Rhein-Neckar. „Ich habe keinen Bock darauf, mich mit denen gemein zu machen“ - Ralf Heller, Regionsvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Nordbaden und Vorsitzender des Betriebsrats am Universitätsklinikum in der Quadratestadt erteilt im Gespräch mit dieser Redaktion allen Spekulationen, die Ostermärschen könnten Putin-Freunde, Querdenker und Reichsbürger als Plattform nutzen, eine Absage.
Heute, Samstag, 8. April, findet in der Mannheimer Innenstadt der Ostermarsch mit Demo und Kundgebung statt. Auftakt ist um 13 Uhr am Alten Messplatz. Mit einer Abschlusskundgebung wird die Veranstaltung gegen 15 Uhr in den Kapuzinerplanken beendet werden. Clemens Ronnefeldt (Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes), Christoph Marischka (Informationsstelle gegen Militarisierung Tübingen), Hedwig Sauer-Gürth (Friedenbündnis Mannheim ) und Ralf Heller werden dabei als Redner auftreten.
Am Ostermontag, 10. April, lädt das Friedensbündnis zu einem Spaziergang rund um das Militärareal der amerikanischen Streitkräfte, die Coleman-Kaserne, ein. Treffpunkt ist um 13 Uhr am Eingang des Kasernenareals am Viernheimer Weg im Mannheimer Stadtteil Blumenau.
Für Ächtung von Atomwaffen
Die Mannheimer Ostermarschierer wollen dabei nach eigenen Angaben „für sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen in der Ukraine, aber auch in allen anderen Kriegen“, demonstrieren. Sie treten für Abrüstung, eine gemeinsame europäische Friedensordnung und die weltweite Ächtung von Atomwaffen ein. Außerdem fordern sie die sofortige Schließung des Coleman-Areals und die Nutzung des Geländes ausschließlich für zivile Zwecke.
Für das Friedensbündnis verwahrt sich Otto Reger gegenüber dieser Redaktion vor „allen Gerüchten“, man mache gemeinsame Sache mit Rechten und Radikalen. „Die AfD ist für uns immer schon ein Gegner gewesen“, sagte er. Gerüchte um eine Unterwanderung der Ostermärsche von Rechts bezeichnet Rege als „Propaganda derjenigen, die uns weismachen wollen, dass jetzt nur noch Waffenlieferungen helfen.“
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Nach Einschätzung von Joachim Guilliard vom Friedensbündnis Heidelberg wird in der Friedensbewegung durchaus intensiv diskutiert, wie man mit dem Ukraine-Krieg umgehen soll. Es werde differenziert diskutiert, ob nun Waffen- oder Munitionslieferungen an die Ukraine probates Mitte sind oder nur zu einer Verlängerung der Leiden führt. Die Bewegung eine allerdings die konsequente Ablehnung von Krieg. Und wenn nun tatsächlich Reichsbürger und andere Rechte versuchen, die Friedensmärsche für ihre Zwecke zu missbrauchen? „Wir werden auf keinen Fall irgendwelche Nationalflaggen beim Ostermarsch zulassen“, sagt Guilliard. Wenn jemand mit der russischen Fahne komme, werde man ihn bitten, diese wieder einzurollen. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich auch, dass auch die blau-gelben Ukraine-Flaggen nicht geschwenkt werden dürfen. „Wir können natürlich nicht ausschließen, dass Rechte bei uns mitmarschieren. Aber wenn das nicht auffällt, schadet’s ja auch niemandem“, sieht es Guilliard pragmatisch.
Zum Ostermarsch in Heidelberg an diesem Samstag rufen verschiedene Gruppen und Einzelpersonen auf, darunter die Bunte Linke, die Linke, die VVN-BdA, der DGB Heidelberg Rhein-Neckar, der SDS Heidelberg und das Netzwerk Care Revolution Rhein-Neckar. Start des Demonstrationszuges ist um 12 Uhr an der Stadtbücherei. Die Abschlusskundgebung auf Neckarwiese startet gegen 14 Uhr.
Einmarsch Bruch des Völkerrechts
Wie sehr die Friedensbewegung in Zeiten des Krieges um den Frieden ringt, zeigt sich in dem Aufruf des Heidelberger Bündnisses zum Ostermarsch. „Die Organisatoren betonen, dass der russische Einmarsch in die Ukraine ein klarer Bruch des Völkerrechts ist“, heißt es unmissverständlich. Doch um realistische Ansätze für Verhandlungslösungen entwickeln zu können, müsse er auch vor dem Hintergrund der langjährigen Konfrontationspolitik der USA und Nato gegen Russland betrachtet werden. Die Lieferung von immer mehr und schwereren Waffen an die Ukraine verlängere nur den Krieg. Und der sei auch nach Ansicht von Militärexperten wie dem US-Generalstabsschef Mark Milley von keiner Seite zu gewinnen. Er führe nur zu noch mehr Tod und Zerstörung. Stattdessen appelliert das Friedensbündnis, der Friedensinitiative zu folgen, die China gestartet habe, um den Krieg durch Verhandlungen zu stoppen. Entschieden abgelehnt wird das „Sondervermögen“ für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro für eine weitere Hochrüstung.
Dass nicht alle dieser Haltung folgen mögen, findet Joachim Guilliard völlig in Ordnung, „wir müssen diese Meinungen dulden. Die Bandbreite gibt es und man darf sie auch abbilden“. Schließlich spreche auf der Heidelberger Kundgebung auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier. Und deren Fraktion habe sich bekanntlich für Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Alte und neue Wahrheiten bei Ostermärschen bedenken