Porträt

Grundschullehrerin leitet Handschuhsheimer Traditions-Männerchor

Die junge Gesangspädagogin Manuela Bischoff macht die Herren des Heidelberger MGV Liederkranz Handschuhsheim mit Hits von Udo Jürgens wieder singfähig

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Mit dem Udo-Jürgens-Chorprojekt "Männerchor - Aber bitte mit Sahne!" ohne Mitgliedszwang begeistert Melanie Bischoff wesentlich ältere Herren zum Singen im MGV Liederkranz 1847 Heidelberg-Handschuhsheim. © MB/jpk

Heidelberg. Männer weinen nicht nur heimlich, wie Herbert Grönemeyer weiß – sie singen auch meistens eher im Verborgenen. Zumindest im Chorbereich ist das starke Geschlecht vielerorts schwach vertreten. Deswegen suchen viele Gesangsvereine in der Region nach Wegen, Bässe und Tenöre aus dem musikalischen Dornröschenschlaf zu wecken.

Frauen in der Mehrheit

Auch der MGV Liederkranz 1847 Heidelberg-Handschuhsheim ist dem Namen nach ein Männergesangsverein, bei dem Frauen in der Mehrheit sind. Der traditionsreiche Männerchor geriet gegenüber den Frauen und dem gemischten „jungen Chor“ namens Blue Notes zahlenmäßig ins Hintertreffen. Irgendwann waren die älteren Herren so dezimiert, dass sie nicht mehr singfähig waren, wie es in der Chorsprache heißt. Das ändert nun ausgerechnet eine junge Frau als Chorleiterin.

Proben donnerstags um 19 Uhr

Manuela Bischoff ist 28 Jahre alt und hat beruflich eher mit Kinderstimmen zu tun. Nach ihrem Bachelor-Abschluss an der Wiesbadener Musikakademie 2019 arbeitet die gebürtige Frankfurterin als Grundschullehrerin in Lampertheim und Gesangspädagogin. Seit Dezember 2023 widmet sich die solistisch auf Kirchenmusik fokussierte Wahl-Mannheimerin nun jeden Donnerstagabend der Singfähigkeit von größtenteils wesentlich älteren Herren – mit den größten Hits von Udo Jürgens. Das Motto: „Männerchor – aber bitte mit Sahne!“

Das Sahnehäubchen an diesem starken Kontrast liegt für Manuela Bischoff in der ganz anderen musikalischen Literatur. „Ich komme ja eher aus der klassischen Richtung. Deshalb liegt darin ein besonderer Reiz.“ Akzeptanzprobleme bei den Sängern mit teilweise jahrzehntelanger Chorerfahrung hatte sie nie: „Gar nicht. Ich finde, der Chor ist sehr jung geblieben. Das ist eine lustige Truppe.“ Wenn es Vorbehalte gäbe, dann ließe es sie niemand spüren. „Ich glaube, alle freuen sich einfach, dass jemand mit Spaß bei der Sache ist und einen Neuanfang macht.“ Schließlich habe es eine Weile überhaupt keine Proben mehr gegeben.

Niedrigschwelliges Angebot mit Udo Jürgens

Angelockt wurden die neuen Sänger aber nicht nur durch die qualifizierte Chorleitung und Hits wie „Griechischer Wein“, „Mit 66 Jahren“, oder „Merci Cheri“. Der Liederkranz tut viel gegen die Schwellenangst der jüngeren Generationen. Man betont also den Projektcharakter und pocht nicht gleich darauf, dass die Interessenten gleich MGV-Mitglied werden. Mit großem Erfolg: „Bei einer Willkommensrunde vor Weihnachten waren es fünf, sechs Leute. Mittlerweile kommen regelmäßig bis zu 15 – darunter auch jüngere Sänger zwischen 30 und 40 Jahren“, so Manuela Bischoff.

Musikalisch war Udo Jürgens für sie tatsächlich weitgehend Neuland. „Ich war noch niemals in New York“ habe sie schon gekannt, oder auch „Aber bitte mit Sahne“. „Davon aber nur den Refrain.“ Die Lieder böten aber das perfekte Einstiegsniveau für ein niedrigschwelliges Angebot, nicht mehr heimlich zu singen.

Das Udo-Jürgens Projekt probt donnerstags um 19 Uhr im Alten Rathaus, Dossenheimer Landstraße 5. Mehr: liederkranz-handschuhsheim.de

 

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