Edenkoben. Nach Ansicht eines Kriminologie-Experten kann das öffentliche Informieren über verurteilte Sexualstraftäter ihr Rückfallrisiko steigern. In manchen Bundesstaaten der USA etwa müssten Schilder vor Häusern aufgestellt werden oder es gebe öffentliche Register, sagte der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, Martin Rettenberger. "Solche öffentlichen Registrierungen verhindern allerdings keine Rückfälle, sondern können vielmehr sogar zu einer Verschlechterung der Sicherheitslage führen." Dabei werde Angst geschürt und der Druck auf entlassene Personen erhöht. "Wenn man aber den Druck auf diese Personengruppe immer weiter erhöht, kann das Rückfallrisiko sogar ansteigen."
Kritik am Vorgehen der Behörden in Edenkoben
Nach dem mutmaßlichen Entführungs- und Missbrauchsfall einer Zehnjährigen im pfälzischen Edenkoben war Kritik am Vorgehen der Behörden laut geworden. Ein 61-jähriger Mann soll das Mädchen am Montag auf dem Schulweg mutmaßlich entführt und missbraucht haben. Der Mann wurde bereits in der Vergangenheit wegen Sexualdelikten verurteilt. Die Stadt und der Landesverband Reale Bildung hatten kritisiert, nicht über den Mann informiert worden zu sein.
Generell seien die Rückfallraten bei Sexualstraftätern - trotz solch tragischer Fälle wie in Edenkoben - vergleichsweise niedrig und in den vergangenen Jahren gesunken, sagte Rettenberger. "Das hängt damit zusammen, dass die Strafverfolgungsbehörden, die Polizei, die Justiz und das Gesundheitssystem viel Arbeit und Ressourcen in diese Gruppe investiert hat", erklärt der Experte. "Aber es gibt kein Präventionssystem, das jeden Rückfall verhindern kann."
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