Unfall - Nach dem Fehler eines Miramar-Beschäftigten kam es in der Röhre zum Zusammenprall zweier Frauen / Geschäftsführung entschuldigt sich und rechnet mit Klage

Miramar: Weinheimerin eine Stunde in Looping-Rutsche gefangen

Von 
Stephan Alfter
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Der Rutschenturm im Weinheimer Miramar. Ein Unfall erhitzt die Gemüter. Bereits im Jahr 2012 war es zu einem schweren Zwischenfall gekommen. © Marco Schilling

Weinheim. Dieser späte Nachmittag des 8. November wird der Weinheimerin Anne F. noch eine zeitlang in Erinnerung bleiben. Etwa eine Stunde lang steckte die 43-jährige Frau im „Hurrican-Loop“ fest. Die Rutsche, die zu den Hauptattraktionen im überregional bekannten Freizeitbad Miramar gehört, wurde ihr insofern zum Verhängnis, als sie dort nach einem Zusammenprall ein Schleudertrauma und mehrere Prellungen erlitt. Minutenlang versuchte sie, auf sich aufmerksam zu machen, aber niemand kam ihr zu Hilfe. Sie entwickelte nach eigener Aussage Panik, erbrach sich, litt unter Atemnot und schrie um Hilfe.

Zur genaueren Einordnung und zur sich zwangsläufig stellenden Frage, wie man in einer abfallenden Rutsche stecken bleiben kann, muss man wissen, dass der Hurrican-Loop notwendigerweise auch zwei Tiefpunkte hat, in denen die Geschwindigkeit rapide sinkt. Nicht nur wegen jener Passagen müssen Nutzer nach Darstellung von Betriebsleiter Christian Bierth mindestens zwölf Jahre alt und über 50 Kilogramm schwer sein, um dieses „Hindernis“ zu überwinden. Beides trifft auf Anne F. zu. Mit ihr im Miramar waren ihr zwölfjähriger Sohn und dessen Freund, die ihre erwachsene Begleiterin nach einer gewissen Zeit vermissten.

An dieser Stelle beginnen einige unterschiedliche Darstellungen seitens der Geschäftsführung des Freizeitbads und der Geschädigten, die nun zusätzliche zu den bereits geschilderten Imponderabilien auch noch beim Radiologen vorstellig werden muss. Kribbeln in den Beinen und Kopfschmerzen plagen sie seit dem Vorfall. Während die Mutter sagt, ihr Sohn habe das Personal darauf hingewiesen, dass seine Mutter den Hurrican-Loop benutzt habe, hält der Betriebsleiter dagegen: Der Sohn habe seine Mutter lediglich als nicht auffindbar gemeldet, aber vom Looping nichts erzählt. Sonst hätte man selbstverständlich sofort reagiert.

Am Ende vergingen rund 60 Minuten, während denen sich das eigentliche Drama ereignete. Eine zweite Frau, eine Studentin, stieg in die Röhre, ließ sich von einem Bad-Mitarbeiter in den Looping schießen und prallte unweigerlich auf die im Tiefpunkt des Loopings festsitzende Anne F. Dies führte zu genannten Verletzungen, aber auch dazu, dass nun ausgestiegen werden konnte. Im Gegensatz zu ihr selbst habe die Studentin nämlich bei der kurzen Einweisung gesagt bekommen, dass es eine Notausstiegsklappe an besagter Flachstelle gebe, durch die man den Looping verlassen könne. Diese sei von außen und von innen zu öffnen. Badepersonal sei normalerweise innerhalb kurzer Zeit vor Ort, um die Aussteiger abzuholen, so Betriebsleiter Christian Bierth. Er sagt: „Die Klappe ist auch beleuchtet“. Anne F. sagt: „Ich bin ja nicht blöd, aber da war nichts beleuchtet.“ Zumal sie nicht gewusst habe, dass eine solche Klappe existiere.

Ein Alarmsignal, das in einem solchen Fall angeblich ausgelöst werde, sei ebenfalls nicht zu hören gewesen, erinnert sich die Frau, die jetzt krankgeschrieben ist. Zudem habe die Ampel offenbar grünes Licht gezeigt, so dass der Mitarbeiter am Einstieg in den Looping davon ausgehen musste, dass alles in Ordnung ist. Die daraufhin in die Röhre entlassene Studentin verletzte sich nach Informationen dieser Redaktion nur leicht an der Hand.

Bierth bedauert den Vorfall und hat Anne F. nach dem Unfall eine SMS mit einer Entschuldigung geschickt. Sie wolle keinen Kontakt, habe er aus einer kurzen Antwort gelesen. Anne F. sagt, dass sie in der SMS geschrieben habe, sie werde sich melden. Drei Nächte lang habe sie kaum geschlafen und sei nachhaltig schockiert gewesen. Anzeige habe sie nicht erstattet bisher. Nach interner Prüfung des Vorgangs räumte der Betriebsleiter am Mittwoch ein, dass der Mitarbeiter sich nicht an die Bedienvorschriften gehalten habe. Er hätte demnach Bildschirme im Blick haben müssen, um sicherzustellen, dass die Rutschende den Looping wieder verlassen habe. „Er hätte normalerweise bemerken müssen, dass die Dame nicht aus der Rutsche gekommen ist“, heißt es in einer Mitteilung zu dem Vorgang.

Bierth rechnet mit einer Schadenersatzklage. Die Einweisung des Personals sei umfangreich und werde regelmäßig wiederholt. Was die Rutsche selbst anbelangt, so gibt es Stimmen, die behaupten, dass es immer wieder zu solchen Vorfällen komme, wenn Rutschende nicht wüssten, dass es diesen Notausstieg gebe. Im Jahr 2012 war es letztmals zu einem schwerwiegenden Unfall gekommen. Das Unternehmen verweist indessen auf die jährliche TÜV-Prüfung der Rutsche, die am 8.September stattgefunden habe.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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