Weinheim. Malaika Mihambo ist das Gesicht der deutschen Leichtathletik. EM-Sieg, WM-Titel, Gold bei den Sommerspielen in Tokio - das lässt sich durchaus sehen. Aber nicht diese atemberaubende Erfolgsserie hat die Oftersheimerin zum Aushängeschild der olympischen Kernsportart gemacht, sondern die Art und Weise, wie sie auftritt: bodenständig, bescheiden, offen. Die Mihambo vom Mai 2022 mag zwar im Vergleich zur Mihambo von Anfang 2018, als sie von diesen Triumphen wohl nur zu träumen gewagt hatte, einen großen Schatz an Lebenserfahrung dazugewonnen haben. Der Erfolg ist der 28-Jährigen aber nicht zu Kopf gestiegen. Sie ist ein Star in ihrem Sport - aber ein Mensch im Leben.
Gala-Ergebnisse
- Weitspringer Fabian Heinle hat sich bei der Kurpfalz-Gala den Sieg geholt. Der Stuttgarter landete bei 7,95 Meter.
- Schnellster über 100 Meter war Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar/10,24 Sekunden), über die doppelte Distanz überzeugte der in Mannheim trainierende Owen Ansah (Hamburger SV/20,64) als Zweiter hinter Joshua Hartmann (ASV Köln/20,51).
- Hürdensprinter Yannick Spissinger von der MTG Mannheim belegte im Finale Rang vier (14,12 Sekunden), der Sieg ging an den Niederländer Liam van der Schaaf (13,74). Bei den Frauen triumphierte Ditali Kambundji aus der Schweiz (12,98).
Und so wusste die Weitspringerin von der LG Kurpfalz auch am Samstag bei der Kurpfalz-Gala in Weinheim, dass von ihr mehr erwartet wurde als der dritte Sieg in einer Woche. Nachdem sie sich mit 6,66 Metern gegen Maryse Luzolo (Königsteiner LV/6,54) und Merle Homeier (LG Göttingen/6,38) durchgesetzt hatte, erfüllte Deutschlands dreimalige „Sportlerin des Jahres“ zahlreiche Autogrammwünsche. Sie nahm sich Zeit für die Kinder und erfüllte ihnen einen Herzenswunsch.
Schwierige Bedingungen
„Für die äußeren Bedingungen war das ganz okay. Die Sonne hat sich ja nur im ersten Durchgang kurz blicken lassen. Dass es dann ein bisschen geregnet hat und frischer wurde, war nicht gerade förderlich“, sagte Mihambo zu ihrer Siegesweite, die zwar besser war als die von Dessau am Mittwoch (6,49), allerdings nicht an jene ihres Triumphs von Birmingham eine Woche zuvor herankam (7,09). „Ich selbst kann meine Leistung am besten einschätzen. Für Außenstehende ist das nicht immer leicht, zu beurteilen, weil keiner wissen kann, wie sich ein Athlet fühlt“, betonte Mihambo, die mit ihrem Saisonauftakt mehr als zufrieden sein darf: „Was ich in mir habe, hat man in Birmingham gesehen, als ich noch ausgeruht war. Ich habe das Gefühl gewonnen, dass ich wieder richtig gut drauf bin.“

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Während sich viele ihrer Kolleginnen und Kollegen überlegen, wie sie diese Leichtathletik-Saison mit DM in Berlin (25./26. Juni), WM in Eugene (15. bis 24. Juli) und Heim-EM in München (15. bis 21. August) angehen sollen, steht für Mihambo fest, dass sie alles mitnehmen will. Zuletzt hatte die 28-Jährige bereits betont, dass sie nur einmal Form für die Höhepunkte aufbauen müsse. Im Gespräch mit dieser Redaktion bestätigte sie die Herangehensweise: „Ich denke nicht, dass es so schwer wird, sich zu fokussieren. Es ist ein bisschen Zeit zwischen den Wettkämpfen, um zur Ruhe zu kommen und sich sammeln zu können.“
Bundestrainer mit feinem Gespür bei Trainingssteurerung
Nicht nur einmal hat die Olympiasiegerin in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie mit solchen Herausforderungen umgehen kann. Dass sie die mentale Stärke besitzt, auch kritische Situationen zu meistern. Die ersten zwei Versuche gehen daneben? Dann passt eben der dritte, um ins Finale der Top Acht einzuziehen. Ich muss im letzten Durchgang kontern? Auch kein Problem. Es ist aber nicht so, dass Mihambo diese brenzligen Ausgangslagen heraufbeschwören würde. Insofern kommt es ihr gelegen, dass sie zu einem so frühen Saisonzeitpunkt bereits so weit ist. „Wir haben das Training noch gar nicht auf Bestleistung ausgereizt“, sagte sie. „Die 7,09 Meter von Birmingham waren zwar schön, aber natürlich will man immer zum Höhepunkt eines Jahres die beste Leistung abrufen.“
Bundestrainer Uli Knapp hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er in Sachen Trainingssteuerung ein feines Gespür hat. „Die Zusammenarbeit klappt gut. Es passt auch zwischenmenschlich“, betonte Mihambo. Sogar die „Verwirrung“, wie sie es rückblickend nennt, nach ihrer Verletzung auf einen kürzeren Anlauf umzustellen und dann wieder auf den langen zu wechseln, hat sie nicht aufhalten können.
„Es ist schön, zu sehen, dass es wieder bergauf geht“, sagte Mihambo. Da schwingt große Zurückhaltung mit. Denn es hört sich so an, als käme sie aus einem tiefen Tal. Das ist bei weitem nicht so. Es soll nur ausdrücken, dass es zurzeit keine kleinen Störfeuer gibt. Ist die Mihambo 2022 also vielleicht sogar die bislang beste Mihambo? WM und EM werden es zeigen. Doch selbst, wenn es so wäre, würde die Oftersheimerin nur ungern darüber sprechen - und auf dem Boden bleiben.
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