Hockenheim. Die Befürchtungen sind nun Gewissheit: Auch die 51-jährige Mutter der getöteten 27-jährigen ukrainischen Frau ist tot. Polizeitaucher fanden am Dienstagnachmittag die Leiche einer Frau im Anglersee „Krummes Loch“ bei Mingolsheim neben Bad Schönborn (Kreis Karlsruhe). Dabei handele es sich augenscheinlich um die vermisste 51-Jährige, meldete die Polizei am Mittwochmittag.
Die Bestätigung folgte am Nachmittag: Ein DNA-Abgleich brachte Gewissheit über die Identität der Frau. Nach den bisherigen Erkenntnissen sei anzunehmen, dass auch sie durch äußere Gewalteinwirkung zu Tode kam. Auf welche Weise sie starb, sagte die Polizei nicht. Ein Obduktionsergebnis liegt noch nicht vor.
Verdächtig ist auch in diesem Fall das 43 und 44 Jahre alte Paar aus Sandhausen, das schon die 27-jährige Tochter der Frau getötet haben soll. Die beiden Tatverdächtigen stammen nach Darstellung der Ermittler aus dem persönlichen Umfeld der Getöteten. Wie eng und welcher Art das Verhältnis war, wollte Polizeisprecher Stefan Wilhelm am Mittwochnachmittag noch nicht sagen. „Aber sie haben sich gut gekannt“, bestätigte er.
Verdacht des gemeinschaftlichen heimtückischen Mordes
Es bestehe der „dringende Verdacht des gemeinschaftlichen heimtückischen Mordes zur Verdeckung einer Straftat in zwei tatmehrheitlichen Fällen“, heißt es in gemeinsamen Pressemitteilung von Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Mannheim. Bei der Straftat handelt es sich um die Kindesentführung.
Wie mehrfach berichtet, hatte ein Passant am 7. März den Leichnam der 27-jährigen Frau in der Nähe einer sogenannten Nato-Rampe am Rhein bei Hockenheim gefunden. Knapp eine Woche später, am 13. März, wurde das nun erneut tatverdächtige Paar festgenommen. Es hatte den fünf Wochen alten Säugling der 27-Jährigen bei sich. Ein DNA-Abgleich bestätigte eindeutig die Verwandtschaft.
Ein Nachbar des tatverdächtigen Paares hatte unter anderem der Rhein-Neckar-Zeitung erzählt, dass die beiden wenige Tage vor ihrer Festnahme ihm gegenüber das Kind als ihr eigenes neugeborenes Baby ausgegeben hätten. Ob sie den Säugling auch der Polizei gegenüber als ihre Tochter ausgegeben hätten, wollte Polizeisprecher Wilhelm nicht bestätigen. Auch äußerte er sich zurückhaltend, wie die Ermittler überhaupt dem Paar auf die Spur gekommen sind. Man könne – noch – nicht alle Details der Ermittlungen preisgeben, weil es sich teilweise um Täterwissen handle und man das gesamte Verfahren nicht gefährden wolle. „Der Erfolg des Verfahrens steht im Vordergrund“, betont der Sprecher. Das Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises hat das mittlerweile sechs Wochen alte Mädchen in Obhut genommen.
Am Dienstag gab es ein Gespräch zwischen der Polizei und den Rechtsanwälten der Tatverdächtigen. „Es gab kein Geständnis“, bestätigte Stefan Wilhelm. Ob die Verdächtigten sich zur Sache eingelassen haben, darüber machte er keine Angaben.
Auch die Frage, ob die Fundorte der Leichen zugleich auch die Tatorte sind, müsse derzeit noch unbeantwortet bleiben. Die 27-jährige Ukrainerin lebte mit ihrer Mutter und ihrer Tochter in einer Flüchtlingsunterkunft im Rhein-Neckar-Kreis. Fest steht, dass die beiden Frauen nicht zeitgleich getötet wurden, sondern im Abstand von ein paar Stunden. „Wir haben alle Datenträger ausgewertet. Daraus lässt sich erkennen, wie die Bewegungsmuster waren“, erläutert Polizeisprecher Wilhelm. Daraus habe sich ableiten lassen, dass es sich um zeitversetzte Morde handle. „Wir werten dezidiert alles aus, was uns in die Finger kommt“, so Wilhelm.
Soko Rampe mit rund 60 Ermittlern bei der Arbeit
Nicht zuletzt deshalb war die Soko „Rampe“, in der rund 60 Ermittlerinnen und Ermittler auch weiterhin aktiv sind, bei der Suche nach der getöteten Großmutter des neugeborenen Mädchens erfolgreich. „Es war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, so Wilhelm. Ermittlungsansätze hätten ergeben, dass die Leiche der 51-Jährigen im Gebiet rund um Bad Schönborn abgelegt worden sein könnte. Ermittler suchten seit dem vergangenen Donnerstag mit Hubschraubern Felder ab, Polizeitaucher waren in verschiedenen Seen unterwegs. Auch am Fundort im „Krummen Loch“ seien die Fachleute schon seit Tagen bei der Arbeit gewesen. „Der See ist sehr trüb. Die Taucher müssen sich da zentimeterweise vorantasten“, sagt Wilhelm. Am Dienstag hätten die Kollegen die Leiche der Frau schließlich im Uferbereich gefunden.
In sozialen Medien wurden auch schon Vermutungen laut, dass es sich bei dem Fall um eine verunglückte Leihmutterschaft gehandelt haben könnte. Diesen Verdacht entkräftet Wilhelm klar und deutlich: „Es ging definitiv nicht um eine Leihmutterschaft.“
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