Rhein-Neckar

Geothermie in der Region: Abschlussbericht vorgestellt

Ein 65-seitiger Abschlussbericht zur Geothermie in der Region schließt die akribische Arbeit von interessierten Bürgern ab. Der Bericht wird von der Geohardt GmbH als „Hausaufgabe“ und Verpflichtung wahrgenommen

Von 
Joachim Klaehn
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Vibrotrucks senden Schallwellen in den Untergrund: Die Untersuchungen des Untergrunds sorgten für Aufregung in der Region. © Bernhard Zinke

Rhein-Neckar. Sieben der insgesamt 49 ausgewählten Zufallsbürger trugen bei der Übergabe des Abschlussberichts die Ergebnisse des Dialogforums, zu dem Geohardt als Tochter von EnBW und MVV eingeladen hatte, im Luthersaal in Schwetzingen vor. Mit Kompetenz, Sachlichkeit und Herzblut haben sich interessierte Menschen richtig reingekniet in das komplizierte, vielfältige und konfliktreiche Thema der Geothermie, das in den vergangenen Monaten zu emotionalen Wallungen führte.

Die regionale und lokale Politik, vertreten durch Umweltstaatssekretär Andre Baumann und Schwetzingens Oberbürgermeister René Pöltl, nahm die Resultate des Berichts entgegen. „Entscheidend ist, dass Sie das gemacht haben“, sagte Pöltl: „Sie haben sich des Themas offen angenommen. Es ist die Basis für alles, was noch kommt.“ Er lobte das Format einer Dialogplattform und stellte in Vertretung der Kommunen in Aussicht, dass es in Schwetzingen und Umgebung weiterhin eine Bürgerbeteiligung geben werde – unabhängig von künftigen Standorten der mutmaßlich drei klimafreundlichen Wärmekraftwerke, die bis 2030 das Mannheimer Großkraftwerk ablösen sollen.

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Zusätzliches Signal seitens der Politik: Die Geothermie soll als dritte Säule der Energiewende etabliert werden. Staatssekretär und Grünen-Landtagsabgeordneter Baumann sagte: „Die Tiefengeothermie ist der Gamechanger. Sie ist sicher, bezahlbar und CO2-frei.“ Die Realisierung innerhalb des 7000 Hektar großen Potenzialgebiets (Mannheim, Brühl, Ketsch, Schwetzingen, Plankstadt, Heidelberg und Oftersheim) könne eine Vorreiterrolle mit sich bringen, so Baumann, der Bürgerbeteiligung, Sicherheit und bei Bedarf Schadensregulierung für unverzichtbare Mechanismen der Projekte hält.

Beim Dialogforum standen andere im Blickpunkt: Ralf Schaub (Oftersheim), Dimitrios Tsiligiris (Schwetzingen), Inka Mirbach und Ralph Winter (beide Heidelberg), Günther Schmeiser (Ketsch), Ainhoa Palomo Vegas und Mechthold Lippolt (beide Mannheim). Nach dem dem Absolvieren eines mehrstufigen Forums, das im Juli 2022 anlief, präsentierten sie die Resultate.

Erfolgreicher Lernprozess

Herausgekommen ist ein 65-seitiger Schlussbericht, der mithilfe der Anhörung von Experten, vier Abendveranstaltungen, vielen zusätzlichen Abstimmungsterminen, 80 Fragestellungen sowie 71 Bewertungen und Empfehlungen zustande kam. Sie wurden angeleitet von der Dettenheimer Agentur „Dialog Basis“, die sich auf Bürgerdialoge und Partizipation spezialisiert hat.

„Es war ein Lernprozess“, sagte Ralf Schaub, „wir haben uns ein Grundverständnis erarbeiten können. Das fand ich klasse.“ Die meisten Dialogteilnehmer, unter 1100 Personen ausgewählt, lobten die Mischung aus Diskurs und Expertenhearings. „Halbwissen macht ja auch Angst“, berichtete Inka Mirbach, „wir raten den Bürgern, sich zu informieren.“ Mirbach forderte sehr plakativ: „Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung!“

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Die beiden Geschäftsführer der Geohardt GmbH, Matthias Wolf und Stefan Ertle, sowie der zuständige Geologe Thomas Kölbel von der EnBW nahmen für sich hilfreiche Erkenntnisse aus dem Bürgervotum mit. „Es ist eine Herkulesaufgabe bis 2030 – super sportlich“, sagte Wolf, „wir brennen auf dieses Projekt und wussten von Anfang an, dass es Gegenwind geben wird. Wir haben weitere Hausaufgaben bekommen.“

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