Ilvesheim. Die schwarze Border-Collie-Hündin Sye ist eine echte Schönheit mit ihren weißen Pfoten, einer weißen Schnauzenspitze und dem ebenfalls hellen Fell auf der Brust. Doch nicht nur das: Sie ist auch sehr intelligent – und megaschnell. „Ein Traumhund“, schwärmt Besitzerin Elena Essig. Die Sportlerin des Vereins für Hundesport Ilvesheim 1951 hat sich ein Ticket zur WM in Belgien erkämpft. Am 2. und 3. Oktober geht das Team an den Start. Vor der Abreise erzählt die 24-Jährige dieser Redaktion, wie sie sich und ihren Hund vorbereitet – und was ihr an dem Sport so besonders gefällt.
Agility-Hundesport kombiniert Geschicklichkeit und Schnelligkeit in Parcours
„Agility“ – das kommt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie „Beweglichkeit“. Es ist eine sehr dynamische Hundesportart und wurde in Anlehnung an das Springreiten konzipiert: Die Hunde müssen einen ständig neu zusammengestellten Parcours absolvieren, zu dem Hürden genauso gehören wie Tunnels oder eine große Wippe. Schnelligkeit zählt – und dass der Vierbeiner möglichst wenig Fehler macht. Nimmt der Hund ein falsches Hindernis in Angriff, ist sein Auftritt beendet: Er wird disqualifiziert. Sein Besitzer dirigiert den ohne Leine laufenden Hund allein mit Stimme, Handzeichen und Körpersprache.
Die FCI Weltmeisterschaft Agility 2024 findet statt vom 1. bis 6. Oktober. Austragungsort ist der Sentwoer Park in Opglabbeek (Belgien). Essigs Läufe sind für Mittwoch und Donnerstag, 2./3. Oktober, angesetzt. „Wenn alles gut läuft, bin ich am Sonntag bei der Siegerehrung dabei“, sagt sie. Aber die junge Frau, die Soziologie studiert hat und aktuell in der Schulkinderbetreuung arbeitet, weiß auch: Es wird eine sehr schwere Konkurrenz, bei der letztlich Sekundenbruchteile entscheiden.
Einmal mit den Besten der Welt im Turnier starten zu können, davon hat Elena Essig immer geträumt, erzählt sie. Schon als Kind begann sie mit dem Hundesport. Gerade sechs Jahre alt, startete sie bei ihren ersten Agility-Turnieren. Die Begeisterung für diesen Hundesport liegt in der Familie: Ihre Mutter, die heute 53-jährige Christiane Essig, gründete 1997 die Agility-Abteilung im Ilvesheimer Hundesportverein und machte die damals noch junge Hundesportart bald auch im Kreisverband als Sportwart bekannter.
Elena Essig trainiert im Ilvesheimer Verein und vermittelt ihr Wissen an junge Sportler
Zusammen mit dem Hund zu trainieren, dem Tier „fair“ zu vermitteln, was es tun soll und dabei möglichst klar sein in der eigenen Körpersprache – das macht für Essig die Faszination von Agility aus. „Ich bin hier aufgewachsen“, sagt Elena und blickt über die schöne Vereinsanlage am Ilvesheimer Neckardamm. Hier trainiert sie nicht nur selbst zwei Mal in der Woche, sondern kümmert sich auch um den sportlichen Nachwuchs: Seit 2020 ist sie selbst Trainerin im Agility. Eine ihrer Schützlinge ist ihre jüngere Schwester Pia.
Lange fehlte der Ilvesheimer Sportlerin ein Weltklassehund. „Ich wollte schon immer einen Border Collie ausbilden, erzählt sie. Vierbeinige Weg- und Lebensbegleiter waren bis zum Einzug von Sye, die übrigens einen Fantasienamen trägt, unter anderem ein Terrier. Der darf nun mit zwölf Jahren seinen Lebensabend genießen.
Ihre Hündin hat Elena Essig vor vier Jahren bei einem Züchter in Dänemark gefunden. Aus einer sogenannten Arbeitslinie stammend, bringt die schlanke und langbeinige Sye schon in ihren Genen Leistungswillen mit. „Es ist alles ganz einfach mit ihr“, schwärmt die junge Frau – und man sieht sofort, dass Mensch und Tier eine besonders innige Bindung zusammenhält. So muss Sye nur sehr selten an die Leine genommen werden: Sie orientiert sich immer an ihrer Besitzerin.
„Deutschland ist im Agility führend“, weiß Elena Essig um die starke Konkurrenz. Wenn sie nicht gerade trainiert oder Unterricht gibt, schaut sie am liebsten Videos von anderen Teams. Bei Trainer-Koryphäen wie Krisztina Beitl-Kabai oder Tobias Wüst hat sie sich ebenfalls Anregungen für das Training geholt.
16 Teams in Belgien für Deutschland am Start
In vier Größenklassen sind jeweils vier Teams im deutschen Team nominiert. In Belgien kümmern sich unter anderem eigene Physiotherapeuten um Hund und Mensch.
Und wenn Elena noch einen Wunsch an eine Fee hätte? „Einen Sponsor, das wäre toll“, sagt sie lächelnd. Denn wer an Europa- und Weltmeisterschaften teilnimmt, braucht Geld für Reise und Unterkunft. Einen kleinen Zuschuss bekommt sie von ihrem Heimatverein.
Die VfH-Mitglieder um ihre Vorsitzende Andrea Jurcicek drücken jedenfalls ganz fest die Daumen: „Leidenschaft und Spaß sind wesentliche Elemente für den Erfolg“, zitiert Jurcicek den Apple-Gründer Steve Jobs. Beides bringen Elena und Sye jedenfalls in hohem Maße mit.
Ein spezielles Training haben sie in den letzten Wochen vor dem Start bei den Weltmeisterschaften nicht angesetzt: „Es geht vor allem darum, dass man darauf vertraut, dass man es kann“, sagt Elena.
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