Ermittlungen

Kilometerweite Geisterfahrt vor Unfall mit drei Toten auf B9

Drei Menschen sterben bei einem Unfall auf der B9 bei Römerberg. Verursacht hat ihn eine Falschfahrerin. Die Irrfahrt begann wohl schon in Baden-Württemberg.

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Julian Eistetter
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Auf der Bundesstraße 9 kommen drei Menschen bei einem Frontalzusammenstoß ums Leben. Eine 64-Jährige war entgegen der Fahrrichtung unterwegs. © Marco Hanna/Crash 24h-News/dpa

Römerberg. Drei Menschen sind tot, ein weiterer schwebt in Lebensgefahr: Nach dem tragischen Unfall auf der B9 in der Nähe des pfälzischen Ortes Römerberg am späten Samstagabend suchen die Ermittlungsbehörden nach Antworten auf offene Fragen. Die wohl drängendste dürfte lauten, weshalb eine 64 Jahre alte Autofahrerin mit ihrem Fahrzeug zur Geisterfahrerin wurde und die vierspurige Bundesstraße auf der falschen Fahrbahn in Richtung Speyer befuhr. „Dies ist Gegenstand der noch laufenden Ermittlungen und kann bislang noch nicht beantwortet werden“, sagt dazu am Montag Doris Brehmeier-Metz, Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft Frankenthal.

Fahrzeuge stoßen auf B9 „frontal und ungebremst“ gegeneinander

Etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht ereignete sich zwischen Schwegenheim und Römerberg der verhängnisvolle Zusammenstoß. Das Auto der 64-Jährigen kollidierte „frontal und ungebremst“ mit dem Wagen eines 24 Jahre alten Mannes aus Speyer. Er und eine 21-jährige Mitfahrerin kamen ebenso ums Leben wie die Unfallverursacherin. Eine weitere junge Frau, die im Pkw des 24-Jährigen saß, schwebt noch in Lebensgefahr, wie die Oberstaatsanwältin auf Anfrage mitteilt.

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Noch kann die Staatsanwaltschaft nur wenige gesicherte Erkenntnisse zu der Tragödie liefern. Eine davon ist, dass die Irrfahrt der Frau sich über mehrere Kilometer erstreckt haben muss. „Nach derzeitigen Erkenntnissen befuhr die Fahrerin mit ihrem Personenkraftwagen zunächst die B35 in Baden-Württemberg als Falschfahrerin in Richtung Rheinland-Pfalz. Von dort gelangte sie automatisch als Falschfahrerin auf die B9“, erläutert Brehmeier-Metz.

Fahrerin bereits auf baden-württembergischer Seite falsch aufgefahren

Die B35 verläuft aus Richtung Graben-Neudorf kommend über den Rhein durch Germersheim und geht anschließend in die B9 über. Die 64-Jährige muss also mindestens zehn bis 15 Kilometer als Geisterfahrerin unterwegs gewesen sein. Wo genau sie auf die Bundesstraße aufgefahren ist, wird noch ermittelt.

Der Unfall ereignete sich am späten Abend auf der Fahrspur der B9 in Richtung Germersheim. Die 64-Jährige war mit ihrem Wagen entgegen der Fahrtrichtung unterwegs. Der Brandfleck auf dem Asphalt entstand bei einem anderen Unfall. © Klaus Venus

In den sozialen Medien beschäftigt der tragische Unfall viele Nutzerinnen und Nutzer. Auch Spekulationen sind dort zu lesen. So soll die 64-Jährige ohne Licht unterwegs gewesen sein. Auch wird berichtet, dass sie im Vorfeld des Unfalls eine Person nach dem Weg gefragt habe und dabei einen „verwirrten“ Eindruck gemacht habe. Brehmeier-Metz kann diese Informationen nicht bestätigen. „Hierzu können derzeit noch keine gesicherten Erkenntnisse mitgeteilt werden“, sagt sie. Auch auf die Frage, ob es Hinweise auf einen geplanten Suizid gebe, kann die Oberstaatsanwältin noch keine Antwort geben.

Wehrführer aus Römerberg berichtet von der Unfallnacht

Schwere Unfälle wie dieser sind auch für die Einsatzkräfte eine besondere Herausforderung und Belastung. Andreas Leibig, Wehrführer der Feuerwehr Römerberg, war mit seinen Kollegen an der Unfallstelle. „Wir haben noch eine Person aus einem der Fahrzeuge gezogen und versucht, sie zu reanimieren“, berichtet er im Gespräch mit dieser Redaktion. Doch die Helfer konnten nichts mehr ausrichten.

Gerade junge Feuerwehrleute könne so etwas stark belasten. „Deshalb sprechen wir grundsätzlich in der Gruppe nach solchen Einsätzen, das tut gut und hilft jedem“, sagt Leibig. Auch Seelsorger aus Ludwigshafen seien an der Unfallstelle gewesen und hätten mit den Einsatzkräften gesprochen. Der Wehrführer selbst hat schon einige solcher Situationen miterlebt. „Ich kann das zum Glück relativ schnell abschütteln. Da passt der Spruch: Die Uniform ist ein Schutzschild.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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