Gebühren

Müllabfuhr wird im Rhein-Neckar-Kreis teurer

Inflation, teurere Energie und höhere Kosten für die Restmüllverbrennung: Das sind die Preistreiber für die höheren Müllgebühren im Rhein-Neckar-Kreis. Am Dienstag dreht der Kreistag wohl an der Gebührenschraube

Von 
Bernhard Zinke
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Heidelberg. Der Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises wird sich in seiner nächsten Sitzung am kommenden Dienstag mit vielen Zahlen herumschlagen müssen. Nicht nur der Haushalt des Kreises fürs kommende Jahr wartet auf die Zustimmung, unter anderem geht’s auch um die Müllgebühren. Wenn die Kreisrätinnen und -räte dem Vorschlag des kreiseigenen Abfallentsorgers AVR Kommunal zustimmen, wird’s teurer für alle Bürger. Es ist indessen die erste Gebührenerhöhung seit fünf Jahren. Letztmals hatte der Kreistag die Abfallgebühren zum 1. Januar 2019 erhöht.

Unplanbare Ereignisse wie Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg, die Kosten und die allgemeine Inflation kräftig angeheizt haben, haben nun auch Auswirkungen auf die finanzielle Situation des Entsorgers. Auch die Neuvergabe der Entsorgungsverträge, die Tariferhöhung fürs Personal, zusätzliche Belastungen durch gesetzliche Regelungen sowie sinkende Wertstofferlöse führen dazu, dass eine Anpassung der Abfallgebühren unvermeidbar ist.

Knapp ein Euro pro Monat

Unterm Strich, so rechnet die Abfallverwertungsgesellschaft in der Beschlussvorlage vor, muss sich ein Vier-Personen-Haushalt mit Biotonne auf Mehrkosten von 45,65 Euro im Jahr einstellen. Das sind monatlich 3,80 Euro mehr oder 95 Cent pro Person. Wer auf die Biotonne verzichtet, muss dagegen etwas mehr bezahlen, obwohl er weniger Abfuhrleistung in Anspruch nimmt. Dann werden nämlich 57,75 im Jahr fällig, und damit 4,81 Euro im Monat oder 1,20 Euro pro Person.

Der Hintergrund: Der Biomüll ist ein höchst attraktiver Abfall für die AVR. Er ist wertvoller Treibstoff für die Vergärungsanlage, die das Unternehmen für 28 Millionen Euro bei Sinsheim errichtet hat. Die Vergärungsanlage produziert Biogas, das - entsprechend aufbereitet - ins regionale Erdgasnetz eingespeist wird.

Über Blockheizkraftwerke entsteht außerdem Wärme und Strom. Um den Gärprozess permanent am Laufen zu halten, wird viel Biomüll benötigt. Nicht zuletzt deshalb ist die Anlieferung und Abholung des Biomülls für die Bürger kostenlos.

Gleichwohl muss die AVR ab dem kommenden Jahr eine stramme Summe von Mehrkosten schultern. Die Sitzungsvorlage nennt eine Steigerung von 24 Prozent oder 12, 8 Millionen Euro. Und da sind die höheren Ausgaben für Treibstoff, Energie, Ersatzteile oder die Verdopplung der Lkw-Maut noch gar nicht eingerechnet.

Der Löwenanteil der Mehrkosten fließt in die Verbrennung des Restmülls und Sperrmülls. Diese Leistung musste neu ausgeschrieben werden. Den Zuschlag hat die MVV-Tochter Umwelt Asset GmbH in Mannheim bekommen. „Aufgrund der neuen Rahmenbedingungen für die Verwertung der Abfälle ab dem 1.1.2024 ergeben sich Mehrkosten in Höhe von neun Millionen Euro pro Jahr“, heißt es in der Gebührenkalkulation.

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Hinzu kommen noch die Zertifikate aus dem Emissionshandel. Denn ab 2024 wird der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 mit höheren Preisen belegt. Dementsprechend muss die MVV Zertifikate für die Mengen von Öl und Gas bezahlen, die für die Verbrennung des Restmülls benötigt werden. Die MVV gibt diese Kosten an die AVR weiter. Das Entsorgungsunternehmen kalkuliert alleine bei dieser Position mit einem Aufpreis in Höhe von etwa 1,8 Millionen Euro.

Altpapier ein gutes Geschäft

Ein gutes Geschäft hat die AVR dagegen mit dem Verkauf von Wertstoffen gemacht. Besonders Altpapier war nach Darstellung des Abfallentsorgers ein lukrativer Rohstoff. Aus dem Verkauf sind Gewinne in Höhe von rund 6,2 Millionen Euro entstanden, die die steigenden Kosten zum Teil hätten ausgleichen können, erläutert die AVR. Allerdings seien die Erlöse aus dem Altpapiergeschäft zuletzt leicht rückläufig gewesen.

Unterm Strich kostet die Abfallentsorgung im Rhein-Neckar-Kreis rund 69,5 Millionen Euro. Die Gebührenerhöhung für die kommenden beiden Jahre würden mit Zusatzeinnahmen von etwa sechs Millionen Euro zu Buche schlagen, sofern der Kreistag in seiner Sitzung am Dienstag grünes Licht für diese Erhöhung gibt. An Gebühren würde die AVR dann insgesamt 66,5 Millionen Euro bei den Bürgerinnen und Bürgern einsammeln.

Der Umweltausschuss des Kreises hat die höheren Gebührensätze in seiner Sitzung Anfang November bereits abgenickt. Jetzt hat der Kreistag das letzte Wort. Weil Abfallvermeidung ganz groß geschrieben wird, will die AVR Kommunal übrigens eine neue Form der Abfallverwertung anbieten: In Dossenheim soll im Frühjahr ein Gebrauchtwarenkaufhaus eröffnen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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