Holidaypark: Warum eine ganze Branche gerade nach Haßloch schaut

„Raider heißt jetzt Twix - sonst ändert sich nix“. Was für einen Schokoriegel gilt, muss nicht für einen Freizeitpark gelten. Plopsaland will die Eine-Million-Besucher-Grenze knacken.

Von 
Stephan Alfter
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Jan-Philipp Reinisch zeigt, was sich alles verändert im Holidaypark, der demnächst nur noch Plopsaland heißt. Bei einem Rundgang am Freitagvormittag erklärt er, was die Zukunft bringen soll. © Stephan Alfter

Haßloch. An was man alles denken muss, wenn man seinen Namen ändert. Jan-Philipp Reinisch erfährt das gerade. Und es ist nicht nur seine Visitenkarte, die ein neues Logo braucht. Als Campaign- und Eventmanager ist er der zentrale Mann in dem Veränderungsprozess, in dem sich der Holidaypark in Haßloch gerade befindet. In einer Zeit, in der sich viele Branchen auf längere Stagnationsphasen einstellen müssen, wächst das Unternehmen. Die Nach-Corona-Phase brachte Rekordbesuchszahlen. Nun ist es Reinischs Job, dafür zu sorgen, dass der Name Holidaypark in den kommenden Wochen auch vom letzten Boot auf dem allseits bekannten Donnerfluss gekratzt wird. An die vakante Stelle rückt dann ein Schild, auf dem „Plopsaland“ steht. Plopsa ist der Name des belgischen Unternehmens, das mehrere Freizeitparks betreibt – seit 2010 auch den Holidaypark.

Hier herrscht Hochbetrieb am Brückentag nach Fronleichnam. Schon am Eingang hüpfen Kinder gegen 11 Uhr unter sengender Sonne zwischen den Wasserfontänen umher, die aus den dunklen Kunststoffplatten schießen. Es sind nur noch wenige Tage, ehe ein Name von der Bildfläche verschwindet, der seit Beginn der 70er Jahre fest mit Haßloch, mit der Pfalz und mit dem gesamten Rhein-Neckar-Raum verbunden ist. Fast drei Generationen von Kindern verbinden damit Spaß, Bewegung, Emotion. Wer auf der A61 dem braunen Schild mit dem Hinweis Holidaypark folgt, der spürt Vorfreude. Jetzt müssen sie alle ausgetauscht werden. Bis zu hundert Verkehrshinweise sind das allein. Auf allen soll in Zukunft Plopsaland stehen. Was ein Aufwand.

Holidaypark verschwindet, aber die DNA soll bleiben

Reinisch und den 80 Festangestellten im (Noch)-Holidaypark stehen sogar Nachtschichten bevor in den nächsten Tagen. Am Samstag, 28. Juni, soll das Grand-Opening unter neuem Namen stattfinden. Immer wieder blinkt das Handy des Marketing-Experten Jan-Philipp Reinisch. Wieder hat ein Kollege einen Ort entdeckt, an dem noch ein altes Logo hängt. Von wegen „Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix“. Was nach wenig Arbeit klingt, ist tatsächlich ein Knochenjob. Tausende dieser Plätze hat das Management in den vergangenen vier Monaten ausfindig gemacht. Dass der Job eine Art Spagat ist, ist allen klar. Denn: Der Name Holidaypark verschwindet zwar, aber die DNA soll erhalten bleiben und zu voller Blüte gebracht werden. Dafür fließen gerade viele Millionen in ein neues Verwaltungsgebäude, eine Familien-Achterbahn, in einen neuen Badepark – und sogar in ein Hotel.

Auch auf den Teufelsfässern prangt noch der Name Holidaypark. In den kommenden Tagen sollen die Schriftzüge sukzessive ersetzt werden. © Stephan Alfter

Eine echte Landmarke ist in der Pfalz der Freefalltower, der 1995 in den Park kam. Unterhalb der Sitzplattform prangt auf einer LKW-Plane der Schriftzug Holidaypark, den man mit einem guten Fernglas vermutlich von Ludwigshafen aus lesen kann. Kommende Woche wird sich das ändern, denn dann kommen Industriekletterer, die die Plane erneuern. Auch hier verschwindet Holidaypark. Die Firma Vodafone, die den Tower auch als Sendemast nutzt, hat versprochen den Turm so lange vom Netz zu nehmen.

Vom Freefalltower bis zum Poloshirt – überall Transformation

Doch auch damit ist das „Rebranding“, wie man in der Fachsprache sagt, nicht erledigt. Die Mitarbeiter im Park brauchen neue Kleidung –Poloshirts, Chino-Hosen et cetera. Tausende Banner, Sticker, Airbrush-Gemälde verlieren ihre Aktualität. Doch die Transformation ist größer als das Austauschen von Namen. Reinisch sagt: „Wir bewegen uns Richtung Premiumpark.“

Was in Haßloch passiere, darauf schaue auch die ganze Branche. Davon ist zumindest Björn Wojtaszewski überzeugt, ein PR-Mann, der Reinisch in diesen Tagen unterstützt. Ein Vorteil, den die Unternehmensgruppe Plopsa gegenüber anderen hat, erschließt sich tatsächlich erst auf den zweiten Blick. Plopsa gehört zum Unternehmen Studio 100 - und dort hält man Markenrechte an Märchenfiguren wie Biene Maja, Wickie, Heidi und den Schlümpfen. Insofern kann sich der Freizeitpark in Haßloch permanent in einem eigenen Ökosystem bewegen und mit diesen bekannten Figuren immer neue Geschichten erzählen, wie Disney das in den USA oder in Paris bereits länger tut. Im zugespitzt dargestellten „Idealfall“ ist es vorstellbar, dass Kinder sich einen ganzen Tag im Plopsa-Universum bewegen. Sie wachen morgens auf und hören die Schlümpfe auf der Fahrt zum Park, verbringen den ganzen Tag mit Biene Maja und Wickie und schlafen abends mit einem Heidi-Film auf Junior TV ein.

Die Plane mit dem Holidaypark-Schriftzug wird von Industriekletterern in der kommenden Woche entfernt. © Stephan Alfter

Sind es heute 750.000 Besucher, die im Jahr nach Haßloch kommen, so strebt Plopsaland in den kommenden Jahren auf die Eine-Million-Marke zu. Der neue Verwaltungsbau, der gerade entsteht, bietet Platz für 100 Mitarbeiter. „Runde 20 Millionen Euro Umsatz“, sagt Reinisch auf die Frage nach dem aktuellen Ergebnis. Geöffnet ist der Park an etwa 180 Tagen im Jahr, aber auch hier lautet das Ziel, zu einer Ausweitung beziehungsweise zu einem durchgehenden Betrieb zu kommen. Das Stichwort dazu heißt Indoorpark. Auch an kälteren Tagen sollen Leute auf das 400.000 Quadratmeter große Gelände kommen.

„Das Bild vom Freizeitpark und seine Bedeutung befinden sich im Wandel“, ist Wojtaszewski überzeugt. Was in den Vordergrund gerückt sei, sei das Gemeinschaftserlebnis mit der Familie, das im Alltag womöglich heute weniger stattfinde. Nicht mehr vorstellbar seien heute Delfinshows oder die „Liliputaner-Stadt“, die eher an eine Ausstellung benachteiligter Menschen erinnerte. Auch von dieser Zeit verabschiedet man sich mit dem Namenswechsel endgültig.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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