Nußloch. Ein Jaguar, der niemandem zu gehören scheint. Selbiges auf einem Parkplatz, den niemand für das Fahrzeug gemietet hat: Eine einigermaßen skurrile Geschichte erlebt Felix Brücher gerade in Nußloch. Vor Weihnachten starb seine Mutter in der Gemeinde des Rhein-Neckar-Kreises.
Seither ist ihr in der Schweiz lebender Sohn damit befasst, die Dinge zu ordnen, die nach einem gelebten Leben sortiert werden müssen. Womit Brücher nach eigener Darstellung nicht gerechnet hat, ist die Luxuskarosse, die unter einer Plane im Carport neben dem Mietshaus auftauchte. Die Suche nach dem Besitzer verläuft bisher ergebnislos.
Transporter mit Mannheimer Kennzeichen?
Brücher steht vor einem fremden Auto. Der abgedeckte Jaguar XJ12 Vanden Plas bereitet ihm Kopfzerbrechen. Die Mietshaushälfte seiner Mutter ließ er leerräumen und reinigen. Für den Wagen gibt es noch keine befriedigende Lösung, die ihm das Problem dauerhaft vom Hals schafft.
Nachbarn haben ihm erzählt, dass das Auto im Jahr 2020 hier abgestellt wurde. Die Beschreibung der dabei beobachteten Personen, die die Nachbarn gleich mitliefern, klingt derweil etwas nach versteckter Kamera. Wie Musiker aus den 70er Jahren sollen sie den Schilderungfen zufolge ausgesehen haben. Ein weiterer Hinweis aus der Nachbarschaft: Es soll damals ein Anhänger oder Transportfahrzeug mit Mannheimer Kennzeichen gesehen worden sein.
Bessere Informationen über die Eigentümer erhoffte sich Brücher bei den Ordnungsbehörden. Unter Angabe der Fahrzeugidentnummer wendete er sich an die Polizei. Doch auch da kann man ihm bisher nicht wirklich weiterhelfen. Weder sei das Auto als gestohlen gemeldet worden noch könne man es einem Besitzer zuordnen, heißt es dort.
Was sind Brüchers Alternativen? Inzwischen fängt der Jaguar an, Kosten zu verursachen. Zum Beispiel für einen neuen Abstellplatz. Auf dem einst von seiner Mutter gemieteten Grundstück kann er den Jaguar nicht mehr stehen lassen. Weswegen er nun einen Parkplatz in St. Leon-Rot angemietet hat. "Ich habe eine Gewahrsamsverantwortung, ich bin der Nachfolger meiner Mutter. Das Mietobjekt muss ich freiräumen“, erklärt Brücher. Dass der Wagen seiner Mutter gehört, sei ausgeschlossen. Miete habe sie für den Parkplatz offensichtlich auch nicht verlangt. Zumindest sei auf den Kontoauszügen nichts zu erkennen.
Jaguar-Kenner spricht von lohnenswerter Instandsetzung
Hans Beels, ein Jaguar-Kenner und Mitglied im Club der Jaguar-Freunde Süd-West, hat sich das Fahrzeug vor Ort angeschaut. Ihm ist aufgefallen, dass kein Rost zu erkennen ist. Die Vermutung liege nah, „dass er in der Schweiz gekauft und hier zugelassen wurde", so Beels. In der Schweiz werde kein Salz gestreut, daher gebe es weniger Rost, sagt der Kenner. Er rät Brücher dazu, in der Schweiz bei einem Jaguar-Importeur nachzufragen und einen Rundbrief an die Jaguar-Freunde zu verfassen. Vielleicht gebe es jemanden, der etwas wisse oder gesehen habe.
Laut Tacho ist die Jaguar-Limousine gerade einmal 100.000 Kilometer gefahren. „Das Auto hat leichte Rangierschäden, über den Motor kann ich nichts sagen", sagt Beels, der von sehr robusten Fahrzeugen spricht. "Eine Instandsetzung würde sich lohnen“, findet er. Der erste Schritt wäre jedoch, die ordnungsgemäßen Besitzer zu finden. Die alles entscheidende Frage: Wo gibt es in Nußloch und Umgebung Menschen, die aussehen, wie Musiker aus den 70er Jahren?
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