Metropolregion. Mit einem großen Satz ist Schäferhund Jara im Motorraum des Range Rovers mit belgischer Zulassung und schnüffelt nach möglichen Verstecken. Jara ist ein ausgebildeter Drogenspürhund. „Wenn er etwas entdeckt, erstarrt er und stupst mit der Schnauze auf seinen Fundort“, erklärt Jaras Hundeführer vom Hauptzollamt Karlsruhe. Bei einem grünen Rucksack im Kofferraum des Fahrzeugs steht die wuselige Jara plötzlich ganz still. Die Kollegen von der Polizei durchsuchen die Tasche, finden zwar keine Drogen, aber zwei merkwürdige Funksender. „Damit lassen sich beispielsweise Geheimverstecke öffnen“, weiß der erfahrene Polizeibeamte.
Seine Kollegen drehen den ganzen Wagen nach links, weil ihnen die Geschichte spanisch vorkommt, die ihnen der türkische Fahrer auftischt. Der Innenraum des Range Rover ist in einem überraschend schlechten Zustand. Viele Verkleidungen sind erkennbar mehrmals ab- und wieder angeschraubt worden. An diesem Mittwoch ist die Gelegenheit, ganz genau hinzuschauen. Die Polizei aus Mannheim, der Pfalz und Südhessen, der Zoll, das Landeskriminalamt und das Veterinäramt des Rhein-Neckar-Kreises haben sich zur Großkontrolle auf der Rastanlage Am Hockenheimring West versammelt.
Autos und Lkw von mobilen Kräften auf Parkplatz gelotst
Es ist länderübergreifender Großkontrolltag an diesem Mittwoch. Die verschiedenen Maßnahmen, die alleine das Polizeipräsidium Mannheim organisiert, füllen mehr als einen Meter mit sehr kleiner Schrift bedrucktes Papier. Eine der personell aufwendigsten Aktionen findet auf dem Parkplatz der Raststätte gegenüber des Motodroms statt. Von 10 bis 18 Uhr kontrollieren rund 150 Einsatzkräfte die Autos, die den sogenannten Suchern nördlich des Rastplatzes eine Kontrolle wert erscheinen. Mit Autos, Motorrädern und unmissverständlich „bitte folgen“-Anzeigen lotsen die mobilen Beamten die Autos und Lkw auf den Parkplatz.
Die Kriminaltechniker des Landeskriminalamts sitzen mit Mikroskopen, Scannern, speziellen Handlupen, einem Computer und einem Drucker in einem Zelt.
Schwerpunkt ist die Überprüfung des Schwerlastverkehrs. Sind die Fahrzeuge überladen? Sind die Bremsen funktionsfähig, die Reifen abgefahren? Aber auch andere Delikte haben die Beamtinnen und Beamten im Blick. Fahrten unter Drogeneinfluss, Drogenkuriere oder reisende Kriminelle. Die A 6 und die A 5 seien Verkehrsdrehkreuze für ganz Europa. Am Hockenheimring kommen täglich 85 000 Fahrzeuge vorbei, sagt Einsatzleiter Nicolas Schütz. Dieses Drehkreuz, weiß er, nutzen auch Täterbanden aus ganz Europa.
Beispielsweise haben die Sucher einen hochpreisigen Mercedes aus England herausgeleitet. Ein Pärchen sitzt darin, das einem Modekatalog entsprungen sein könnte und auf den ersten Blick komplett unverdächtig erscheint. Das Pärchen erlebt das volle Programm: Sein Gepäck wird - wie an der Sicherheitskontrolle eines Flughafens - vom mobilen Röntgengerät des Hauptzollamtes durchleuchtet, die Pässe und Fahrzeugpapiere genau geprüft und Jara auf die Suche geschickt. Die Beamten haben sprichwörtlich den richtigen Riecher gehabt: Das Pärchen hat Drogen dabei, „in nicht geringer Menge“, wie es im Polizeideutsch heißt.
Die Kriminaltechniker des Landeskriminalamts in Stuttgart sitzen mit Mikroskopen, Scannern, speziellen Handlupen, einem Computer und einem Drucker in einem Zelt. Sie prüfen Pässe, Führerscheine und andere Identitätsdokumente. „Wir können hier sogar ein Schnellgutachten erstellen“, erläutert Moritz Winter. Wenig später landen die Kollegen den ersten Treffer. Ein tschechischer Führerschein wird als Fälschung entlarvt. Die falsche Drucktechnik ist den Experten sofort ins Auge gestochen. „Wahrscheinlich stammt der Führerschein aus einer ganzen Fälschungsserie“, mutmaßt Winter.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Veterinäramts des Rhein-Neckar-Kreises sind für die Kontrolle von Lebensmittel- und Tiertransporten mit dabei. Und entdecken prompt einen Fehler in der Kühlkette eines Fischtransporters. Das Unternehmen aus Hessen will Restaurants in Baden-Württemberg beliefern. Der Fisch muss minus 18 Grad auf dem Transport haben. Zwei Kisten weisen bei Stichproben aber nur minus elf und minus zwölf Grad auf. Der Laderaum wird verplombt, der Transporter zwei Stunden zurück nach Hause geschickt. Das Veterinäramt vor Ort wurde informiert und wird beim Eintreffen des Transporters schon dort sein. „Die Kollegen müssen entscheiden, was mit der Ware passiert“, sagt Referatsleiterin Constanze Reitzenstein.
Unterdessen haben Polizisten einen Audi RS6 Avant vorläufig stillgelegt. Es bestehe der Verdacht der Unterschlagung. Der Besitzer, eine Autovermietung, hätte den Wagen mit sechsstelligem Wert ohne diese Kontrolle wahrscheinlich nie mehr wiedergesehen. Die endgültigen Ergebnisse des Kontrolltags will die Polizei an diesem Freitag berichten.
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