Bei jedem Wetter rausgehen, Kontakte zu anderen Hundebesitzern knüpfen und daheim stets fröhlich empfangen werden: Wer mit Hunden zusammenlebt, genießt den "Wohlfühlfaktor Hund". Studien belegen es: Die Vierbeiner helfen nicht nur dabei, sich mehr zu bewegen, indem sie Gassigänge und Auslauf einfordern - Hunde tun auch der Seele sehr gut.
"Mit ihr hat man immer etwas zu lachen", findet Vivian (14) und streichelt Aimée über die Ohren. Seit zwei Jahren lebt der Border mit bei den Zeljko-Sebaljs in Mannheim. Die Hündin begleitet Mutter Christina sogar bei der Arbeit als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche. "Meine Tochter hat viereinhalb Jahre lang einen Patenhund betreut. Wir haben gesehen, wie verantwortungsvoll sie das macht und wollten ihr dann gerne den Wunsch nach einem eigenen Tier erfüllen", beschreibt die 43-Jährige, wie aus dem Quartett ein Quintett mit acht Beinen und vier Pfoten wurde. "Wir machen viel mehr zusammen in der Familie, seit Aimée da ist", freut sich Vivian. Klar, räumt ihre Mutter ein, müsse jetzt mehr geputzt werden und das Tier benötige auch viel Zeit. Aber: "Unser Leben ist viel intensiver geworden. Wir nehmen die Natur und die Jahreszeiten jetzt ganz anders wahr." Der Hund nehme "seine Zweibeiner" so, wie sie seien. Und das Kuscheln und Streicheln sei "irgendwie heilsam."
Ein Eindruck, den Silke Wechsung, Psychologin und Leiterin des Forschungsprojektes "Mensch und Hund" an der Universität Bonn, mit Untersuchungen belegen kann: "Der Körperkontakt mit Hunden, sie zu streicheln, mit ihnen zu schmusen oder ihre bloße Anwesenheit können dazu führen, dass beim Halter die Pulsfrequenz sinkt. Ein Zeichen für Entspannung."
Hunde helfen ihren Herrchen und Frauchen nicht nur, auf andere Gedanken zu kommen - sie machen sie auch munter und wappnen sie gegen Angriffe von Viren und Bakterien. Denn die regelmäßigen Spaziergänge stärken das Immunsystem und trainieren das Herz-Kreislauf-System.
"Dass ein Haustier viele Menschen glücklich macht, ist mehrfach wissenschaftlich bestätigt", sagt die Psychologin Wechsung. Der Kontakt mit Hund - und auch Katze - hebt die Lebensfreude, senke das Stresslevel und steigere das Wohlbefinden. "Auch der Gesundheitszustand wird positiv beeinflusst", zählt Wechsung auf. Außerdem gebe ein Haustier einem Tag eine Struktur. "Das kann Menschen helfen, denen Aufgaben fehlen. Beispielsweise arbeitslosen oder älteren Personen", erklärt Wechsung.
Ein Tierbesitzer wird gebraucht. Er kann nicht den Vormittag verschlafen, weil ihn Sorgen planen: Schauen ihn zwei große Augen des treuen Gefährten an, mag der Mensch sich gar nicht mehr hängenlassen - er springt morgens vielmehr ganz selbstverständlich aus dem Bett - und stellt eventuelle Sorgen erst einmal hinten an. Nicht zu unterschätzen ist auch, was der Hund als aufmerksamer Zuhörer leistet. Sarah Adelmann (27) aus Heddesheim kann sich nur an ein hundeloses Jahr erinnern: Als sie den Verlust ihrer Hündin Angie nach 16 Jahren Zusammenleben verarbeiten musste. "Ich bin extra von daheim ausgezogen, weil ich die Wohnung ohne Angie nicht ertragen konnte", erinnert sich die Grundschullehrerin und erfahrene Hundesportlerin.
Beim Verein für Hundesport Ilvesheim leitet Adelmann die Jugendgruppe. Vor einem Jahr ist nun die holländische Schäferhündin Maja eingezogen. Klar, der Hund nehme viel Zeit in Anspruch. "Aber das weiß man ja." Und: "Mehr Zeit haben bedeutet nicht, dass man effektiver ist": "Wenn ich nach Hause komme, geht es erst mit dem Hund raus. Danach ist der Kopf wieder freier und ich kann ans Unterrichtvorbereiten gehen."
Begleiter auch in schwerer Zeit
Ein Leben ohne Hund kann sich auch Klaus Giemza (52) nicht vorstellen - "höchstens mal für ein halbes Jahr". Im gemeinsamen Haushalt mit der Lebensgefährtin leben vier Hunde - darunter die beiden belgischen Schäferhunde Nikki (13) und Geekie (5). "Hunde haben mir schon über sehr schwere Zeiten hinweggeholfen", sagt er. Seine beiden derzeitigen Begleiter sind Tierschutzfälle gewesen, heute lammfromm und sichtlich ausgeglichen. "Mit meinen Hunden hat es noch nie Probleme gegeben."
Seinen ersten Hund schaffte Giemza - nach langem vergeblichen Drängeln - an, heimlich, als seine Eltern in Urlaub waren. Einen Cockerspaniel. "Als ich dann irgendwann flügge wurde, haben sie gesagt, ich könne ausziehen - aber der Hund bleibe hier."
Tipps von der Psychologin
- Um mit einem Tier glücklich zu werden und den "Wohlfühlfaktor Hund" richtig genießen zu können, muss die Anschaffung eines Tiers sehr sorgfältig und verantwortungsvoll geplant werden, rät Psychologin Silke Wechsung.
- Bei den Überlegungen muss eine Rolle spielen, was man sich von dem Tier verspricht. Fische und Reptilien etwa kommunizieren nicht so mit Menschen wie Hunde oder Katzen.
- Unbedingt müsse darauf geachtet werden, dass man dem Tier eine artgerechte Haltung bietet.
- Bei Umfragen gaben laut Wechsung 35 Prozent an, zu ihrem Hund eine engere Beziehung zu haben als zu einem menschlichen Partner. Das sei bei Ledigen und Verheirateten genauso wie auf Junge und Ältere.
- "Stellen Sie keine menschlichen Erwartungen an ihr Tier", rät Wechsung. Ein Hund kenne weder Probleme mit den Arbeitskollegen noch finanzielle Probleme. Er spüre einfach, wenn ein Mensch traurig sei und versuche ihn aufzuheitern.
- Wenn nur ein Partner ein Haustier möchte, rät die Psychologin von der Anschaffung ab. Das sei sonst unfair und gefährde die Beziehung.
- Buchtipp: Silke Wechsung: Die Psychologie der Mensch-Hund-Beziehung" (Cadmos-Verlag 2010, 9,95 Euro) ISBN: 978-3840420047).
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