Worms. Es ist Freitag, 21 Uhr. Eine laue Sommernacht mit Temperaturen noch knapp unter 30 Grad. Der Marktplatz von Worms ist mit 3300 Zuschauern ziemlich gut gefüllt. Die Stimmung ist prächtig, das Publikum in Partylaune. Als der Mann am Mischpult den Song „September“ von Earth, Wind & Fire etwas lauter aus der Konserve abspielt, beginnt sich die Menschenmenge schon fröhlich johlend zu bewegen. Das wird zwei Stunden so bleiben. Dafür sorgen Kool & the Gang mit einem formidablen Eröffnungskonzert beim Musikfestival Jazz & Joy. Auf den anderen Bühnen spielen zum Auftakt unter anderem das Anke Helfrich Trio und die Grammy-Preisträgerin Judith Hill.
Das einstmalige Septett um seine Gründer Ronald und Robert „Kool“ Bell ist eine Legende der Funk- und Disco-Musik. Gegründet 1969 prägte der Sound der Band wesentlich die Disco-Ära der 70er und 80er Jahre mit. Heute ist nur noch Namensgeber Robert Bell Teil des aktuell neunköpfigen Ensembles. Allerdings hat er ausgezeichneten Nachwuchs um sich versammelt, um die Legende am Leben zu halten. Die Bläsersektion glänzt durch exzellentes Timing, feinen Satzgesang und witzige Tanzeinlagen.
Die Männer lassen den Geist der 70er-Jahre-Moves aufleben, mit umeinander wirbelnden Händen, synchronen Schritten nach links und rechts. Klar, die Show ist, wie bei amerikanischen Showgrößen üblich, durchchoreografiert. Dafür gibt’s keinen Song wie von der Platte, sondern absolutes Live-Konzerterlebnis. Das musikalische Arrangement lässt sehr viel Raum für instrumentale Improvisation. Und den füllen die Instrumentalisten komplett aus.
Kool & the Gang arbeiten bei Jazz & Joy in Worms die komplette Wunschliste ab
Dass der Schlagzeuger übrigens im Glaskasten auf der Bühne thront, hat akustische Gründe. Die Scheiben schirmen den Drum-Sound vom Rest der Band und auch von den ersten Reihen im Publikum ab. So klingt‘s stimmiger.
Zum Aufwärmen schickt Bell erstmal die Rhythmusgruppe und die Bläser auf die Bühne, bevor der Rest der Band über die kleine Showtreppe ins Rampenlicht tritt, um mit „Fresh“ den Hitreigen zu starten. Was das Publikum denn gerne hören möchte, will Curtis Williams wissen, der Keyboarder, Saxofonist und musikalische Leiter der Band. Auf der Wunschliste des Auditoriums stehen „Ladies Night“, „Celebration“ und weitere Hits. Am Ende des Konzerts bleiben nur wenige Wünsche offen.
Das Tempo bleibt eine Stunde lang oben, bis ein Piano-Solo zum Schmusesong „Cherish“ hinführt. Es war seinerzeit der Schlusspunkt in einer ganzen Reihe von Kool & the Gang-Hits. Sänger Walt Anderson verleiht dem Liebeslied jede Menge Schmelz. Am Ende gönnt die Band aber auch diesem Song erfreulich viel Rhythmus. Das Publikum zeigt sich zudem ausgesprochen textsicher. Ein Highlight ist zweifelsohne, auch der Sommernacht geschuldet, der wunderbare, von Steel-Drums getragene Reggaesong „Let‘s go Dancing“. Das Oh-La-La trägt sich durch die ganze Wormser Innenstadt.
Ehrung mit einer Bronzeplatte auf der Street of Music
Die ganz großen Hits „Ladies Night“, „Get Down On It“ und „Celebration“ runden letztlich eine schweißtreibende Disco-Nacht ab. Die Formation wird damit den Vorschusslorbeeren gerecht. Schließlich hat sie schon vor ihren ersten Auftritt überhaupt bei dem Wormser Musikfestival eine Bronzeplatte im Straßenpflaster vor dem Marktplatz bekommen. Insgesamt neun Bronzeplatten hat die Stadt Worms in einem ersten Schwung eingearbeitet, als Würdigung für prägende Auftritte von Künstlern bei Konzerten bei Jazz & Joy. Immerhin sind hier Stars wie Bob Dylan, Joe Cocker und Bob Geldof (sogar zweimal) hier aufgetreten. Die „Street Of Music“ soll in den kommenden Jahren noch ausgebaut werden.
Das Festival geht am Wochenende weiter. Insgesamt gibt es Auftritte von 33 Bands auf vier Bühnen in der Innenstadt. Highlights sind an diesem Samstag unter anderem Clockclock (22 Uhr, Marktplatz), die Jazzrausch Bigband (22.15 Uhr Weckerlingplatz). Am Sonntag beschließen die Funklegenden von Level 42 das Festival Jazz & Joy.
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