Klimaprotest

Mannheimer Klimakleber blockierte Rollfeld am Frankfurter Flughafen

Lange Schlangen und kein Flugbetrieb. Ein Mannheimer Klima-Demonstrant zog sich am Donnerstag den Unmut tausender Urlaubsreisender zu. Darunter ein Speyerer Fotograf

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Stephan Alfter
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Im April vor dem Mannheimer Landgericht: Raúl Semmler (40), Klima-Demonstrant © Stephan Alfter

Mannheim. Der Mannheimer Drehbauch-Autor und Schauspieler Raúl Semmler war Teil der siebenköpfigen Gruppe, die am frühen Donnerstagmorgen Rollfelder am Frankfurter Flughafen für einige Stunden lahmgelegt hat. Semmler war am Donnerstagabend in der ZDF-Nachrichtensendung Heute Journal zu sehen und postete Beiträge über seinen Klimaprotest auf Instagram-Kanälen. "Oil kills" (Öl tötet) überschrieb der 40-Jährige seinen Beitrag in dem Netztwerk.

Abends wieder auf freiem Fuß

Am Abend zeigte er ein Bild von sich, unter das er schrieb: "Wieder frei". Sieben weitere Personen und er waren von der Polizei am Morgen festgenommen worden, nachdem wegen ihnen sämtlicher Flugverkehr in Frankfurt zum Erliegen gekommen war. Seit dem Beginn der Aktionen der Gruppierung "Letzte Generation" zu Jahresbeginn 2022 ist Semmler an vielen Blockaden auf Straßen beteiligt. Immer wieder steht er deshalb vor Gericht. In der Münchner Allianz Arena stürzte er von einem Zaun, als er auf das Spielfeld gelangen wollte und brach sich dabei Wirbel.

Früher bei Polizeiruf 110

Früher trat Semmler in Krimi-Serien wie "Ein Fall für zwei", "Soko Leipzig" oder "Polizeiruf 110" auf. Seit 2022 ist er meist in anderen Zusammenhängen im Fernsehen gewesen. Immer wieder formuliert er Sätze wie den, dass er Angst  um die  Kinder habe, die er in die Welt setzen möchte. "Mir bricht das Herz, und ich weiß, dass wir vielleicht nicht mehr genug zu essen, zu trinken und ein sicheres Heim haben werden", sagte er in der Vergangenheit. Dass Leute unter seinen Aktionen ebenfalls leiden, nimmt er in kauf.

Urlauber aus Speyer kann nicht losfliegen

Einer von ihnen ist Rainer Moster, dessen Flug abgesagt wurde, weil Semmler tzur selben Zeit auf dem Rollfeld klebte. Wenigstens hat der Speyerer seinen Humor nicht verloren, als er am Nachmittag auf das morgendliche Abenteuer am Frankfurter Flughafen zurückblickt. "Herzlichen Dank, liebe Klimakleber. Das war ja ein Mega-Kurztrip", schrieb er auf seinem Facebook-Profil. Geplant war eigentlich, um 6.50 Uhr in eine Lufthansa-Maschine nach Kopenhagen zu steigen, um dort bis Montag neue Eindrücke aus der dänischen Wohlfühlmetropole mitzunehmen. Moster ist Fotograf – und die Bilder wären gewiss eindrucksvoll geworden.

Die Eindrücke, die sich ihm an einem der größten Luftdrehkreuze Europas boten, waren indessen weniger gigantisch. Denn weder konnte er den Vogel erspähen, der ihn und seine Partnerin nach Skandinavien hätte fliegen sollen, noch konnte er sich vorstellen, dass ihm jemand seinen finanziellen Schaden ersetzt. Dass Klima-Aktivisten der Gruppierung Letzte Generation wie Raúl Semmler – mal wieder – den Klebstoff aus dem Schrank geholt hatten, um sich auf dem Asphalt einer Rollbahn festzukleben, hatte sich an den Terminals schnell herumgesprochen. Dass dies jedoch dazu führte, dass sogleich der gesamte Flugbetrieb in Frankfurt zum Erliegen kam, das wollte ihm dann doch nicht so richtig einleuchten. Das sollte doch einer der sichersten Plätze in Europa sein, sagt er.

Flugbetrieb ruht in Frankfurt teilweise bis zu drei Stunden

Lediglich sieben Protestler, die ein Loch in einen Zaun schnitten, wie später zu sehen war, reichten offensichtlich aus. Und es brauchte nahezu drei Stunden bis alle Rollfelder wieder uneingeschränkt zur Verfügung standen, wie aus einer gemeinsamen Pressemitteilung der Bundespolizei, der Landespolizei und der Fraport AG am Nachmittag hervorging.

Mosters Flug wurde jedenfalls gecancelt und so weilte er schon am Mittag wieder in der Domstadt. „Jetzt habe ich das auch mal live erlebt“, sagte er. „Die glauben doch nicht, dass die großen Ölmagnaten irgendwas ändern, wenn die sich festkleben“, so Moster, der der Klimaschutzbewegung eigentlich zustimmend gegenüber steht. Nun aber hagelte es mal wieder Anzeigen für die Klimakleber – wegen gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr, wegen Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. Semmlers nächster Prozess ist als vorprogrammiert.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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