Neustadt an der Weinstraße. Der Geruch von kaltem Rauch liegt auch nach zwei Tagen noch über der Schlossstraße. Keine 30 Meter hangabwärts liegen verkohlte Baumstümpfe, die durch Hitze gekräuselten Blätter an den Bäumen reichen bis fast an die Straße heran. Hier wütete das Feuer am Mittwoch, das eine Rauchfahne produzierte, die kilometerweit in der Vorderpfalz zu sehen war.
„Die Brandmelder im Schloss funktionieren“, flachsen die Feuerwehrleute beim Ortstermin mit der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Katrin Eder (Grüne). Zwei Stunden nach Ausbruch des Brandes hätten die Geräte Alarm ausgelöst. Die Ministerin ist am Freitagmittag in die Pfalz gekommen, um der Blaulichtfamilie für deren Einsatz zu danken. Sie ist aber auch da, um zuzuhören und Probleme zu erkennen. Denn der Waldbrand zeigt das Spannungsfeld auf, in dem sich die Grünen-Politikerin bewegt.
Polizeihubschrauber kann wenig Wasser transportieren
Als Umweltministerin ist ihr die Pflege des Waldes wichtig, der unter anderem mit jeder Menge Totholz sein ungestörtes Eigenleben entwickeln soll. Auf der anderen Seite wirkte genau dieses massenhafte Totholz auf dem Boden wie ein Brandbeschleuniger inmitten der trockenen Bäume. „Es wird eine der großen Herausforderungen sein, die Waldbrandgefahr und die Ökologie unter einen Hut zu bekommen. Das wird schwierig“, schwant der Ministerin.

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Und noch ein weiteres Problem wird deutlich: Es fehlt an Informationen und struktureller Vernetzung beispielsweise mit der Bundeswehr. Die könnte beim Katastrophenschutz mit ihren Hubschraubern wichtige Dienste leisten. Während normale Helikopter Wassersäcke von gerade mal 400 bis 800 Liter transportieren können, schafft ein Bundeswehr-Hubschrauber bis zu sieben Tonnen. Am Mittwoch hat ein Polizeihubschrauber nur fünf Abwürfe von je 400 Litern Wasser geschafft. „Das ist ein leichter Sprühregen, von dem nichts wirklich am Boden ankommt“, sagt Markus Kruppenbacher, stellvertretender Stadtbrandinspektor der Stadt Neustadt. Mehr Touren schaffte der Hubschrauber nicht, weil er tanken musste, die Tankstelle am Speyerer Flugplatz aber schon geschlossen hatte, erzählen die Einsatzkräfte hinter vorgehaltener Hand.
Auch gebe es kein Schulungsangebot von Seiten des Landes, wie Einsatzkräfte sich über Verfügbarkeiten von Löschhubschraubern informieren könnten, sagt Jens Thiele, Brand- und Katastrophenschutzinspektor des Kreises Südliche Weinstraße. Dieses Problem will die Ministerin in die Gespräche mit dem Innenminister mitnehmen.
Moderne Fahrzeuge zu breit
Und nicht zuletzt bittet die Blaulichtfamilie um geländegängigere Fahrzeuge, mit denen sie zu den Brandherden im Wald vordringen kann. Die modernen Tanklöschfahrzeuge seien zu breit für die Waldwege. Es gebe in vielen Wehren noch Unimogs aus den 1980er Jahren, erinnert Kreisbeigeordneter Kurt Wagenführer aus dem Kreis Südliche Weinstraße. Diese Fahrzeuge - mit Zuschüssen des Landes - wieder herzurichten, werde ein echter Gewinn sein in der Waldbrandbekämpfung, prophezeit er.
Die Ursache für den Waldbrand am Mittwoch - es war der größte bislang in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz - dürfte vermutlich grobe Fahrlässigkeit gewesen sein, schätzt die Neustadter Polizei. Vermutlich habe ein Wanderer im Bereich der Käsgasse unterhalb des Schlosses eine glimmende Kippe weggeschnippt. Anhaltspunkte für eine vorsätzliche Brandstiftung gebe es nicht. 99 Prozent aller Waldbrände werden durch menschliches Fehlversagen ausgelöst, Selbstzündungen etwa durch Glasscherben seien eine Legende, sagt Bernd-Peter Räpple, Forstreferent im Umweltministerium.
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