Kommentar Lithium: Ein unerreichbarer Schatz

Bernhard Zinke bedauert es, dass das reichlich vorhandene Lithium unter der Metropolregion nicht so schnell gehoben werden kann, wie es benötigt wird

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Bernhard Zinke
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Metropolregion. Es herrscht Goldgräberstimmung in der Branche. Demnächst werden große weiße Fahrzeuge in der Metropolregion unterwegs sein, ihre Rüttelplatten auf den Boden setzen und Schallwellen in den Untergrund senden. Gesucht werden heiße Quellen in 2000 bis 4000 Metern Tiefe. Diese sollen im Idealfall nicht nur umweltfreundliche Wärme und Strom produzieren, sondern auch ein höchst begehrtes Alkalimetall, das im Wasser gelöst ist, ans Tageslicht befördern.

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Mit dem gerade erst beschlossenen Aus für Verbrennermotoren ab dem Jahr 2035 dürfte sich der Wert von Lithium eben mal vervielfacht haben. Denn Lithium ist – bislang noch – unverzichtbarer Bestandteil der Batterien, die all die neuen Elektroautos antreiben sollen. Nun sitzt die Metropolregion und eigentlich der ganze Oberrheingraben auf einem der mutmaßlich größten Lithiumvorkommen in ganz Europa. Allerdings: Es hapert noch gewaltig an den Möglichkeiten, um diesen gigantischen Schatz zu heben und das Lithium aus dem Tiefenthermalwasser zu lösen.

Das Karlsruher Unternehmen Vulcan, das in den kommenden Wochen den Untergrund in der Region mit 3-D-Seismik untersucht, forscht aktuell in dem Geothermiekraftwerk Insheim bei Landau an Techniken, um das Lithium zu extrahieren. Es befindet sich allerdings noch im Labormaßstab. Für eine gewerbsmäßige Gewinnung von Lithium im Oberrheingraben liegen nach Angaben des Wirtschaftsministeriums Rheinland-Pfalz noch keine Anträge vor.

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Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) schätzen das Potenzial der Insheimer Anlage auf rund 1000 Tonnen pro Jahr. Damit die Dimensionen des Rohstoff-Bedarfs klar werden: In einer Autobatterie mit einer Leistung von 50 Kilowattstunden sind etwa 7,5 Kilogramm Lithium verbaut. Die Karlsruher Forscher schätzen, dass für den Bedarf an Batteriezellfertigung alleine in Deutschland 37 Geothermiekraftwerke vom Typ Insheim notwendig sind. Damit dürfte klar sein, dass der Schatz unter der Metropolregion so schnell nicht gehoben werden kann, wie er benötigt wird. Und dass Lithium weiterhin in großem Maßstab importiert werden muss.

Bleibt zu hoffen, dass die Wissenschaft zügig Fortschritte macht. Dass Unternehmen wie Vulcan zuverlässige und sichere Förder-Techniken des Rohstoffs entwickeln. Und dass ebenso die Erforschung alternativer Batterietechnologien zügig voranschreitet. Denn auch da herrscht gerade Goldgräberstimmung.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen