Mannheim. Der mutmaßliche Paketbomber aus Ulm ist seit dem späten Montagnachmittag wieder auf freien Fuß. Nach Angaben seines Mannheimer Anwalts Steffen Lindberg hat das Landgericht Heidelberg den Haftbefehl gegen den Rentner aufgehoben. Der Ulmer soll laut Anklage für Explosionen bei Lidl in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) und den Wild-Werken in Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) verantwortlich sein. Er bestreitet aber die Taten vehement, wie sein Anwalt sagte.
Wie Lindberg sagte, besteht nach Auffassung des Landgerichts kein dringender Tatverdacht mehr gegen den Beschuldigten, damit sei die Voraussetzung für den Haftbefehl entfallen. Der Rentner wurde deshalb aus der Justizvollzugsanstalt in Mannheim entlassen. Er saß sieben Monate in Untersuchungshaft. Der Prozess gegen ihn geht allerdings am Freitag vor dem Landgericht Heidelberg weiter. Es stehen noch fast zehn Verhandlungstage an. Ob der Prozess abgekürzt wird, ist unklar. „Aus Sicht der Verteidigung waren die Gründe für den dringenden Tatverdacht nie vorhanden. Wir freuen und deshalb über die Entscheidung des Landgerichts. Unser Ziel ist ein Freispruch“, sagte der Anwalt.
„Ich bin nicht die von Ihnen gesuchte Person“, hatte der Angeklagte am Landgericht Heidelberg bereits Anfang September die Vorwürfe von sich gewiesen. Die Anklage geht davon aus, dass er im Februar ein Päckchen mit Sprengladung an den Getränkehersteller ADM Wild in Eppelheim verschickte. Als ein Mitarbeiter es öffnete, erlitt er Schnittverletzungen und ein Knalltrauma. Zwei weitere selbstgebaute Pakete soll der 66 Jahre alte Elektriker den Vorwürfen zufolge an die Lidl-Zentrale in Neckarsulm bei Heilbronn und an den oberbayerischen Babynahrungshersteller Hipp in Pfaffenhofen an der Ilm adressiert haben.
Das verhängnisvolle Päckchen legte der Lagerist in Eppelheim erst einmal zur Seite. Es war nur allgemein an die Firma adressiert. Als er die restlichen Sendungen sortiert hatte, öffnete er das Päckchen. Es war so groß wie eine Büchersendung und explodierte mit starker Rauchentwicklung. „Da war die Hölle los“, sagte der 44-Jährige zum Prozessauftakt.