Prozess

Geldautomaten-Sprengung in Rauenberg: GPS-Signal von gestohlenem Porsche liefert Spur

Der GPS-Sender eines gestohlenen Sportwagens ist offenbar dem mutmaßlichen Mitglied einer Geldautomatenknacker-Bande zum Verhängnis geworden. Das Signal führte zu einer Garage in den Niederlanden

Von 
Michaela Roßner
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Landgericht Heidelberg. © dpa

Heidelberg/Rauenberg. Ein gestohlener Porsche aus dem Rheinland hat die Ermittler offenbar auf die Spur des mutmaßlichen Geldautomaten-Sprengers von Rauenberg geführt: Im Prozess vor dem Heidelberger Landgericht hat der Vorsitzende Richter Jochen Herkle am Dienstagmorgen ein Protokoll vorgelesen, das Ermittlungen in Limburg von vor zwei Jahren zusammenfasst.

Kripobeamte schilderten darin, dass am 5. Januar 2021 in Düsseldorf ein Porsche gestohlen worden war. Das GPS-Signal dieses Wagens führte die Ermittler einen Tag später zu einer Garage in Geleen in den Niederlanden. Unweit der Grenze zu Deutschland stand der mutmaßliche Fluchtwagen des Bankautomaten-Diebstahls aus Sinsheim vom September 2020 dann. Im Auto wurden Spuren gefunden, die zum jetzt Angeklagten führten.

Sturmhauben im Handschuhfach

Weil er in der Nacht am 29./30. September 2020 mit Komplizen einen Geldautomaten der Volksbank in Rauenberg gesprengt haben soll, muss sich der 25-Jährige aus den Niederlanden seit 14. Februar vor dem Heidelberger Landgericht verantworten. Vermutlich drei Täter hatten den Selbstbedienungsautomaten in der Kraichgaugemeinde mit Gas explodieren lassen und rund 120 000 Euro erbeutet. An den Räumen der Bankfiliale entstand Sachschaden von mehr als 56 000 Euro.

Rund um die schwarze Limousine, bei dem es sich nach Überzeugung der Anklage um den Fluchtwagen handelt, lagerten Gasdruckflaschen, Sprengstoff und verschiedene Werkzeuge sowie Kanister mit Treibstoff. Im Handschuhfach des Wagens, an dem gestohlene Kennzeichen befestigt waren, lagen mehrere Paar Handschuhe sowie vier Sturmhauben.

Während Hauben und Handschuhe offenbar neu und ohne Spurenwert waren, sicherten die Experten auf einem Ablagebrett in der Mittelkonsole des Wagens DNA-Material von mindestens zwei Personen – eine soll mit großer statistischer Wahrscheinlichkeit der Angeklagte sein, dessen DNA-Muster in einer Datenbank hinterlegt war.

Für die Verteidiger des 25-Jährigen ist das indes kein eindeutiger Beweis für eine Tatbeteiligung – zumal Gutachter wohl nicht angeben können, in welchem Zeitraum die Spur entstanden sei. Mit „mehreren Sets“ Sprengvorrichtungen und den neuen Hauben und Handschuhen im Handschuhfach sowie den Kanistern Treibstoff und Gasdruckflaschen sei das Auto womöglich ja für einen Einsatz vorbereitet gewesen – hält es der Aachener Rechtsanwalt Christoph Pawlowski für wenig wahrscheinlich, dass diese Vorbereitung noch in der Nacht nach dem Coup in Rauenberg erfolgt seien: „Da will man doch eher weg.“

„Es gibt auch Logistiker“, verweist er auf die arbeitsteilige und offenbar sehr professionelle Aufstellung einer kriminellen Geldautomaten-Sprenger-Bande. Insgesamt wurden kaum Spuren gefunden. Andere konnten noch keinen Personen zugeordnet werden. Die Hauptverhandlung wird am Freitag, 24. Februar, um 9 Uhr fortgesetzt.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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