Klima-Prognose - Frankenthal und Ludwigshafen werden bis zum Ende dieses Jahrhunderts im Bundesvergleich die meisten Hitzetage erleben

Frankenthal und Ludwigshafen heißeste Städte Deutschlands

Von 
Stephan Alfter
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Die Rheinebene heizt sich auf: Blick auf die im Sonnenuntergang rötlich leuchtende Hügelkette der Haardt mit der Kalmit bei Neustadt als höchster Erhebung. © K. Venus

Frankenthal/Ludwigshafen. Die ganze Welt spricht vom Klimawandel, aber die genauen Folgen für die Menschen beispielsweise in der Metropolregion Rhein-Neckar waren bisher mit Daten nur schlecht unterfüttert. Ein just erschienener Atlas ändert das. Das Climate Service Center Germany, eine Einrichtung des Helmholtz-Zentrums Hereon, gibt einen Ausblick auf das Klima am Ende des 21. Jahrhunderts - heruntergebrochen auf 401 Landkreise und kreisfreie Städte in Deutschland.

Hitzetage, Trockentage, Frost- oder Starkregentage - es sind vor allem die pfälzischen Nachbarstädte Frankenthal und Ludwigshafen, die in dem Klima-Ausblick an zwei Stellen eine herausstechende Position einnehmen. Bei den heißen Tagen liegen sie im Deutschlandvergleich der 401 Städte und Landkreise an Position eins und zwei. Gefragt haben sich die Autoren der Studie, wie viele zusätzliche Tage pro Jahr mit einer Höchsttemperatur von mehr als 30 Grad es am Ende dieses Jahrhunderts geben wird? Heute sind es im Durchschnitt 11,5 Tage mit über 30 Grad. Im Jahr 2098 wird das Thermometer - je nach Projektion - an etwa 19,5 Tagen pro Jahr die 30-Grad-Marke überschreiten. Basis der Berechnungen sind drei Szenarien - ein Szenario mit viel Klimaschutz, ein Szenario mit mäßigem Klimaschutz und ein Szenario ohne wirksamen Klimaschutz. Legt man das mittlere Szenario zugrunde, so wird Nordfriesland am Ende des Jahrhunderts nur an 1,5 Tagen die Marke von 30 Grad überschreiten.

Damit ist diese Region nicht besonders von einer Klimaerwärmung betroffen. Bei einem weiterhin hohen Ausstoß von Emissionen wird es aber auch dort zu tropischen Nächten (über 20 Grad), schwülen Temperaturen und anhaltenden Hitzeperioden kommen, sagen die Datensammler voraus. Eine besonders starke Erwärmung wäre unter diesen Bedingungen für die Alpen und den Schwarzwald zu erwarten.

Mehr Tropennächte in der Pfalz

Bleibt man bei der mittleren Variante, so ist der Oberrheingraben von steigenden Temperaturen auch nachts stark betroffen. Auch in dieser Tabelle liegen Germersheim, Ludwigshafen und Frankenthal unter den ersten fünf in Deutschland. Auf das Jahr gesehen soll es hier etwa vier weitere Nächte mit Werten von mehr als 20 Grad geben. Heidelberg, Mannheim, der Rhein-Neckar-Kreis mit Weinheim sind hier ebenfalls unter den „Top“ 15. Minimal kühler ist die Prognose für Heppenheim im Kreis Bergstraße, das zu den Top 25 zählt. Unter der Rubrik „Schwüle Tage“ rangiert Speyer Ende des Jahrhunderts demnach bundesweit auf Rang fünf mit 14,6 pro Jahr. Bisher sind es 8,1 schwüle Tage, an denen die Luft besonders feucht ist.

„Zwei-Grad-Ziel“ kaum erreichbar

„Es gibt nach unseren Untersuchungen nicht einen einzigen Landkreis, bei dem alles beim Alten bliebe, falls sich die Emissionen weiterhin auf gleichem Level bewegen oder sogar noch steigen würden“, sagte Diana Rechid, eine der drei Autoren der Klimaausblicke, dieser Redaktion am Montag. Mit ihren Kollegen habe sie etwa ein Jahr an den regionalen Klimaausblicken gearbeitet. Die Ergebnisse sollen Akteuren in Wirtschaft und Politik eine Faktenbasis für langfristige Entscheidungen bieten.

Hinter der Studie stand Rechid zufolge die Frage: „Was können wir durch wirksamen Klimaschutz vermeiden, und auf welche Veränderungen müssen wir uns auf alle Fälle vorbereiten?“ Als schlechtesten Fall haben die Forscher angenommen, dass es fortan keine wirksamen Klimaschutzmaßnahmen gibt. Im bestmöglichen Szenario ließe sich das Ziel noch erreichen, die Erderwärmung auf zwei Grad - vom vorindustriellen Zeitalter aus betrachtet - zu begrenzen. „Ich schließe nicht komplett aus, dass wir das schaffen, weil es dringend notwendig ist, um schwerwiegende Veränderungen zu verhindern. Aber im Moment sehe ich dafür nicht die nötigen politischen Maßnahmen“, sagt Rechid.

Bei den Starkregenereignissen ist der Rhein-Neckar-Kreis im mittleren Szenario auf Platz 45 unter den 401 Kommunen zu finden. An knapp acht Tagen pro Jahr wird demnach Ende des Jahrhundertes eine Niederschlagsmenge von mindestens 20 Millimetern zu konstatieren sein.

Wintertage, an denen die Höchsttemperatur unter 0 Grad liegt, wird es nach den Vorausberechnungen an den Flüssen im Oberrheingraben kaum noch geben. Von jetzt 12,9 beispielsweise in Speyer gehen sie auf 0,9 zurück, in Mannheim von 13,7 auf 0,7. All diese Parameter haben der Studie zufolge auch Folgen für die Menschen. In Stadtentwicklungskonzepten müssen Grün- und Wasserflächen zur Kühlung mitgedacht werden. Steigende Temperaturen haben Auswirkungen auf die Gesundheit, befördern Kreislaufstörungen und andere Krankheiten.

Nach den vergangenen Hitzesommern ist offensichtlich geworden, dass auch Wälder wie Odenwald und Pfälzerwald bedroht sind.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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