Mosbach. Eine Geburt der besonderen Art hat sich vor einigen Tagen in Mosbach im Odenwald abgespielt. Die Ukrainerin Ilona Myrofhnychenko, die hochschwanger vor dem Krieg in ihrer Heimat nach Deutschland geflüchtet war, brachte ihren kleinen Sohn Abraham in einem Rettungswagen zur Welt. "Auf dem Weg ins Krankenhaus nach Heilbronn waren die Wehen bereits so fortgeschritten, dass das Kind sofort geholt werden musste", berichtet Steffen Blaschek, Kreisgeschäftsführer des DRK Mosbach, im Gespräch mit dieser Redaktion.
Doch der Reihe nach. Myrofhnychenko, gerade 21 Jahre alt, kommt vergangene Woche hochschwanger und mit einem 10 Monate alten Kind in der Stadt im Odenwald an. Sie ist gemeinsam mit ihrer Schwägerin, ihrer Cousine und vier weiteren Kindern aus der Großstadt Krywyi Rih, etwa 200 Kilometer von der umkämpften Stadt Cherson im Süden der Ukraine entfernt, geflüchtet. In einem Ortsteil von Mosbach finden sie eine Unterkunft.
Dann geht alles ganz schnell. Die Wehen setzen deutlich zu früh ein. Die junge Mutter soll in ein Krankenhaus im 25 Kilometer entfernten Heilbronn gebracht werden, da es dort eine Frühchenstation gibt. Doch so lange kann der kleine Abraham nicht warten. Das Team um Notarzt Andreas Harsch holt das Baby noch im Rettungswagen. "Glücklicherweise war eine Übersetzerin mit dabei und auch der Notarzt spricht russisch", berichtet Blaschek. Die Geburt sei ohne Komplikationen verlaufen und Sohn und Mutter wohlauf. Die 21-Jährige befinde sich mit ihren beiden Kindern im Krankenhaus in Heilbronn.
Für das Team des DRK wird dieser Tag in Erinnerung bleiben. "Es ist eine absolute Ausnahme, dass Kinder im Rettungswagen zur Welt kommen", sagt Blaschek. Die Geschichte bezeichnet er als "schönen Lichtblick", der in diesen trüben Tagen Hoffnung verbreitet. Der Vater von Abraham sei wie fast alle Männer in diesem Alter in der Ukraine geblieben, um das Land zu verteidigen. Die freudige Nachricht sei ihm aber übermittelt worden.
Die Geschichte der jungen Familie hat auf der Facebookseite des DRK-Kreisverbands viele Menschen erreicht. "Die Spendenbereitschaft ist sehr groß", sagt Blaschek. Eine private Initiative aus Wilhelmsfeld habe viele Babyprodukte gebracht. Und auch das DRK werde in den kommenden Wochen alles tun, damit es "unserem Baby", wie Blaschek den Jungen nennt, und dessen Familie gut geht.
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