Speyer. Was geschieht jetzt mit Nicole, Katsumi und Alexa? So schnell wie das Speyerer Unternehmen, das Sex mit Puppen anbot, bekannt wurde, so schnell war das „Dollhaus“ auch wieder geschlossen. Dies nicht etwa, weil die Kundenfrequenz in der Auestraße 5 zu gering gewesen wäre, sondern aus Gründen, die so manchen Ex-Kunden etwas angeekelt zurücklassen könnten.
Wie das Gesundheitsamt auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt, darf das „Dollhaus“ seine Dienstleistung nicht mehr anbieten, weil Bakterien und Keime sich an und in den Puppen anreicherten. Diese Keime seien „trotz Reinigung und Säuberung“ nicht wegzubekommen gewesen, gibt die Pressesprecherin des Gesundheitsamtes an.
Zuvor hatte sie auf Anfrage eine Pressemitteilung verschickt, in der lediglich stand, dass bei der Überprüfung des Betriebs „Mängel in der Einhaltung von Hygienevorgaben festgestellt“ worden seien. Erst auf Nachfrage heißt es dann konkret, dass es um die Sexobjekte gehe und nicht etwa um Schimmelpilze an den Wänden.
Der Stadt ein „Dorn im Auge“?
Raphael Abelmann, der das Gewerbe im vergangenen Jahr angemeldet und den Betrieb im Spätjahr 2018 aufgenommen hatte, will zunächst mal gar nichts sagen. Erst als klar ist, dass das Gesundheitsamt sich zu der Schließung seines Betriebs äußert, teilt Abelmann auf erneutes Nachhaken per Whatsapp mit, dass die Begründung so nicht stimmen würde. Sein Reinigungskonzept sei von der Behörde abgenommen gewesen. Dieser Hygienekette folgend sei alles gesäubert worden. Was die Keime anbelange, so seien es „keine menschlichen Rückstände“ gewesen, so Abelmann. Das sieht das Gesundheitsamt anders.
Im Januar hatte Abelmann gegenüber dieser Zeitung gesagt, dass er seine Kunden auf die Benutzung eines Kondoms hinweise. Alle Puppen würden nach der Nutzung aufwendig desinfiziert. „Ich kann von mir aus noch grob sagen, dass es an den alten Wasserleitungen im ,Dollhaus’ lag“, schreibt er seine persönliche Begründung für den Ärger mit dem Amt. Es gehe um „Wasserbakterien“ – genauer um Pseudomonaden.
Das wiederum macht eine erneute Nachfrage beim Gesundheitsamt notwendig, wo man nun zum wiederholten Male sagt, dass es nicht um eine kontaminierte Wasserleitung gegangen sei. Die Bakterien (die Art wird nicht genannt), die an den Puppen nachgewiesen worden seien, kämen unter anderem am Menschen vor, so die Pressesprecherin zurückhaltend. Wäre es tatsächlich die Wasserleitung gewesen, dann hätte eventuell auch der Friseur im selben Haus untersucht werden müssen, sagt sie. Das jedoch sei nicht notwendig gewesen, da die im Dollhaus nachgewiesenen Keime im Wasser nicht vorkämen. „Trinkwasser ist ein kostbares Gut“, unterstreicht die Behörde.
Gleichwohl hält man Abelmann zugute, dass er sich sehr bemüht habe, das Problem zu beseitigen. Letztlich habe nichts geholfen und die Bakterien seien weiterhin aufgetreten. Eine solche Puppe sei vielleicht auch nicht für wechselnde Nutzer gedacht, gibt die Pressesprecherin zu bedenken. Es sei nicht so, dass das Gesundheitsamt die Schließung verfügt habe, sondern dass diese von Abelmann selbst vollzogen worden sei – quasi im gegenseitigen Einvernehmen, so die Sprecherin.
Ohnehin, so haben es Speyerer in der Auestraße beobachtet, sei in den Monaten des Bestehens nicht ultimativ viel Betrieb im „Dollhaus“ gewesen. Wie viele Kunden Abelmann im Durchschnitt pro Tag hatte, ist aber nicht bekannt. Auf 180 Quadratmetern hatte er mehrere Zimmer eingerichtet, in denen Sex mit mindestens drei verschiedenen Puppen möglich war. 30 Minuten kosteten 60 Euro. Für 360 Euro konnte man fünf Stunden mit einer der Sex-Puppen verbringen.
Der Stadt Speyer sei sein Betrieb ein „Dorn im Auge“ gewesen, kritisiert Abelmann. Diesem Eindruck widerspricht Stadt-Pressesprecher Matthias Nowack, der zu bedenken gibt, dass es in der Stadt ja auch Prostitution gebe. Unklar ist, was mit den Räumlichkeiten geschieht. Abelmann ist nach Informationen dieser Zeitung weiterhin Pächter. Was er nun mit den Puppen Nicole, Katsumi und Alexa macht, die pro Stück mindestens 1600 Euro kosten, ist nicht zu erfahren.
Bakterien als Risiko
- Das Gesundheitsamt des Rhein-Pfalz-Kreises, das auch für Speyer zuständig ist, machte im Januar keine detaillierten Angaben zu den Hygienebestimmungen und Vorgaben. Man unterliege dort einer Geheimhaltungspflicht, so eine Sprecherin damals.
- Die Stadt Speyer erklärte im Januar, dass für das Dollhaus ein Reinigungs- und Desinfektionsplan vorliege.
- Der frühere Betreiber des „Dollhaus“ spricht bei den aufgetauchten Keimen von Pseudomonaden (Pfützenkeim). Das sind Bakterien, die als Krankheitserreger sehr flexibel sind und quasi in allen Lebensräumen auftauchen können. Das Gesundheitsamt hingenen hat die Art des Bakteriums nicht näher spezifiziert.
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