Schriesheim. Kurz vor der ursprünglich geplanten Eröffnung des Branich-Tunnels in Schriesheim hatte Ralph Eckerle, der Projektleiter des zurzeit größten Straßenbauprojekts Baden-Württembergs, noch gesagt: "Die große Überraschung war, dass es keine gab." Aber dann kam sie doch noch: Fehler in der Sicherheitstechnik, Eröffnungsfeier vollzogen, Eröffnung verschoben, Häme, Spott und Ärger von allen Seiten. Gestern hatte das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe dann wieder positive Nachrichten zu vermelden: Spätestens am Mittwochmorgen gegen 6 Uhr soll der Tunnel für den Verkehr freigegeben werden.
"Kein massives Problem"
Zwar ist der Fehler, der den ganzen Ärger auslöste, bis gestern Abend immer noch nicht gefunden worden, erklärte Uwe Herzel, Sprecher der Behörde. Am Sonntag hatten die Verantwortlichen seinen Angaben zufolge festgestellt, dass die automatische Meldekette nicht funktioniert: Wenn eine Fluchttür des Tunnels geöffnet wird, wird die Leitzentrale des Rhein-Neckar-Kreises in Ladenburg nicht automatisch verständigt.
Da dies Herzels Angaben nach jedoch der einzige Fehler ist, von dem zudem keine konkrete Gefahr für die Autofahrer ausgehe ("Dabei handelt es sich nicht um ein massives Sicherheitsproblem") haben sich das Land als Bauherr und die ausführenden Firmen nun eine Alternative einfallen lassen.
Sollten die Spezialisten für die Betriebstechnik auch heute noch nicht feststellen, was falsch läuft und wie es sich beheben lässt, wird die Betriebszentrale des Tunnels ab morgen rund um die Uhr besetzt. Dabei handelt es sich sozusagen um das "Cockpit" des Tunnels, in dem die ganze Steuerungstechnik steckt.
Dieses "Cockpit" ist immerhin 60 Meter lang, elf Meter breit sowie drei Stockwerke hoch und befindet sich über dem Westportal der Röhre. Normalerweise sitzt dort nicht ständig jemand. Doch wenn der Fehler in der Alarmierung auch heute nicht ausgemerzt werden kann, soll genau das geschehen.
Mitarbeiter der Fachfirma für die Betriebstechnik werden dann 24 Stunden am Tag vor Ort sein, um im Fall der Fälle Meldungen über geöffnete Fluchttüren per Telefon in die Leitstelle nach Ladenburg weiterzugeben.
Damit ist dann ebenfalls sichergestellt, dass die Meldekette funktioniert - und der Verkehr durch den Branich-Tunnel rollen kann. Sollte das Problem bereits vorher gelöst werden können, ist auch eine frühere Eröffnung denkbar, sagte RP-Sprecher Herzel.
Eine Schadensersatzklage des Landes gegenüber der Baufirma hält er dagegen für ausgeschlossen. Moderne Tunnel seien "hochkomplexe Systeme". Deshalb sei es "nicht unüblich", dass auch nach der eigentlichen Eröffnung noch nachgebessert werden müsse.
So war etwa von vorneherein geplant, dass Mitarbeiter der Betriebstechnik-Firma noch vier Wochen in Schriesheim bleiben, erklärte Herzel. Sie überprüften etwa, ob die Turbinen für die Frischluft-Zufuhr doch früher oder später einschalten sollten oder ob die Beleuchtung zu hell oder zu dunkel geraten ist. Bleibt zu hoffen, dass es dabei keine weiteren Überraschungen gibt.
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