Heidelberg. Knapp zwei Wochen hat Pavel Diener mit seinem neuen Dienstfahrzeug schon Erfahrung sammeln können. „Es ist richtig entspannt“, sagt er. Der Motor sei superleise. Er könne zum Teil sogar hören, wenn die Kollegen sich am Ende des Lastwagens unterhalten. Dieners Dienstfahrzeug ist das erste wasserstoffgetriebene Müllfahrzeug der Metropolregion. An diesem Donnerstagmittag ist der Mitarbeiter der Heidelberger Stadtreinigung allerdings nicht in der Stadt unterwegs. Denn da wird das blank geputzte Fahrzeug auf dem Betriebshof offiziell in Dienst gestellt.
Oberbürgermeister Eckart Würzner darf mit dem Wagen gleich mal eine kleine Runde drehen und ist begeistert. „Es ist ein schöner Tag“, sagt der Verwaltungschef, weil es weiter auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität geht. Für Lkw und Busse sei Wasserstoff die richtige Technologie, weil die Fahrzeuge für einen reinen Batterie-Antrieb zu groß seien. Wobei der Preis der einzelnen Fahrzeuge noch deutlich zu hoch sei, kritisiert Würzner.
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Der neue Wagen der Müllabfuhr hat 1,3 Millionen Euro gekostet. Dafür könnte die Stadtreinigung drei herkömmliche Müllautos bekommen. Allerdings bekommt die Metropolregion Förderzuschüsse aus den Projekten H2Rivers und H2Rhein-Neckar. Deswegen haben Bund und Land für das Fahrzeug rund 780 000 Euro dazugegeben. Und nicht nur Würzner geht davon aus, dass die Preise mit der Produktion von größeren Stückzahlen sinken wird.
Der Daimler-Truck des Typs eEconic mit Aufbau der Firma Zöller-Kipper hat Batterien mit einer Stärke von 85 Kilowattstunden an Bord, dazu zwei Brennstoffzellen, die jeweils 30 Kilowattstunden produzieren können. Vier Wasserstofftanks zu je vier Kilo liefern den Brennstoff, damit das Fahrzeug auch den Anstieg zu den Stadtteilen Boxberg und Emmertsgrund schafft.
Tests in engen Gassen
Zunächst will die Abfallwirtschaft jedoch erst einmal in der Ebene und den engen Gassen der Heidelberger Innenstadt Erfahrung sammeln. Einsetzt werden soll das Fahrzeug laut Amtsleiterin Sylvia Hafner und Müllabfuhr-Chefin Jana Wissing für die Restmüll-Entsorgung zunächst im Pfaffengrund, der Bahnstadt, Weststadt und in Kirchheim.
Wo der Wagen auch hinfährt - interessierte Blicke dürfte er auf jeden Fall einsammeln. Dafür hat Künstler Philipp Wallisfurth gesorgt. Die grünen, orangenen und roten Blasen auf weißem Grund fallen zweifellos auf.
In den kommenden Wochen werden zwei weitere Wasserstoff-Fahrzeuge für die Metropolregion ausgeliefert. Dann kommen auch Mannheim und Ludwigshafen in den Genuss der umweltfreundlicheren Müllentsorgung. Und der Weg geht weiter in Richtung Wasserstoff-Antrieb - zumindest für Großfahrzeuge. Ende 2024 soll der RNV-Betriebshof im Wieblinger Weg fertiggestellt sein, unter anderem mit Infrastruktur für 28 Wasserstoff-Gelenkbusse. „Das ist bundesweit eines der größen Projekte,“ freut sich Würzner.
Insgesamt komme die Region in den Genuss von 20 Millionen Fördermitteln, ergänzt Umweltbürgermeister Raoul Schmitt-Lamontain. Diese Fördersumme löse Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro aus: „Wir müssen wegkommen vom Diesel. Und das hier auf dem Betriebshof ist der erste Meilenstein.“
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