Umwelt

Gesundheitsappell: Deshalb warnen Speyerer Schnakenbekämpfer vor Tigermücke

Stechmücken werden mit Bakterien im Rhein-Neckar-Raum seit 1976 immer intensiver an der Ausbreitung gehindert. Nun mahnt ein Experte wegen des Dengue-Fiebers. Dieser Ort in der Metropolregion wäre am ehesten betroffen

Von 
Stephan Alfter
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Ein Exemplar einer Tigermücke. © dpa

Rhein-Neckar. Die Tigermücke wird immer mehr zum Belästigungsfaktor – und zusätzlich zum Gesundheitsrisiko: Mit eindringlichen Worten hat Dirk Reichle, wissenschaftliche Direktor der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), am Dienstag in Stockstadt am Rhein auf die Herausforderungen hingewiesen, vor denen die Städte und Gemeinden entlang des Flusses stehen.

Schnakenbekämpfung wird teurer

Nun wird die Umlage um 22 Prozent erhöht, mit der die rund 100 angeschlossenen Kommunen die Arbeit der KABS bezahlen. Das bedeutet, dass auf große Städte wie Ludwigshafen und Mannheim jährlich gleich mehrere Tausend Euro mehr an Belastung zukommen, um von Stechmücken verschont zu bleiben. Mehr als vier vier Millionen Euro brauchen die Schnakenbekämpfer zwischen Breisach im Süden und Bingen im Norden per anno. Der Gesamtetat im Jahr 2024 hat ein Volumen von 6,5 Millionen Euro.

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Neues Helikopter-Unternehmen aus der Eifel kämpft aus der Luft

Einen großen Teil machte in der Vergangenheit der Betrieb zweier Helikopter aus, die den Wirkstoff Bacillus thuringiensis israelensis (BTI) aus der Luft in Brutgebieten von Stechmücken ausbrachten. Ein Unternehmen aus der Eifel (Deutsche HeliForst GmbH) hat bei einer europäischen Ausschreibung den Zuschlag bekommen, nachdem die bisherige Firma mit ihrem Piloten in den Ruhestand ging. Die Mehrkosten betragen laut Reichle 275 000 Euro. Am 17. Mai 2023 war KABS erstmals in seiner Geschichte seit 1976 sogar mit drei Hubschraubern entlang der Brutgebiete unterwegs. Mit großem Erfolg, wie man ebenfalls im Rückblick auf die geringen Schnakenpopulationen im Sommer 2023 feststellte.

Dengue-Fieber soll nicht auf Tigermücke treffen - in Ketsch

Reichle ließ bei der Mitgliederversammlung keinen Zweifel an der Notwendigkeit, neben der klassischen Stechmückenbekämpfung einen zweiten Personal- und Handlungsstrang aufzubauen, der sich gleichzeitig der eingewanderten Asiatischen Tigermücke widmet. Diese ist den wissenschaftlich erhobenen Daten zufolge inzwischen in 32 Mitgliedsgemeinden der KABS unterwegs. „Sie muss nicht erst aus den Auwäldern in die Orte fliegen, sie ist schon da“, sagte Reichle. Ein Hotspot der Tigermücke liege beispielsweise in Ketsch. Er beschrieb dann eine Gefahr, die in den kommenden Jahren immer virulenter werden könnte. In der Region habe es nämlich zuletzt einige wenige Fälle von Dengue-Fieber gegeben – eine eingeschleppte Krankheit. Problematisch werde es, wenn diese infizierten Personen von Tigermücken gestochen würden. Denn dann könnte die Tigermücke das ursächliche Virus weitertragen. Ganz banal gilt also als Appell in Ketsch: Leute mit Dengue-Fieber sollten nicht auf eine große Population Tigermücken treffen, weil die Wahrscheinlichkeit einer Verbreitung der Krankheit dann deutlich steigt. Ähnliches gelte für das Westnil-Virus, das ebenfalls von Tigermücken weitergetragen werde.

Ähnliche Regeln für Westnil-Virus

Ein strukturelles Problem beschreibt Reichle außerdem: Die in Speyer beheimatete KABS brauche zukünftig mehr Personal. Mit der vorhandenen Struktur von 65 Festangestellten und 170 Saisonkräften könnten zukünftig nicht mehr alle Bekämpfungsanfragen bedient werden. Immerhin eine winzige Linderung diesbezüglich kommt nun vom Land Baden-Württemberg: Ab dem Jahr 2024 wird eine Tigermückenfachkraft aus dem Sozialministerium teilfinanziert. Sie soll Schulen und Gesundheitsämter beraten.

 

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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