die Container rechtzeitig geleert werden“, erläutert Fickinger. Auch eine Kontrolle von falsch parkenden Autos, beispielsweise in Feuerwehrzufahrten, sei möglich.

Wilhelmsfelder Bürgermeister begrüßt das Projekt zur Waldbrand-Früherkennung

Tobias Dangel, Bürgermeister von Wilhelmsfeld, begrüßt das Projekt in der Odenwaldgemeinde: „Die zunehmende Gefahr von Waldbränden hat uns vor die Frage gestellt: Wie können wir uns für die Zukunft wappnen? Daher freuen wir uns sehr, mit diesem Pilotprojekt Erfahrungswerte zu sammeln und uns zukunftsfest zu machen.“ Der Wilhelmsfelder Teltschikturm eignet sich laut Fickinger für das Pilotprojekt, da er über Stromzufuhr, einen Blitzableiter sowie eine entsprechende Höhe verfügt. „Das hilft sehr beim Senden und Empfangen der Daten.“

Für Dietmar Hellmann, Vorsitzender des Landeswaldverbands Baden-Württemberg und Leiter des Forstbezirks Odenwald bei ForstBW, ist es eine „extrem wichtige Aufgabe, die Wälder und somit auch die Menschen, die in der Nähe von Wäldern leben, vor Bränden zu schützen“. Er hofft, dass durch das Projekt auch die Zusammenarbeit zwischen Förstern und Feuerwehren gestärkt werden kann.

Redaktion

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