Umwelt - In Sinsheim entsteht bis September 2019 „Klima Arena“ / Dietmar Hopp finanziert Bildungseinrichtung mit 40 Millionen Euro

Klimaschutz soll Spaß machen

Von 
Michaela Roßner
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Sinsheim. „2012 sind jährlich 76 Milliarden Tonnen Eis an den Polen geschmolzen, 2018 werden es 219 Milliarden Tonnen sein: Wenn die Eisberge weiter mit dieser Geschwindigkeit abschmelzen, steigt am Ende der Meeresspiegel um unvorstellbare 58 Meter an.“ Berechnungen von Klimaforschern wie diese machen nicht nur Mäzen Dietmar Hopp sehr nachdenklich. Sie haben bei ihm vor vier Jahren die Idee eines Erlebnishauses in Sachen Klimaschutz reifen lassen. Ein Dreivierteljahr nach dem Baubeginn ist gestern in Sinsheim Richtfest gefeiert worden. Die „Klima Arena“ kostet 40 Millionen Euro und soll vor allem Kindern und Jugendlichen die Themen Klimawandel, erneuerbare Energien und Mobilität der Zukunft näher bringen – spielerisch und mit Spaß. Im September 2019 soll die Einrichtung im Gewerbegebiet eröffnet werden. Dann soll auch der erste von 165 Bäumen gepflanzt werden, verspricht Alfred Ehrhard, Vorstandsvorsitzender der von Hopp gegründeten „Klimastiftung für Bürger“. Für die Bäume werden noch Paten gesucht.

Kritik an Trump

„Hier wächst ein interessantes Gebäude heran, das eine sehr wichtige Aufgabe haben wird“, sagte Hopp beim Richtfest. „Klimawandel ist eine der ganz großen Herausforderungen der Gesellschaft“, begründete Hopp vor rund 100 geladenen Gästen – „nur ein amerikanischer Präsident hat das offenbar noch nicht verstanden.“ Die Zukunft spreche bereits zu uns in Form von Starkwetterphänomenen. Doch dem Klimaschutz werde nicht die nötige Priorität eingeräumt – dabei bliebe jetzt noch Zeit, gegenzusteuern.

„Wir sehen uns als außerschulischen Lern- und Erlebnisort“, ergänzte Hopp. „Wir schaffen viele kleine und große Bühnen für das Thema. Unsere Kinder sollen die Chance haben, einen lebenswerten Planeten zu erhalten.“

Der Mäzen und SAP-Mitgründer Hopp finanziert mit der von ihm gegründeten Klimastiftung für Bürger das Projekt. Auf rund 4000 Quadratmetern soll – in direkter Nachbarschaft der Abfallversorgung des Rhein-Neckar-Kreises (AVR) und der Rhein-Neckar-Arena – eine interaktive Dauerausstellung entstehen, die durch Wechselausstellungen ergänzt wird. Im Außenbereich des insgesamt 2,6 Hektar großen Geländes kann man unter anderem eine Moorlandschaft, einen Kräutergarten und eine Elektro-Kartbahn für Kinder entdecken.

„Man kann nur große Umbrüche erzielen, wenn die Menschen es wollen“, weiß Festredner und „Klimapapst“ Mojib Latif, Leiter der Forschungseinheit Maritime Meteorologie am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Die „Klima Arena“ könne helfen, das Denken über die globalen Probleme günstig zu beeinflussen. Fossile Energieerzeugung sei der größte Faktor der Erderwärmung. „Der CO2-Gehalt der Luft hat schwindelerregende Höhen erreicht – aber wir merken es nicht, weil wir von der Natur keinen Sinn dafür mitbekommen haben: Die Gase sind unsichtbar, man kann sie nicht schmecken, hören oder greifen.“ Die Eisschmelze trage gemeinsam mit der Erderwärmung zum Anstieg des Meeresspiegels bei – beides nehme stetig zu.

„Nur in der nördlichen Ostseeregion steigt der Meeresspiegel nicht, weil sich das Land dort als Spätfolge der Eiszeit weiter anhebt. Aber in den meisten Regionen der Welt steigt der Meeresspiegel – seit 1900 um durchschnittlich 20 Zentimeter“, reagierte Latif auf „Argumente“ in „postfaktischen Zeiten“.

Eislager im Keller

In der „Klima Arena“ soll nicht nur Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Klimaschutz geleistet werden – das Gebäude selbst ist „klima-vorbildlich“: Es erzeugt mit Photovoltaikzellen mehr Energie, als es verbraucht. Ein unterirdischer Eisspeicher nimmt die Wärme aus den Luftkollektoren auf und sorgt für Kühlung. Die Organisatoren rechnen mit jährlich 90 000 Besuchern. Sie erwartet unter anderem ein sieben mal neun Meter großer Raum, in dem 112 Bildschirme das Klima erfahrbar machen. „Sinsheim wird die Klimahauptstadt der Metropolregion Rhein-Neckar“, freut sich Landrat Stefan Dallinger, der auch Vorsitzender des Stiftungsrats der Klimastiftung für Bürger ist.

Sinsheims Bürgermeister Jörg Albrecht danke Hopp für den „mehr als großzügigen Beitrag für die Bildung unserer Kinder“.

Sinsheim

"Klima Arena" feiert Richtfest

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Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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