Volksbegehren

Gegen Gendersprache: Heidelberger Jurist hat genug Unterschriften

10 000 Unterstützer sind an Bord: Der 72-jährige Klaus Hekking hat eine erste Hürde genommen. Nun wird ein Treffen Mitte Juli in Stuttgart entscheidend

Von 
Stephan Alfter
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Das Gendersternchen wird immer beliebter. Im Bild: eine Handreichung der Stadt Stuttgart mit Hinweisen zur Umsetzung der geschlechtersensiblen Sprache © dpa

Heidelberg. Seit März organisiert der Heidelberger Jurist Klaus Hekking Unterschriften für ein Volksbegehren gegen das Gendern in Schulen und anderen Landeseinrichtungen (wir berichteten damals). Wie er am Freitag gegenüber dieser Redaktion sagte, hat er die notwendigen Namen dafür inzwischen zusammen. Insgesamt hätten 12 000 Menschen das Anliegen „Stoppt Gendern in Baden-Württemberg“ mit ihrer Signatur unterstützt. Das bedeutet, dass die Grundlage für ein Volksbegehren geschaffen ist. Nun beginnt aber der schwierigere Prozess. Und Mitte Juli steht nach Hekkings Aussage ein Treffen mit den Landes-Fraktionsspitzen von CDU und FDP in Stuttgart an.

Voraussetzungen für ein Volksbegehren sind erfüllt: Klaus Hekking. © sal

Dem 72-jährigen Rechtsanwalt war es von Beginn an wichtig zu betonen, dass jeder in seinem privaten Bereich sprechen könne, wie er wolle. In der Begründung des Aufrufs steht insofern: „Wer freiwillig gendern will, kann dies gerne tun. Wir lehnen jedoch entschieden Bestrebungen öffentlicher Institutionen und bestimmter Lobbygruppen ab, den Menschen entgegen ihrem Willen das Gendern aufzunötigen.“ Wörtlich heißt es in dem Gesetzentwurf, der Grundlage des Volksbegehrens ist: „Die Landesregierung und die ihr nachgeordneten Behörden, sowie alle übrigen Einrichtungen des Landes verwenden bei der internen und externen Kommunikation ausschließlich das Amtliche Regelwerk ,Deutsche Rechtschreibung, Regeln und Wörterverzeichnis’ in der jeweils geltenden Fassung und verzichten auf Vorgaben zum Gebrauch geschlechtsneutraler Änderungen und Zusätze.“

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Nicht mit der AfD stimmen

Dass es ein fast gleichlautender Gesetzentwurf bisher nicht zum Gesetz gebracht hat, liegt unter anderem an der CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag. Sie ist zwar inhaltlich auf der Seite Hekkings und seiner Mitstreiter, aber sieht sich in einer Zwickmühle, weil sie eigentlich nicht mit der AfD stimmen möchte, die den Gesetzentwurf, den die FDP eingebracht hat, ebenfalls unterstützt. Ohne geschlossene Zustimmung aller drei Fraktionen wird in „The Länd“ aber weiter gegendert. Ob Hekking den harten Weg eines Volksbegehrens gehen muss, könnte sich entscheiden, wenn er Mitte Juli politische Gespräche in Stuttgart geführt hat. Würden sich CDU und FDP nämlich einigen, dann könnte das Gesetz gegen das Gendern in Schulen und Behörden recht schnell Realität werden, zusammen gäbe es eine Mehrheit im Landesparlament. Um auf dem anderen Weg zum Ziel zu kommen, müsste Hekking die Ochsentour machen. Er bräuchte ein Zehntel aller wahlberechtigten Bürger des Bundeslandes als Unterstützer, also rund 770 000 Menschen. Schon in den vergangenen Monaten hat der frühere Vorstandsvorsitzende der SRH-Holding erfahren, wie aufwendig die Organisation eines Volksbegehrens sein kann. Von der Homepage bis zur Organisation braucht es eine eigene Logistik-Abteilung. Der einfache Plan heißt insofern, eine gesetzliche Regelung mit den Parteien im Landtag zu erreichen.

Treffen in Stuttgart Mitte Juli

Insofern wäre Hekking wohl nicht böse, wenn der CDU-Fraktionsvositzende Manuel Hagel zu neuen Erkenntnissen gekommen wäre. Als diese Redaktion am Freitag versuchte, Hagel dazu zu befragen, kam bis zum Abend keine Antwort. Gegenüber dem SWR hatte Hagel schon im Mai gesagt: „Der Inhalt des Volksbegehrens ist eins zu eins Beschlusslage der CDU-Landtagsfraktion“.

Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist in dieser Frage - entgegen der Mehrheit der Grünen-Fraktion im Landtag - auf der Seite der Gendergegner: Er hatte schon früh in diesem Jahr gegenüber Deutschen Presse-Agentur gesagt: „Es ist schon schlimm genug, dass so viele unserer Grundschüler nicht lesen können. Man muss es denen nicht noch erschweren, indem man in der Schule Dinge schreibt, die man gar nicht spricht.“

Hekking bricht mit dem Bemühen um ein Volksbegehren eine Lanze für die deutsche Sprache. Sie präge unsere Kultur, sie verbinde uns, und sie müsse deshalb für alle möglichst einfach und verständlich sein. Durch das Gendern verliere sie an Prägnanz, Natürlichkeit und Stimmigkeit und verkomme zu einem blutleeren Soziolekt, das mit der Lebenswirklichkeit nichts zu tun habe.

Verhehlen, dass Sprache dynamisch ist und dass eine jüngere Generation eher zum Gendern neigt, wollte Hekking schon bei einem Gespräch im März nicht. Jeder sei frei, selbst zu entscheiden, er wehre sich aber gegen Konformitätsdruck.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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