Heidelberg. Der Sonntag präsentiert sich mit kühlen Temperaturen: Ein Wetter, bei dem man es sich lieber mit einem warmen Getränk auf dem Sofa gemütlich macht, statt sich im Freien aufzuhalten. Den zahlreichen Menschen, die sich am Sonntag auf der Anlage des SG Heidelberg Kirchheim tummeln, scheint die Kälte jedoch nichts anzuhaben.
Geduldig warten sie, um sich bei der Typisierungsaktion im Jugendförderzentrum der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren zu lassen. Die findet nämlich statt, um einen geeigneten Spender für den kleinen Ben aus Heidelberg-Kirchheim zu finden. Bei dem Dreijährigen wurde Blutkrebs diagnostiziert. Damit er die Krankheit besiegt, ist eine geeignete Stammzellenspende notwendig.
Um einen Spender oder Spenderin zu finden, haben seine Eltern Christopher und Marina Kulik zusammen mit Unterstützern aus der Familie, dem Freundeskreis und dem Sportverein eine Registrierungsaktion auf die Beine gestellt. Insgesamt rund 900 Leute haben sich mit Stäbchen Zellen aus der Mundschleimhaut entnommen, um sich zu registrieren – und gegebenenfalls das notwendige Knochenmark für das Kind spenden zu können.
Spenden für Heidelberger Kinderkrebsstation bei Typisierungsaktion
Mit dem Verein ist die Familie Kulik eng verbunden. Bens Vater, Christopher Kulik trainiert die U23-Mannschaft. Als er vor acht Wochen Thorsten Maas, dem zweiten Abteilungsleiter für Fußball des Vereins von Bens Krankheit mitteilte, entwickelten sie gemeinsam die Idee, eine Typisierungsaktion auf die Beine zu stellen. „Ich habe ihm gesagt, wir sind für alles oft, wir können alles machen“, sagt Maas.
Vor drei Wochen legten sie den Termin fest. „Christopher Kulik hat mich dann gefragt, ob ich auch dabei sein möchte, da habe ich gesagt: Auf jeden Fall.“ Die DKMS habe sich dann um alles in Absprache mit den Eltern gekümmert, etwa was die Pressemitteilungen angeht und auch die kostenlosen Testkits für die potenziellen Spender zur Verfügung gestellt.
Neben drei Helfern von der DKMS direkt sind rund 40 Helfer vom Verein sowie Freunde und Bekannte als Volunteers vor Ort. Außerdem ist die Typisierung für die Menschen kostenlos, betont Maas. „Natürlich stehen die Spendenboxen da für die DKMS“, sagt er. Der Verein hilft auch: Mitglieder verkaufen Kaffee und Kuchen zugunsten der Kinderkrebsstation in Heidelberg. „Das war der Wunsch von der Familie Kulik“, so Maas.
Viele Menschen wollen krebskrankem Ben helfen
Der Andrang ist groß: Spender werden darf jeder, der die gesundheitlichen Voraussetzungen erfüllt und zudem zwischen 17 und 55 Jahren ist. „Wir haben um 10 Uhr begonnen und gegen 12 Uhr haben wir bereits 400 Testkits komplett eingetütet“, verkündet Maas. Jeder, der sich registrieren lassen möchte, muss jedes der drei Stäbchen eine Minute in den Mund nehmen und genügend Zellen aus der Mundschleimhaut als Abstrich aufzunehmen. „Dann noch mal zwei Minuten warten, bis es getrocknet ist, danach kann man es eintüten“, erklärt Maas.
Eine Zeitschaltuhr, die mit dem QR-Code, den man vorab scannen muss, zeigt an, wann die Zeit um ist. Danach werden die großen Q-Tips eingetütet, versiegelt und abgegeben. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass von den Registrierungen nicht nur Ben profitieren könnte, sondern auch andere Betroffene auf der ganzen Welt. Denn jeder Spender kann über die Datenbank der DKMS weltweit abgeglichen und gefunden werden.
Auch Christopher Kulik ist bei der Aktion dabei. „Nach einem wochenlangen Krankenhausaufenthalt durfte Ben für das Wochenende nach Hause und ein wenig alltägliche Normalität genießen“, erzählt er. „Das gab uns allen viel Kraft. Heute Abend geht es wieder in die Kinderklinik in Heidelberg, wo dann ab morgen die nächste Chemotherapie ansteht.“ Als Familie versuchen die Kuliks weiterhin für Ben stark zu bleiben. „Ben selbst, der tapfer mit allen Untersuchungen und Therapien umgeht, stärkt uns“, sagt sein Vater. Kraft spenden auch liebe Menschen in ihrem Umfeld. „Ob wir Weihnachten zu Hause verbringen dürfen, ist vom Therapieverlauf und eventuellen Nebenwirkungen abhängig.“
Typisierungsaktion für Ben: Handballer der Rhein-Neckar Löwen lassen sich testen
Auch Prominenz lässt sich testen. Unter den Spendern sind unter anderem Juri Knorr, Spieler der Handball-Nationalmannschaft und David Späth von den Rhein-Neckar Löwen. Philipp Richter kennt die Familie Kulik, da Ben in den gleichen Kindergarten wie seine Tochter geht. Dass er sich registrieren lässt, findet er selbstverständlich. „Eigentlich hätte man das schon länger machen können.“ Jonathan Weisser aus Edingen gehört dem Verein ein. „Ich finde es wichtig, wenn man helfen kann, dass man sich registriert“, sagt der 26-Jährige. „Ich hatte schon länger überlegt, mich registrieren zu lassen. Jetzt hat es gepasst.“
Christin Spieß nimmt sich gerade einen Abstrich aus der Mundschleimhaut. „Ich kenne die Familie zwar nicht, aber der Zusammenhalt des Standorts Kirchheim ist groß.“ Katrin Kliesch, Inhaberin der Zentral-Apotheke, hat in ihrem Laden nicht nur für die Aktion mit Plakaten und Statusmeldungen auf WhatsApp geworben: Sie und ihr Mann Fabian Kliesch lassen sich registrieren. Die Aktion sei sehr niederschwellig, lobt der Pfarrer. Er freut sich, dass die Menschen gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit ihr Mitgefühl zeigen und anderen helfen. „Das ist für uns gelebte Nächstenliebe.“ Ban hat über die Sozialen Medien von der Aktion erfahren und will daher helfen. „Eigentlich sollte sich jeder registrieren lassen“, findet die 34-Jährige. Alessandro aus Mannheim spielt im Verein; der 20-Jährige findet es wichtig, Ben aber auch gleichzeitig anderen Erkrankten zu helfen. Floriane und Daniel Orlov haben selbst drei kleine Kinder. „Wenn eines von unseren Kindern eine Knochenspende bräuchte, würde ich mir auch wünschen, dass andere helfen“, sagt die Heidelbergerin.
Christopher und Marina Kulik haben nicht mit so vielen Leuten gerechnet, „Dass sich online über 1200 und heute vor Ort nach ersten Schätzungen 900 Menschen registriert haben, zeigt die große Hilfsbereitschaft auf, die wir sehr zu schätzen wissen“, sagt Kulik. „Wir sind überwältigt wie groß die Anteilnahme war. Der regionale Zusammenhalt ist spürbar und gibt uns viel Kraft.“ Seine Dankbarkeit gelte allen Helfern, Unterstützern und Teilnehmern, ohne die die Aktion nicht möglich gewesen wäre. „Wir sind für jede einzelne Typisierung sehr dankbar.“
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