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Feuerschein über Ludwigshafen - wann und warum BASF-Fackeln lodern

Flammen schießen meterhoch in den Himmel: Die Fackeln auf dem BASF-Werksgelände in Ludwigshafen sorgen für beeindruckende Bilder - und haben eine wichtige Funktion

Von 
Julian Eistetter
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Wenn die BASF-Fackeln in Ludwigshafen anspringen, kann das für beeindruckende Bilder sorgen. Wie hier Anfang 2024. © Hans Schmitt

Ludwigshafen. Es ist ein schmaler Grat zwischen beliebtem Fotomotiv und besorgniserregendem Feuerball. Die Fackeln auf dem Werksgelände der BASF in Ludwigshafen können zuweilen spektakuläre Motive liefern, sorgen im Umfeld des Chemiekonzerns aber auch immer wieder für Beunruhigung. Denn wenn so eine Fackel mal richtig loslegt, kann gerne der gesamte Himmel im Umfeld in orangefarbenen Tönen leuchten. Doch wann und warum springen die Fackeln überhaupt an? Diese Redaktion hat alles Wissenswerte zusammengetragen.

Warum es auf dem BASF-Gelände überhaupt Fackeln gibt

Nach Angaben des Chemiekonzerns mit Sitz in Ludwigshafen werden Fackeln vor allem aus zwei Gründen eingesetzt: Sie dienen zum einen der Verbrennung von Abgasen, die in den Anlagen auf dem Werksgelände entstehen. Noch viel wichtiger ist aber ihre Funktion als Teil des Sicherheitskonzepts. Denn mit Hilfe der Fackeln werden überschüssige Gase verbrannt. „Diese fallen vor allem beim An- und Abfahren oder bei Betriebsstörungen einer Anlage an“, teilt eine BASF-Sprecherin mit.

Fackeln spielen auf dem BASF-Werksgelände in Ludwigshafen eine große Rolle. Fast jede Anlage ist mit einer solchen ausgestattet. © BASF

Die überschüssigen Gase werden im Ernstfall zum Fackelkopf geleitet und dort über eine sogenannte Stützflamme entzündet. „Die Stützflammen sorgen dafür, dass die Fackeln immer einsatzbereit sind. Dies ist notwendig, um die Sicherheit jederzeit zu gewährleisten, falls Gas aus dem Produktionsprozess über die Fackel geleitet werden muss“, erläutert die Sprecherin.

Wie viele Fackeln gibt es bei der BASF und wie häufig springen sie an?

Bei der BASF gibt es nach Unternehmensangaben eine „Vielzahl von Fackeln unterschiedlichster Bauart“. Eine Zahl wird jedoch nicht genannt - nur bei den expliziten Sicherheitsfackeln, von denen es etwa 20 gibt. Die Sprecherin erklärt, dass „fast in jeder Anlage“ eine Fackel oder eine entsprechende Verbrennungseinrichtung betrieben wird. Davon seien viele kaum erkennbar, andere dafür jedoch weithin sichtbar.

Zu unterscheiden ist zwischen geplanten Fackelzeiten wie etwa bei Reparaturen und Revisionen, die durch das Unternehmen im Vorfeld veröffentlicht werden, sowie außerplanmäßigen Betriebsunterbrechungen, die zu einem Anspringen von Fackeln führen. „Dementsprechend schwierig ist es, die Aktivitätsdauer und -häufigkeit der verschiedenen Fackeln zu benennen“, so die Sprecherin.

So groß kann die Fackel am Steamcracker im Werksteil Nord der BASF werden

Die wohl auffälligste Fackel der BASF in Ludwigshafen ist die am großen Steamcracker im Werksteil Nord. „Die Hochfackel des Steamcrackers hat eine Höhe von 140 Metern“, sagt die Sprecherin. Die Flamme allein könne dabei eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen – das ist in etwa halb so hoch wie das Mannheimer MVV-Hochhaus.

Die Flamme der Hochfackel am Steamcracker im Werksteil Nord der BASF kann bis zu 30 Meter hoch werden. © Thomas Tröster

Wie laut können die BASF-Fackeln werden?

Damit es zu einer optimalen und rußarmen Verbrennung der überschüssigen Gase kommt, wird nach Angaben der BASF-Sprecherin Wasserdampf in den Fackelkopf hinzugegeben. „Durch die Strömungsgeräusche des Wasserdampfes kann es zu Lärmemissionen kommen“, räumt sie ein. Das Unternehmen hat am Werkszaun im Bereich von Tor 13 bei starker Fackeltätigkeit des Steamcrackers im Mittel eine Lärmemission von rund 60 Dezibel gemessen. Das entspreche etwa dem Geräusch eines Rasenmähers.

Wie die Geräusche in der Nachbarschaft des Unternehmens wahrgenommen werden, hänge stark davon ab, wie viel Dampf und Gas in die Fackel geleitet werden, so die Sprecherin. Auch die vorherrschende Windrichtung und Wetterlage könnten dies beeinflussen. „Entscheidend für die Anwohner ist natürlich auch die Entfernung der Fackel zum Wohngebiet.“

„Wir wissen, dass die Fackeltätigkeit mit Belastungen – wie sichtbarem Feuerschein und Lärm – für unsere Nachbarn verbunden sind und versichern, dass wir unser Möglichstes tun, um diese so gering wie möglich zu halten“, betont die Sprecherin.

Warum eine intensive Flammenfärbung bei der Verbrennung ein gutes Zeichen ist

Der Fackelbetrieb spreche aber immer nur dafür, dass das Sicherheitskonzept in den Anlagen einwandfrei funktioniere. Fackeln seien vorgeschriebene Sicherheitseinrichtungen, über die überschüssige Gase verbrannt werden. „Eine intensive Flammenfärbung zeigt an, dass hohe Temperaturen bei der Verbrennung erreicht werden, die nötig sind, um die Gase sauber zu verbrennen.“ So werde sichergestellt, dass schädliche Umweltauswirkungen für die Bevölkerung ausgeschlossen seien.

Der Fackelschein ist zuweilen weithin sichtbar und wird häufig für ein Brand gehalten. © Bernhard Zinke

Haben die Fackeln Auswirkungen auf die Umwelt?

Nach Angaben der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd als Gewerbeaufsicht und Naturschutzbehörde dienen die Fackeltätigkeiten sogar der Luftreinhaltung - insbesondere in ihrer Funktion bei der regulären Verbrennung von Abgasen aus den Produktionsprozessen. Wie eine Sprecherin der Behörde mitteilt, werden "schädliche Bestandteile aus dem Abgas nahezu vollständig verbrannt". Bei den regulären Fackeltätigkeiten sei es noch nicht zu Lärmbeschwerden gekommen.

Anders sei das bei den Sicherheitsfackeln, bei denen es wie bereits von der BASF mitgeteilt zu Strömungsgeräuschen komme, die je nach Wetterlage in der Umgebung wahrgenonmmen würden. "Es kommt deshalb auch vereinzelt zu Nachbarschaftsbeschwerden", so die Sprecherin der SGD Süd. Über besondere Fackeltätigkeiten werde die Landesbehörde stets informiert.

Ob die massiven Fackeln eine Gefahr für Vögel oder Insekten darstellen, darüber liegen der SGD Süd keine Daten und Erkenntnisse vor. "Nach der Einschätzung unserer Fachleute der oberen Naturschutzbehörde würden die Tiere die Fackeln sicherlich meiden", so die Sprecherin.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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